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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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es roch muffig und staubig. Im Halbdunkel konnte Blake Reihen von gedrungenen Säulen erkennen, die das Gewicht der niedrigen Gewölbedecke trugen. Mehrere Sarkophage standen herum.
    »Was ist da drin?«, fragte Blake ängstlich und griff nach Ducks Hand. Aber Diana lachte leise, schlängelte sich zwischen den Sarkophagen hindurch und dirigierte die beiden in einen abgelegenen Innenhof auf der Rückseite des Colleges. In silbrigen Wölkchen schwebte ihr Atem über ihren Köpfen.
    Vor einer schweren, halb von Ranken verdeckten Tür blieb Diana stehen und drehte einen runden Eisenknauf.
    Sie kamen in einen langen, weiß getünchten Raum mit einer Holzdecke aus geschwärzten Balken. Ein großer Wandteppich beherrschte die gegenüberliegende Wand. Darauf sah man einen weißen Hirsch, der leichtfüßig durch einen Wald aus hellen Bäumen und winzigen gestickten Blumen lief, gehetzt von bellenden Hunden mit seit Jahrhunderten aufgerissenen, geifernden Mäulern.
    Vor einem Podium saßen zahlreiche Zuhörer. Blake war es unangenehm, dass so viele sich umdrehten und ihnen entgegenblickten.
    Diana schob sie nach vorn. »Wir haben neue Kandidaten«, erklärte sie gut gelaunt nach allen Seiten. »Duck und Blake, die Kinder von Dr. Juliet Somers.«
    Beifällige Rufe waren zu hören, aber häufiger noch überraschtes Murmeln. Nur Prosper Marchand, der in lässiger Haltung in der ersten Reihe saß, schien von der Störung nicht weiter beeindruckt. Er diskutierte mit einer Gruppe grauhaariger Wissenschaftler über die Vorteile von digitalem Papier und elektronischer Tinte.
    »Die Bücher der ganzen Welt per Knopfdruck aufrufen«, sagte er. »Kein zerbröselndes Papier mehr, keine verblassende Tinte. Eine einzige allumfassende Bibliothek.«
    Blake sah, dass Sir Giles Bentley in der Nähe stand und die Unterhaltung verfolgte. Er hielt den Hals einer Weinflasche umklammert, als wolle er sie erwürgen.
    »Blödsinn!«, polterte er los. »Ein schön gebundenes Buch kann durch nichts ersetzt werden. Das gedruckte Wort ist heilig.«
    Unwillkürlich erschrak Blake über diese Heftigkeit, doch der Professor in der Lederjacke ließ sich von dem Zwischenruf nicht aus der Ruhe bringen. »Seien Sie kein solcher Technikfeind, Giles«, sagte er lächelnd. »Diese Erfindung ist eines Gutenberg würdig.«
    Sein Widersacher musterte ihn kühl. Endlich flutschte der Korken aus der Flasche, und Sir Giles schenkte Rotwein in die bereitstehenden Gläser.
    Diana war inzwischen zu einem großen, blank polierten Tisch neben dem Podium gegangen, um die Auswahl an alten Büchern zu betrachten. Blake, dankbar für die Ablenkung, ging ihr nach. Sie trug ellbogenlange Handschuhe, die ihre Hände wie langstielige Lilien aussehen ließen. Wahrscheinlich musste man Handschuhe anziehen, wenn man Sir Giles' Bücher anfassen wollte. Sie mussten unwahrscheinlich wertvoll sein - manche wurden von Schließen zusammengehalten und waren außen mit Juwelen besetzt.
    Blake juckte es in den Fingern, diese Bücher in die Hand zu nehmen, aber immer spürte er Sir Giles' Blicke auf sich, der inzwischen die Weingläser an die versammelten Mitglieder verteilte. Er wollte lieber warten, bis er die Erlaubnis dazu bekäme.
    »Halt die Augen offen«, flüsterte er Duck zu, die leise neben ihn getreten war. »Wir müssen herausfinden, wer das leere Buch vor Jahren gefunden hat. Und noch wichtiger: wer im Moment hinter ihm her ist.«
    So viele Gesichter! Manche erkannte Blake aus dem Speisesaal wieder, aber weit mehr Zuhörer waren extra aus Anlass dieses Treffens nach Oxford gekommen. Die meisten waren Akademiker wie seine Mutter, sie unterhielten sich in verschiedenen Sprachen und hielten dicke Notizblöcke bereit. Sie sprachen mit gedämpften Stimmen wie in einer Bibliothek — oder wie in einer Kirche, in der man Bücher anbetet.
    Nicht lange, und die ehrfurchtsvolle Stimmung wurde durch Sir Giles beendet. Er klingelte vom Podium her mit einer Messingglocke und forderte die Zuhörer auf, sich auf ihre Plätze zu begeben. Der Raum summte vor Erwartung.
    Diana Bentley rief Blake und Duck zu sich in die erste Reihe. Aufgeregt und ein bisschen nervös setzten sie sich neben sie.
    Die Versammlung der Ex Libris Gesellschaft begann.
     

 
    Zwanzig
     
    ir Giles, in einem aufwändig gearbeiteten Talar mit feiner Goldstickerei an den Ärmeln, stellte sich ans Rednerpult und ließ seinen grimmigen Blick durch den Raum schweifen. »Zunächst darf ich Sie herzlich begrüßen zu dem heutigen

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