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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Schulter,
schwang sich auf den Deltaflügel, dabei geriet die linke Ecke
zum Cañon hin in sein Blickfeld. Dort unterbrach doch etwas
das Ebenmaß der Böschung! Oder rieselten sogar Sandmassen?
Gernot glitt vom Flügel, schritt zögernd in die Ecke hinein.
Vor ihm bewegte es sich langsam, ein Viereck zunächst, das
aus dem Sand drängte, dann ein fast mannshoher und ebenso
breiter Stempel, ein Tor…
Gernot spürte den Herzschlag bis zum Hals und ein eigenartiges Magenkribbeln. Aber in seine Furcht mischte sich so
etwas wie Triumph. Er hatte sich nicht geirrt. Dies war Lims
Kessel, wenn er auch wieder eins seiner perfekten Tarnungsspiele gespielt hatte.
Vor Gernot stand jetzt in der Böschung ein Stück Korridor
und unmittelbar davor ein Tor. Als er die Hand ausstreckte, es
zu öffnen, schlug ein Flügel nach innen, und eine lächelnde
Centaurin lud mit einer unmißverständlichen Geste zum
Nähertreten ein.
Gernot fühlte sich befangen, ängstlich noch, aber vor allem
überrascht.
Sie lächelte, kein Zweifel. Als käme er wie ein erwarteter
lieber Besuch zum Nachmittagstee. Nerven braucht man hier
schon, dachte er und trat ein.
Hätte noch eine geringe Unsicherheit bestanden, was Gernot
sah, zerstreute sie sofort: Er stand in der Halle vor dem Lift,
und da befand sich auch die kleine Tür zum Schacht, den er
und Josephin seinerzeit hoch- und hinunterkletterten.
Erst jetzt fing sich Gernot. Er begann der Situation Geschmack abzugewinnen. „Ich grüße dich“, sagte er ein wenig
übertrieben mit einer leichten Verbeugung.
Sie spreizte die Arme ab zum Zeichen wohl, daß sie nicht
verstand, also keinen Übersetzungsautomaten bei sich trug.
Auch gut, dachte Gernot. Der seine lag im Rochen.
Da deutete sie zum Lift, sie betraten ihn gleichzeitig und
fuhren nach unten, das heißt, Gernot glaubte, daß es nur nach
unten gehen könnte, weil der Fels nach oben wenig Spielraum
ließ. Der Fahrstuhl aber lief so sacht an, daß der Hubsinn nicht
spürbar wurde. Gernot hatte dann auch keinen Begriff davon,
wo sie hielten. Als sie ausstiegen, stellte er nur fest, daß es
nicht die Etage sein konnte, in der sie damals von Lim
empfangen worden waren.
Jetzt standen sie in einem weiten, lichtüberfluteten, allerdings ziemlich niedrigen Saal, in dem in unübersehbaren
Reihen von Trögen Pflanzen wucherten, centaurische Pflanzen,
die Gernot nicht kannte. Ein Treibhaus – und ein gut belüftetes
dazu; denn die in irdischen Objekten dieser Art herrschende
Schwüle oder der Modergeruch waren hier nicht zu spüren.
Oder doch kein Treibhaus?
Aber da schritt seine Begleiterin flott einen der Gänge zwischen zwei Pflanzenreihen entlang, und er folgte ihr eilig.
Gernot fand Zeit, sich umzusehen. Sie gingen minutenlang
wie auf einem Dschungelpfad. Weitere Centauren gewahrte
Gernot nicht. In den Trögen gluckste es, von irgendwoher
vernahm er ein leises Fauchen, und er schloß auf eine automatische Anlage, die die Pflanzen versorgte. Und Früchte sah er!
Bei ihrem Anblick vergaß er eine Weile seine immerhin
reichlich ungeklärte Situation: Etwa in Brusthöhe der Centaurin befanden sich parallel zu je einer Pflanzenreihe etwa
zwanzig Zentimeter breite, durchsichtige, straff horizontal
gespannte Bänder, und auf dieser Ablage wuchsen die Früchte.
Alle diese blumenkohlartigen kleinen Köpfe hatten etwa die
gleiche Größe und den nämlichen Reifegrad, zumindest waren
sie gleich gefärbt, schwärzlichrot wie reifende Auberginen.
Und Gernot wurde in seiner Annahme bestärkt, daß sie hier
vollautomatisch nicht nur die Pflanzen nährten, sondern auch
ernteten. Es mußte ein leichtes sein, mit einem am Band
laufenden Messer die Früchte abzuschneiden – oder vielleicht
fielen sie einfach vom Stiel? –, das Band in Bewegung zu
versetzen und das Geerntete sofort irgendwohin zu transportieren.
Welch gewaltige Anlage und welch einfache Lösung auch,
sich illegal zu versorgen.
Dann befanden sie sich vor einer Wand, bogen rechtwinklig
ab, ein Durchgang, in dem sich Gernot sehr bücken mußte, und
plötzlich erreichten sie ein Gelände, nein, einen zweiten Saal,
aus dem centaurisches Gezirpe in einer Höhenlage drang, die
Gernot noch nicht vernommen hatte.
Aber kein Zweifel! Ein Kindergarten vielleicht; denn zwischen den Knirpsen, die samt und sonders nackt zwischen
Pflanzen und Geräten auf kleinen Anhöhen herumquirlten –
und sich darin in nichts von menschlichen Kindern unterschieden –, befanden sich einige

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