Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
Vom Netzwerk:
hineingeraten.«
    Überrascht sah er sie an. Was meinte sie damit?
    Er sah schnell zu Duck hin, die gerade ein Stückchen Niere auf ihrer Gabel entdeckt hatte und es mit den Fingern herunterklaubte.
    Seine Mutter schüttelte den Kopf.
    »Also, pass auf«, sagte er nervös. In seinen Schläfen pochte es, und sein Gesicht leuchtete inzwischen puterrot. »Wenn ich dir Sorgen gemacht habe, tut es mir Leid, aber wie das mit den Büchern passiert ist, weiß ich ehrlich nicht! Ich war zu der Zeit oben auf der Galerie. Ich wollte die Katze einfangen, die sich mit mir reingeschlichen hatte.«
    Duck sah sie beide erwartungsvoll an.
    Seine Mutter schwieg. »Nun, ich denke«, sagte sie nach einer langen, spannungsgeladenen Pause, »es ist auf jeden Fall besser, wenn dich Duck heute Nachmittag begleitet. Vielleicht kann sie dir das eine oder andere über Verantwortungsbewusstsein beibringen.«
    Duck strahlte. Blake stocherte murrend mit der Gabel in seinem Essen herum. Die Sauce auf dem Tellerrand war inzwischen geronnen und der Wald aus zerkochtem Broccoli schlaff und kalt geworden. Lustlos klopfte er auf die Blätterteigschicht seiner Pastete.
    Als er schließlich aufsah, kam gerade Prosper Marchand wichtigtuerisch auf sie zu. Von einem seiner Ohrläppchen baumelte ein silberner Totenkopfanhänger herab.
    »Das also sind Ihre beiden?«, sagte der Professor mit aufgesetztem Lächeln und tätschelte Duck vertraulich den Kopf. Instinktiv zog sie die Kapuze ihres Regenmantels hoch und drehte das Gesicht zur Seite. »Sehen aus, als könnten sie einen ganz schön auf Trab halten.«
    Der lockenköpfige Professor, immer noch in Lederjacke, zwinkerte Blake zu. Mit abweisendem Blick schob Blake sein Tablett über den Tisch, der Appetit war ihm endgültig vergangen.
    Juliet Wintes ignorierte die Bemerkung.
    »Der Junge ist seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten«, fuhr der Professor ungerührt fort. »Wie geht's Christopher denn so?«
    Alles in Blake verkrampfte sich.
    »Gut«, erwiderte Juliet Winters kurz und mit gestrafften Schultern. »Wie immer.«
    »Ah, verstehe«, sagte der Professor. Plötzlich ging er neben ihr in die Hocke und tuschelte ihr etwas ins Ohr. Seine Lederjacke spannte sich. Während Juliet Winters lauschte, schnipste sie sich eine graue Haarsträhne aus den Augen. Diese beiläufige mädchenhafte Bewegung irritierte Blake. Er hüstelte.
    Prosper Marchand blickte auf - wie ein Vampir, den man beim Beißen gestört hatte, dachte Blake. »Keine Angst. Ich will deine Mutter einfach nur auf einen Kaffee einladen.« Lächelnd, mit glänzenden Zähnen, sah er ihn an. »Vollkommen harmlos. Ihr könnt gern mitkommen, wenn ihr wollt.«
    Vergeblich versuchte Blake, dem Blick des Professors standzuhalten.
    »Also?« Strahlend wandte sich der Mann wieder an Blakes Mutter. »Drei Uhr an der alten Stelle?«
    Blake spürte, wie Wut und Verbitterung in ihm wuchsen. Er wollte protestieren, aber seine Mutter blickte bereits prüfend auf die Uhr. Sie sah ihre Kinder an, dann schaute sie schnell weg. Duck blinzelte mit unergründlicher Miene unter dem Rand ihrer Kapuze hervor.
    »Gut«, nickte die Mutter. »Auf einen Kaffee.«
    »An etwas anderes würde ich im Traum nicht denken«, sagte der Professor zuvorkommend und schlenderte zu dem abgeteilten Bereich der Ex Libris Gesellschaft.
    Inzwischen waren dort mehr als sechzig Wissenschafder unterschiedlicher Altersstufen und Nationalitäten versammelt. Leidenschaftliche Gespräche über Bücher wurden geführt, der Lärmpegel war enorm. Die Professoren in ihren nahezu gleichen Rollkragenpullovern und khakifarbenen Hosen erinnerten an Jäger, die sich auf eine Expedition vorbereiteten — allerdings mit Brillen und Bücherkatalogen bewaffnet statt mit Gewehren. Trotzdem traute Blake ihnen nicht. Er kannte von seiner Mutter die Zähigkeit und Energie, mit der Wissenschaftler ihre Interessen verfolgen. Eine missgünstige Welt.
    Mit Blicken durchbohrte er den Rücken des Professors. »Aber was ist mit...«
    »Ich bin überzeugt, Jolyon wird sich gern auch ein wenig länger um euch kümmern«, antwortete seine Mutter ruhig. »Wenn nicht, treffen wir uns in der Bodleian Library. Wie immer.«
     

 
    Elf
     
    lake ging in dem langen Säulengang vor der Alten Bibliothek auf und ab. Kalter Regen prasselte leise auf die Blätter der Platane in dem eingezäunten Garten nebenan, und ein kalter Wind fuhr über die Treppenaufgänge wie ein Geist. Entlang des ganzen Kreuzgangs führten in Abständen

Weitere Kostenlose Bücher