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Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Jensen
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Eigenleben, ist unaufhaltsam, hat mich fest im Griff, tobt in mir, bis ich endlich in Tränen ausbreche und schlaff werde und er mich hochhebt und mein Haar küsst und mein Gesicht und meinen Hals und mir sagt, dass es egal ist, egal, egal. Er wird niemals eine andere Frau ansehen. Er liebt mich. Jeden Teil von mir, jetzt und für alle Zeit.
     
    |315| Frazer Melville hat das Feuer im Kamin entzündet, und wir beobachten, wie die Flammen Schatten über Wände und Decke tanzen lassen. Dann und wann knackt ein Scheit, oder die dunkle Rinde platzt auf und setzt zischend ihren Saft frei. Ich könnte ewig hinschauen. Vorhin im Badezimmer ist es mir gelungen, zu baden und die Haare zu waschen. Er hat sie mir geföhnt, was lange dauerte, weil er alle zwei Minuten damit aufhörte, mich küsste und mir sagte, ich sei ein Dummkopf. Jetzt, nachdem ich Kaffee getrunken und ein indisches Tuch um die Schultern gewickelt habe, wird mir endlich warm. Nach einer heftigen Auseinandersetzung, in deren Verlauf Frazer Melville gedroht hat, er werde Bethany den Behörden übergeben, falls sie sich jemals wieder etwas Derartiges leistet, bleibt sie oben und hält sich bedeckt. Ich mache mir nichts vor, mit Reue hat das nichts zu tun.
    »Ein niedriges Selbstwertgefühl kann furchtbaren Schaden anrichten«, sage ich abschließend.
    »Ich hätte nie geglaubt, dass ausgerechnet du darunter leidest«, sagt er traurig. Der grüne Fleck in seinem Auge funkelt, und mir wird klar, wie sehr ich das alles vermisst habe. Den Fleck. Und ihn. »Ich hätte es ahnen müssen. Aber du wirkst so selbstsicher. So unglaublich sexy.« Er beugt sich zu mir und vergräbt sein Gesicht in meinem Ausschnitt. »Ich will dich die ganze Zeit. Ich kann nicht genug von dir bekommen. Ich will dich jetzt.«
    Ich will ihn auch. Aber ich kann nicht die grausame Wahrheit vergessen, der ich im See begegnet bin, die Wahrheit, die ich noch nicht ausgesprochen habe. Ich habe erkannt, wie tief meine Unsicherheit ist und wie groß die Verletzung. Dass ich, was immer ich mir eingeredet habe, noch nicht einmal ansatzweise geheilt bin.
    Frazer Melville legt Holz nach, als das Telefon klingelt. Ich gehe ran. Es ist Kristin. Falls sie überrascht ist, wie herzlich ich sie begrüße, lässt sie es sich nicht anmerken. Ich habe etwas gutzumachen.
    »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Kristin. Ich war unmöglich zu Ihnen. Es ist viel passiert, und ich   …«
    |316| »Schon gut, Schwamm drüber. Das war verständlich. Jetzt hören Sie gut zu.« Sie spricht hastig und aufgeregt. »Harish hat seine Beziehungen spielen lassen und die seismischen Aufzeichnungen von Buried Hope besorgt. Die arbeiten mit ein paar Geophysikern zusammen, die für sie regelmäßig die Daten ermitteln. Ich habe sie zwei anderen Experten gezeigt. Sie bestätigen, was Bethany sagt. Unter dem Hydratfeld verläuft ein horizontaler Riss, der zu einem riesigen Ausbruch von Methangas führen kann. Wir wissen nicht, wann er entstanden ist, aber er erscheint seit September in den Aufzeichnungen. Das heißt, er besteht schon eine Weile. Die Firma muss darüber Bescheid wissen.«
    »Also können Sie jetzt die Pressekonferenz ankündigen?«
    »Ja. Wir machen viel Werbung dafür. Schauen Sie die Nachrichten. Die Wettervorhersage spricht übrigens von Gewittern. Sie werden heute Nachmittag über das nördliche Großbritannien nach Süden ziehen. Können Sie mir bitte Frazer geben?«
    Interessant, wie leicht mir das fällt, seit ich weiß, dass sie nicht meine Rivalin war und es auch nie sein wird. Jetzt, da ich frei bin, sie zu mögen und zu bewundern, tue ich das auch. Sehr sogar. Ich gebe ihm das Telefon, und die beiden vertiefen sich in eine technische Diskussion über die Grafiken, die soeben auf dem Bildschirm seines Laptops erschienen sind. Während sie miteinander sprechen, ziehe ich meinen Rollstuhl heran und setze mich hinein. Ich habe Bethany nicht gesehen, seit sie vom See weggerannt ist, aber wenn ich ein Profi sein will, muss ich mit ihr reden.
    Ich wünschte, ich wäre bereit dazu.
    Als Frazer Melville sein Telefonat beendet hat, sage ich: »Ich sollte mit Bethany sprechen. Allein.«
    »Ganz sicher?«
    »Es muss sein.«
    »Ich mache Tee und hole sie runter.«
    Zehn Minuten später sitzt mir Bethany in dem karierten Riesenbademantel auf dem Sofa gegenüber. Sie zieht eine Flappe.
    »Ich nehme deine Entschuldigung an«, sage ich.
    |317| »Ich habe mich nicht entschuldigt.«
    »Ich weiß. Also habe ich die

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