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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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bedeutete Gernot zu warten. Wenig später
entstiegen dem lautlosen Lift zwei Centauren, die eilig nach
draußen traten und das Flugzeug enttarnten.
Gernot wandte sich an seine Begleiterin, verabschiedete sich
mit einem deutlichen Neigen des Kopfes. Da überreichte sie
ihm ein graues Kästchen und sagte etwas auf centaurisch. Und
eine sehr angenehme weibliche Stimme verabschiedete sich
von Gernot: „Glück mit dir, Fremder – und beherzige, was Lim
dir sagt…“ Es klang aufrichtig, beinahe herzlich. Und erst jetzt
glaubte Gernot jene Centaurin wiederzuerkennen, die ihm an
der Straße zum Kosmodrom zum erstenmal und wieder in
diesem Bau begegnet war, als er mit Fini hier eindrang. Wie
hieß sie? Srig, ja, Srig.
Gernot nahm das Kästchen, einen Übersetzungsautomaten,
kein Zweifel, dieser neuen Generation. Er aber war nur halb so
groß wie jener Lims. „Danke, Srig“, erwiderte Gernot, ein
wenig gerührt. „Ich nehme Lim schon ernst, sehr ernst. Auf
Wiedersehen!“
Aber sie deutete auf ihr Hörhäutchen, schüttelte lächelnd den
Kopf, verbeugte sich dann und verschwand mit denen, die die
Plane trugen, im Tor.
Die Flügel klappten zu, knirschend zog sich der Korridor ein,
von oben rieselte Sand und baute die Böschung vor den
Eingang wie beim Anhäufeln in einer Eieruhr.
Also – Gernot betrachtete das kleine graue Ding in seiner
Hand – nur zum Hören. Aber es ist jetzt ein anderes Hören…
Sogleich aber stellte er sich die Frage, warum Lim wohl ihm
dieses Ding geschenkt hatte. Er konnte sich nicht vorstellen –
jetzt weniger denn je –, daß Lim etwas ohne Absicht tat.
Und dann fiel Gernot ein, daß er hätte fragen sollen, warum
sie das Museum unzugänglich gemacht hatten. Lim war so
redselig gewesen, vielleicht hätte er auch darüber gesprochen.
Überhaupt, so viele Fragen blieben ungestellt…
Sehr nachdenklich bestieg Gernot seinen Rochen, startete
und stieg langsam in die Höhe. Er sah nach unten. Aber was tat
sich da! Aus den Böschungen heraus kroch es auf die Sohle:
Sand, Bodenmassen. Die oberen Kanten bröckelten, große
Stücke kollerten zu Tal. Unten im Kessel bildete sich ein
Staubschleier.
Dreißig Meter über der Senke ließ Gernot das Flugzeug
stehen, beobachtete gespannt. Einmal fragte er sich, ob das –
und vielleicht auch die Früchtefabrik, der Kindergarten und der
botanische Park – Theater sei, eigens für den Menschen
inszeniert…
In weniger als zwanzig Minuten gab es keinen Kessel, keine
Senke, nicht einmal mehr eine Mulde. Aus der Ebene glitten,
ja, glitten Massen heran, als zöge sie ein großmächtiger
Magnet dort zusammen, wo einstmals ein Kessel den Zugang
zu einem untercentaurischen Reich barg…
Wieder empfand Gernot das Großartige dieses Schauspiels.
Dann aber dachte er nüchterner. Von nichts wird nichts. Nicht
bei den Menschen und nicht bei den Centauren. Es mußten auf
diese Weise ungeheure Energien gezielt und dosiert freigesetzt
werden, die es erst einmal zu erzeugen galt. Und sie waren
bestimmt auch für einen Lim nicht unerschöpflich!
Allerlei Gedanken schwirrten Gernot durch den Kopf, als er
den Rochen langsam der Leitlinie zutrieb, auf der er vor
Stunden bereits den Heimweg hätte antreten müssen. Aber er
bereute nicht, daß er diese Disziplinwidrigkeit begangen hatte.
Und dann beschloß Gernot doch, einen der flüchtigen Gedanken, die ihm beim Nachsinnen über Lim gekommen waren, in
die Tat umzusetzen und damit einen neuen Disziplinverstoß zu
begehen.
Das Fliegen auf seiner Linie bereitete ihm Vergnügen, denn
er konnte sich voll der Landschaft widmen, die wie ein
Teppich mit großen Mustern und vielen riesigen Flächen vor
ihm abrollte. Die Maschine zog wie eine Seilfähre am Leitstrahl entlang. Aber jetzt, da Gernot sich entschlossen hatte,
erneut den Umweg über Garm zu riskieren, um dort, wie er
sich selbst einredete, nach dem Rechten zu sehen, wurde es
schwierig. Eine Karte hatte er nicht, er konnte sich nur nach
den sehr spärlichen Landschaffsmerkmalen orientieren, die er
sich noch dazu auf dem Hinweg nur ungenügend eingeprägt
hatte. Schließlich hatte er nicht ahnen können, daß ihm ein
Gleiter zustehen und daß ihm der Rapport und die Erlebnisse
danach Ideen eingeben würden. Außerdem begann es zu
dämmern, und er wußte, daß er bei Finsternis sein Vorhaben
würde aufgeben müssen. Aber da glaubte er den Verlauf eines
trockenen Flusses wiederzuerkennen, dann einen bewaldeten
Gebirgszug. Er hielt an, drehte

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