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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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Uhr. Der Vortrag würde bald beginnen. Sie mussten sich beeilen.
    Er nahm Duck an der Hand und ging mit ihr zum Haupteingang des All Souls Colleges an der High Street. Busse donnerten vorbei und ließen den Boden unter ihren Füßen vibrieren. Blake sah noch einmal kurz zum Himmel - die Nacht starrte ihm genauso bedrohlich entgegen wie die schwarze Seite in Endymions Buch. Ein paar Wolkenfetzen zogen am Mond vorbei.

    In dem kunstvoll verzierten Holztor war eine schmale Tür eingelassen. Sie stand einen Spalt offen, aber eine von innen vorgelegte eiserne Kette verwehrte den Zutritt. Das All Souls College war für Besucher geschlossen.
    Blake sah sich nach einer Klingel um, konnte aber nur drei schattenhafte Statuen erkennen, die finster auf sie herabblickten. Die eine hielt einen Reichsapfel und ein Zepter in Händen, die zweite einen Bischofsstab, die dritte schien wie ein götdicher Richter über ihnen, und auch über den Passanten, zu thronen.
    Plötzlich hörten sie eine brummige Stimme von der anderen Seite der Tür. »Was wollt ihr?« Ein Gesicht - sehr ähnlich einem der vielen Fratzengesichter - blinzelte ihnen durch den Spalt entgegen.
    »Wir wollen zu einem Treffen«, sagte Blake nervös und schluckte den Kloß in seiner Kehle hinunter. »Einem Treffen der Ex Libris Gesellschaft.«
    »Ach ja, weiter nichts?«
    »Wir sind Mitglieder«, schwindelte Duck.
    »Ihr seid Mitglieder«, echote der Mann sauertöpfisch. »Und das soll ich euch abnehmen? Ein bisschen jung seid ihr.«
    Duck war drauf und dran, ihm die Meinung zu sagen, aber Blake warnte sie mit einem leichten Rippenstoß. Ein Bus fuhr ratternd vorbei. Sobald die Erschütterung nachließ, erklärte Blake in höflichem Ton: »Wir sind eingeladen.«
    Der Pförtner nahm seine Melone ab und bohrte mit einem Wurstfinger im Ohr, als habe er sich verhört. Um seinen kahlen Kopf kräuselte sich ein Dickicht aus grauem Haar. »Kinder haben hier keinen Zutritt«, sagte er schließlich. »Und erst recht nicht fremde Kinder, die meine Zeit verschwenden.«
    Er wollte ihnen die Tür vor der Nase zuschlagen.
    »Aber wir haben eine Einladung!«, rief Duck empört. »Zeig sie ihm, Blake.«
    Zögernd kramte Blake die Einladung aus seiner Jackentasche, zeigte sie dem Mann und verdeckte dabei mit dem Daumen den Namen des Professors. Der Pförtner prüfte sie gründlich.
    »Die Ex Libris Gesellschaft? Komm, komm, lass mich den richtigen Namen auf der Einladung sehen.«
    Unwillig nahm Blake den Daumen von der oberen Ecke der Karte.
    »Ach, Professor Jolyon Fall? Nun, Sir, es ist mir eine Ehre.« Der Pförtner machte den bescheidenen Versuch einer Verbeugung. »Ein bisschen jung seid ihr aber schon.«
    »Genug!«, rief plötzlich eine durchdringende Stimme. Die Kinder fuhren herum. Diana Bentley, ganz in Weiß, stand wie eine Marmorstatue in der Dunkelheit, der Wind wehte ihr ein paar silbrige Haarsträhnen um das Gesicht.
    Missbilligend funkelte sie den Pförtner an. »Die Kinder sind in meiner Begleitung, und hier ist meine Einladung.« Sie reichte ihm ihre Karte. »Öffnen Sie jetzt die Tür!«
    Der Pförtner nickte und löste pflichtschuldig die Kette. Duck und Blake folgten Diana Bentley.

    Interessiert musterte Diana die beiden, während sie durch einen Torbogen in den ersten Innenhof gingen.
    »Das ist ja eine Überraschung«, sagte sie freundlich. »Wie nett, dich wiederzusehen, Blake, und das ist wohl deine Schwester ...«
    »Duck«, sagte Blake und stellte sie vor.
    Sie lächelte. »Wie ... niedlich.« Sie wählte das Wort sorgfältig, als wäre es eine Praline in einer Schachtel.
    »Der Pförtner war mir lieber«, brummte Duck, und Blake musste ihr wieder einen Rippenstoß versetzen.
    »Sei froh, dass wir drin sind«, flüsterte er. »Benimm dich!«
    Dicke Steinmauern umgaben sie von allen Seiten und schlössen die Geräusche der Stadt aus. Es war still wie in einer Gruft. Rechts ragten zwei hohe Türme auf, die mit ihren scharfen Spitzen die Wolken aufzuspießen schienen. Vor ihnen lag ein kleines rechteckiges Rasenstück, leuchtend grün bei Tag, aber schwarz in der Nacht: ein Pool aus Dunkelheit, durchzogen von einem silbern schimmernden Weg. Auf der anderen Seite der Rasenfläche war eine Kapelle, in deren schwach erleuchteten Fenstern barfüßige Heilige schwebten.
    Wie es schien, kannte Diana den Weg genau. Sie führte die beiden um den Rasen herum, dann eine kleine Treppe hinunter in eine düstere Krypta unter der Kapelle. Echos hallten zwischen den Mauern,

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