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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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leben wollen, wird der Tag des Lichts nicht kommen. Sie
mögen von uns ungestört in ihrer Region fünf euch Menschen
nacheifern, ewig der Schwere verhaftet…“ Es klang schwärmerisch, wie er es sagte, aber nicht fanatisch.
Gernot wurde hellhörig. Schon wieder dieser merkwürdige
Mystizismus. Er fragte behutsam: „Tag des Lichts, Lim, was
eigentlich ist das?“
Lim war stehengeblieben. Sein Blick ging durch Pflanzen
und Fels hindurch in eine virtuelle Ferne. Nach langem
Schweigen sagte er, für Gernot unverständlich entrückt: „Es ist
der Zeitpunkt, da die Centauren frei von aller Last der Himmelsmechanik und des Körpers und damit jedem Zwang das
Ewige erreichen, vereint mit den Altvorderen…“ Er brach ab.
Langsam kehrte sein Blick zurück. Er sah zu Gernot hoch,
dann begannen seine Augen heiter zu lächeln. „Das verstehst
du wohl nicht, Mensch Gernot Wach“, stellte er fest. „Ein
wenig versuche ich dir davon zu erläutern.“
Gernot spürte seinen Puls, fragte sich, weshalb wohl Lim so
freimütig über das sprach, was bisher nach Gernots Wissen
noch kein Mensch erfahren hatte.
„Es mag dir scheinen, als ob sich der frühere Glaube vieler
eurer Menschen an ein Leben nach dem Tode realisiert. Und
wie eurer historischen Christen Seele Unsterblichkeit erlangen
sollte, wird unser Geist sie erreichen. Aber das ist frei von
allem Glauben! Schlicht und technisch gesagt, Mensch Gernot
Wach: Die Centauren sind eines nicht mehr ganz unbestimmten
Tages in der Lage, sich zum allergrößten Teil zu entkörperlichen, das heißt – wie ich dir schon sagte –, frei als wellengebundene, kodierte Energiequanten den Kosmos zu bevölkern…“
Gernot fühlte sich überrumpelt, tief angerührt. Gleichzeitig
bäumte sich in ihm etwas auf gegen eine Lehre, eine Irrlehre,
wie er glauben mußte, die, zur Macht geworden, nicht davor
zurückschreckte, bewußt schädlich und inhuman zu sein. –
Aber nein, Lim spinnt doch nicht, ich verstehe ihn nur nicht –
oder will ich ihn nicht verstehen? Schließlich ist das, was er
sagt, so abwegig nicht. Freilich, die Menschheit ist noch
Zeitalter von solchen Möglichkeiten entfernt, aber immerhin
sind sie wissenschaftlich vorstellbar. Schließlich wird einmal
alles Existierende mathematisch zu beschreiben sein, und
letztlich ist es auf schwingende Teilchen, die ihre Positionen
zueinander durch mannigfache elektromagnetische Kräfte
bestimmen, zurückzuführen, also…
Trotz dieser Gedanken mußte Gernot ungläubig oder dümmlich geblickt haben, denn Lim sagte:
„Niemand von uns
verlangt, daß ein Mensch das glaubt. Wir sprechen auch
deshalb mit euch im allgemeinen nicht darüber. Du, Mensch
Gernot Wach, weißt nun, daß so unser Ziel heißt, unser und das
des Rats. Nur wird es der Rat auf seinem Weg nie erreichen.“
„Ja aber“, stotterte Gernot, „weshalb dann der Mars, der
Kontakt mit uns, wenn ihr die Mitarbeit der Menschen nun
doch nicht wollt.“
Vor einer centaurischen Bank blieben sie stehen, Lim lud
zum Sitzen ein. Gernot folgte der Aufforderung, was ihm
leichte Beschwerden einbrachte.
Leise sprach Lim: „Wir haben dem Ziel, dem Tag des Lichts,
unser ganzes Sein untergeordnet, auch die Pflege und ständige
Reproduktion des Planeten. Dann stellte sich als sicher heraus,
daß die Rechnung, die Zeitrechnung , nicht aufgeht. Wir
würden etwa tausend Jahre vor dem Tag des Lichts keine
Lebensbedingungen mehr haben, ihn also nicht erleben… Die
Erkenntnis traf uns schmerzlich, es galt, etwas dagegen zu
unternehmen, einen Ausweg zu finden. Der einfachste war euer
Mars. Wir haben ihn aufgegeben.“ Lim lächelte. „Nicht nur
eurer, sondern eher unserer Bedenken wegen. Wir befürchteten
schließlich, du siehst es an Myn, daß zu viele Centauren, von
eurem verschwenderischen Leben beeinflußt, das Ziel aufgeben. Nun, wir haben durch euch wiederentdeckt, wie der
Verwüstung des Planeten Einhalt geboten werden kann. Wir
verlieren dadurch freilich Zeit, aber nicht das Ziel…“
Lim legte wieder eine längere Pause ein, dann setzte er,
indem er Gernot voll ins Gesicht blickte, eindringlich hinzu:
„Ich sage dir das, damit du begreifst, daß wir euch nicht
brauchen, nicht dulden können. Wir haben mit den Marsrückkehrern schon genug Menschliches…“
„Noch eine Frage, Lim: Weshalb, glaubst du, hat euer Rat
uns dann gerufen?“
Lim lächelte wieder. „Man hat es mir nicht gesagt, aber es
gibt dafür sicher mehrere Gründe: eine Geste der

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