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Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Jensen
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Fünfzigjährigen unseres Landes geradezu besessen scheinen. Es ist eine dieser Sendungen, in denen Leute »aus allen Lebensbereichen« anrufen können, zufällig aber nur Vertreter der Mittelschicht ihre finanziellen Sorgen in einem höflichen, aber unterschwellig aggressiven Jammerton vortragen. Als ein Finanzexperte zu einer Analyse von Umkehrhypotheken ansetzt, öffnet sich die Tür des Zeitschriftenladens gegenüber und spuckt einen Mann in ausgebeulten Jeans und rot-schwarzem T-Shirt aus, auf dem eine Comicspinne abgebildet ist. Er trägt eine Riesentüte Haribo in der Hand. Er überquert die Straße, schaut sich auf dem Parkplatz um und kommt dann auf mein Auto zu, eine Hand lässig erhoben, als würde er eine alte Bekannte begrüßen. Er ist Mitte dreißig, hat zerzaustes schwarzes Haar und trägt eine große Sonnenbrille mit breiten Bügeln. Er könnte ein ehemaliger Skateboarder oder der Drummer einer Band sein, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat. Ich schalte das Radio aus und öffne das Fenster.
    »Gabrielle Fox?« Ich nicke. »Dann werde ich Ihnen im Wagen Gesellschaft leisten, wenn ich darf.« Ein australischer Akzent bringt mich in jeder Lage unwillkürlich zum Lächeln.
    »Seien Sie mein Gast. Wer immer Sie sein mögen. Aber Sie müssen meinen Rollstuhl wegräumen.«
    Er geht zur Beifahrertür, öffnet sie, wirft die Haribos achtlos auf meinen Schoß und hebt den Rollstuhl mit einer Hand auf den Rücksitz. Dann setzt er sich neben mich und schnallt sich an.
    |244| »Ich hoffe, die sind nicht für mich. Ich mag nämlich kein Lakritz. Meine Neffen streiten sich immer um die Gummifrüchte.«
    »Die sind für Bethany. Sie mag die Lakritzschnecken. Ich bin Ned Rappaport. Klimatologe.«
    Dieses unsichtbare Fragezeichen am Ende des Satzes, welch ein Optimismus! Wir geben uns die Hand. Sein Griff ist fest, sein Unterarm gebräunt, mit ausgeprägten Muskeln. Weiter oben entdecke ich eine kleine tätowierte Eidechse. Bevor das weibliche Leben in mir starb, hätten mir diese Einzelheiten einen wohligen Schauer über den Rücken gejagt.
    »Aus Australien?«
    »Ursprünglich aus Brisbane. Da habe ich studiert.« Und die Zeit zwischen den Seminaren hat er vermutlich mit Surfen und Potrauchen verbracht. »Aber ich habe die meiste Zeit in den USA gelebt und für die noaa gearbeitet.«
    »Was heißt das, für die Ungebildeten?«
    »National Oceanic and Atmospheric Administration. Ich habe vor ein paar Jahren gekündigt. Hatte die Nase voll, nachdem ich fünfzehn Jahre damit verbracht hatte, Katastrophenszenarien zu entwerfen und Empfehlungen zu äußern, auf die keiner hören wollte. Seit dem Hurrikan Valentine arbeite ich freiberuflich. Fahren Sie los. An der Ausfahrt links, dann die erste rechts.« Er niest. »Tschuldigung. Heuschnupfen.« Also doch menschlich.
    »Wie geht es Bethany?«, frage ich, lasse den Motor an und fahre los. Ich kann meine Sorge nicht länger zügeln. In ihrem Kopf kann alles Mögliche passieren, nachdem sie zwei Jahre in Oxsmith eingesperrt war. Wie sollte ausgerechnet ein Klimatologe aus Brisbane mit einem Tattoo auf dem Bizeps die Warnsignale erkennen?
    »Ihre Hände und Arme heilen. Ich habe jeden Tag die Verbände gewechselt. Und sie ist fuchsteufelswild. Aber das ist sicher keine Überraschung, oder?«
    »Energiewerte?«
    »In der Stratosphäre.«
    |245| »Das überrascht mich wirklich nicht.« Ich deute auf die Haribos. »Ist ständig jemand bei ihr?«
    »Mehr oder weniger. Folgen Sie den Schildern zur Umgehungsstraße. Sie kann sich im Haus frei bewegen, aber nachts schließen wir vorsichtshalber die Türen ab. Außerdem habe ich die Steckdosen in ihrem Zimmer gesichert. Ehrlich gesagt, sie gerät ziemlich außer Kontrolle. Verlangt ständig nach Elektroschocks. Nicht dass ich wüsste, was bei Schizos normal ist. Sie werden es in zwei Stunden mit eigenen Augen sehen, falls wir nicht im Stau stecken bleiben. Wir hoffen, dass Sie einen beruhigenden Einfluss auf sie ausüben werden.«
    Ich umklammere das Lenkrad, als mir die Bedeutung seiner Worte bewusst wird. »Sie haben mich also kontaktiert, weil Sie nicht mit ihr klarkommen?«
    Seine Miene verändert sich. »Man hat mir den Eindruck vermittelt, dass Sie einverstanden wären, wenn ich Sie dazuhole. Ist das falsch?« Seine Sorge klingt echt.
    »Ich war jedenfalls nicht damit einverstanden, dass man mich im Dunkeln lässt.«
    Er wirkt kleinlaut. »Ich weiß. Es tut mir leid. Aber wir haben es gründlich besprochen. Niemand war

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