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Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Jensen
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lasse mich dann auf dem Rücken treiben, bewege die Arme und genieße die schroffe Seligkeit des Wassers. Bethany steht bis zur Brust im See und schaut zum Horizont, die Arme hoch über den Kopf gestreckt, zitternd und schwankend.
    »Und ich trat an den Sand des Meeres und sah ein Tier aus dem Meer steigen«, kreischt sie zum Himmel empor. Eine Möwe segelt vorbei und verschwindet hinter einer Baumgruppe in der Ferne. »Das hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung!«
    Der See ist sanft und wohltuend wie Fruchtwasser, das heranschleichende Tageslicht ein verführerisches Wispern. Die Welt ist beinahe schön. Als ich Bethany im Wasser herumtollen sehe, hinter ihr das riesige Windrad auf dem Hügel, überkommt mich eine seltsame, schmerzliche Welle der Zärtlichkeit.
    Du könntest sie gern haben und auch die Welt, in der du lebst.
    Vielleicht tust du es schon.
    Ich schließe die Augen und lasse mich treiben. Nach einer Weile wird Bethany ruhiger, beginnt sich zu langweilen, und ich lausche dem Vogelgezwitscher und dem Rauschen des Windes im Schilf. In der Ferne lässt jemand einen Traktor an. Es ist der 11.   Oktober, und ich hätte Angst, wäre da nicht das verschwommene, aber hartnäckige Gefühl, dass Bethany sich geirrt hat, dass das, was morgen geschieht – und es wird zweifellos etwas geschehen   –, uns hier nichts anhaben kann. Es ist einfach unvorstellbar. Dieses Land mit seinem Flickenteppich aus Äckern und Wiesen, seinen Hügeln und Klippen und Tälern und Schluchten, den Wäldern mit Eichen, Birken, Buchen und Kiefern, den Flüssen und Weiden |311| und leuchtenden Flecken von Hanf und Raps: In einer solchen Welt ist kein Platz für Katastrophen. Sie haben keinen Zutritt.
    Zu diesen Verdrängungsphantasien fiele Dr.   Sulieman sicher das eine oder andere ein.
    Ich habe mich so tief in ihnen verloren, dass ich Bethany nicht kommen höre.
    Als sie mich zähneklappernd anspricht, erklingt ihre Stimme unmittelbar neben meinem Ohr.
    »Ich nehme an, Frazer will jetzt wieder mit Ihnen ficken, wo Kristin weg ist.« Sie sagt es beiläufig, im Plauderton. Es könnte auch eine Bemerkung über das Wetter sein. Ich will nicht die Augen öffnen, aber ich muss mich dem stellen, was nun kommt. Sie tritt neben mir Wasser, nur ihr Kopf ragt heraus. Darauf wie eine alberne Perücke ein schmutziger Klumpen Vogelmiere. »Werden Sie ihn ranlassen? Sie können ja nicht wählerisch sein.« Ich bewege die Arme, will zum Ufer. Aber sie hört nicht auf. »Er steht auf Titten, oder? Ihre sind besser als die von Kristin, das muss man Ihnen lassen, Roller. Der Rest, na ja.« Ich muss weg. Nicht nur von Bethany (habe ich vor wenigen Sekunden noch gedacht, dass ich sie gern haben könnte?), sondern von allem hier. Das ist kein Ort für einen
izgoj
. Ich fahre zurück nach Hadport und werde Kavanagh alles erklären. »Hey, Sie haben doch wohl nicht geglaubt, Frazer würde
Sie
ficken wollen, oder? Haben Sie etwa gedacht, er wäre in Sie verliebt?« Meine Arme tun jetzt weh, die Kälte dringt mir in die Knochen. Ich kämpfe mich zum Ufer, schlucke Wasser. »Warum sollte jemand einen Spasti ficken wollen? Ich hab’s Ihnen doch gesagt!«, brüllt sie. »Er fickt Kristin! Das wissen Sie genau! Stellen Sie sich nicht dumm!«
    Wenn ich jetzt ertrinken würde, wäre es mir egal.
    Aber ich ertrinke nicht. Ich kämpfe mich ans Ufer, unterdrücke das Schluchzen, während Bethany in ein hässliches, schrilles Gelächter ausbricht und auch ans Ufer planscht. Sie krabbelt heraus, schnappt sich ihr Handtuch und rennt splitternackt zum Haus.
    Ich ziehe mich zum sicheren Rollstuhl und lege die nassen |312| Kleider ab. In der Ferne verklingt Bethanys Geschrei.
Sie werden manipuliert, Ms. Fox,
hat ihr Vater gesagt
. Und merken es nicht einmal.
Jetzt schon. Ich weiß, dass sie verrückt ist, und fühle mich dennoch verraten. Gerade eben dachte ich, wir hätten neues Terrain betreten. Mir klappern die Zähne, und meine Haut dampft, als Körperwärme und kalte Luft aufeinandertreffen. Ich trockne mich mühsam ab und wringe die nassen Sachen aus. In der Reha habe ich vor langer Zeit gelernt, wie ich vom Boden in den Rollstuhl gelange. Hier aber steht der Rollstuhl in einem ungünstigen Winkel am schlammigen Ufer, und das Manöver erscheint auf einmal unmöglich. Ich scheitere zweimal. Beim dritten Versuch bin ich in Tränen aufgelöst.
    N’abandonne pas!
, sagt eine Stimme in

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