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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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unten, benötigte eine Weile, bis er sich
zurechtfand. Da war noch die Stadt, dort ging sie unmittelbar in
die Wüste über.
Gernot sah zwar zur Uhr, doch er überlegte nicht lange. Es
scheint, daß ich künftig viel Zeit haben werde, zuviel. Nur
einen Augenblick dachte er daran, daß er sich wohl über die
ihm zugewiesene Frequenz melden müsse. Angegeben hatte er,
daß er auf Luftlinie zur Werft zurückkehren würde…
Da befand er sich schon über der Straße, auf der seinerzeit
die Kolonne samt dem Orbitflugzeug überrollt wurde. Jetzt sah
er dort unten wüstes Gelände, Löcher und Aufgeschüttetes. Sie
hatten tatsächlich das Verlorene für die Werft ausgegraben, um
es erneut und diesmal – wie es schien – endgültig zu verlieren.
Der Rochen flog wie von selbst zum Kessel und bog zum
Cañon ein.
Gernot hielt sich so, daß er nur einige Meter über dem den
Einschnitt abgrenzenden Gelände schwebte. Es war natürlich ihr Cañon, und doch bot sich das Bild aus der Luft anders dar:
In den Kessel mündeten unzählige überdimensionale Erosionsrinnen, und auch in die Schlucht selbst erstreckten sich Täler,
die ihren Ursprung weit links und rechts in der Wüste nahmen.
Obwohl er für seine Begriffe sehr langsam flog, erreichte er
in erstaunlich kurzer Zeit den ehemaligen Lagerplatz und – er
wollte es sich eigentlich nicht eingestehen – fühlte sich jetzt
voll gespannter Aufmerksamkeit. Um ein weniges zog er den
Rochen höher und musterte scharf das rechte Ufer. Und da in
der Tat öffnete sich ein Kessel, nicht groß, aber es konnte der
nämliche sein…
Gernot drückte die Maschine in den Cañon hinein, schlich
gleichsam vorbei. Dann legte er Tempo zu und befand sich in
wenigen Minuten an der Stelle, wo sich der Einschnitt erweiterte und in das Meer ergoß, das nördliche Meer, das hier
einstmals wogte und einen Busen weit nach Süden vorstreckte.
Er hielt, vertat sich zunächst in der Steuerung, drehte die
Maschine im nicht gewünschten Sinne, wollte korrigieren, ließ
es. Was tat es schon, so oder so herum…
Nein, das war nicht die Felsengruppe. Einige flache Hügel,
drei oder vier Brocken.
Langsam schob er sich näher, versuchte, sich an die genaue
Lage der Brocken zu erinnern, an den Picknickplatz, machte
sich ein Bild, wie das Ganze wohl aus der Vogelperspektive
aussähe. Aber da gab es keinen Picknickplatz, geschweige
denn ein Stollenmundloch, einen Eingang in den Berg.
„Strolche!“ sagte Gernot laut, aber es klang weniger ärgerlich als anerkennend. Nun, wenn sie ihn auch um den abermaligen Museumsbesuch geprellt hatten, der sicher aufschlußreicher als der erste gewesen wäre, bewunderungswürdig war das
schon, wie sie hier Berge versetzten, als schaufelten Kinder am
Strand Sand. Und das erstaunlichste: Das tat eine Gruppe
außerhalb der Gesellschaft, während diese selbst solcher
Leistungen offenbar nicht fähig war. Unbegreiflich!
Gernot flog noch einige Kilometer in das trockene Meer
hinaus. Zunehmend ging die wüste Steppe in ein abfallendes
endloses Plateau über, eine nach Norden abtauchende Gesteinsplatte offenbar, freigelegt von Sedimenten des ehemaligen Meeresbodens.
In einer großen Schleife wendete Gernot und flog wieder in
den Cañon ein.
Als ihn an der bewußten Stelle erneut so etwas wie Furcht
das Höhensteuer nachstellen ließ, überkam ihn Stolz oder
vielleicht auch Trotz. Wer oder was bin ich, sagte er sich, daß
ich bei einem Lim vorbeischleiche! Er zog den Rochen steil an
bis hoch über die Felswände, überflog das linke Ufer…
Da war der Kessel! Und da stach Gernot der Hafer. Er stoppte den Flug, lancierte sich genau über die tiefste Stelle dieser
Mulde und ließ den Flugkörper hinuntersinken.
Wenige Augenblicke später stand er auf der Sohle jener
geheimnisvollen Senke. Doch war sie es wirklich? Gernot
schaute sich gründlich um.
Fini und er hatten zwar damals im Dunkeln erkundet, aber
Gernot glaubte sich alles ziemlich gut eingeprägt zu haben, und
er hatte sich Einzelheiten oft genug ins Gedächtnis gerufen.
Dieses war der Kessel nicht! Nichts von überhängenden
Felsen, unter denen sich Bauten verbargen, keine Steilwand,
die nach Osten begrenzte – statt dessen um fünfzig Gon
abgeböschte Sandhänge…
Gernot wollte es nicht glauben. Er stieg aus, lief um den
Rochen herum, beäugte diese Hänge. Nicht zu fassen! Er konnte es nicht fassen, und jene waren offenbar von niemanden
zu fassen.
Oder habe ich mich doch geirrt? Gernot zuckte die

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