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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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wie wahr Lim
seine Worte gemacht hatte, als er psychologische, auf die
Menschen abgestimmte Maßnahmen angedroht hatte. Aber
erleichtert fühlte Gernot sich auch. Ich habe es gewußt, daß es
weder meine Nerven sind noch sonst ein organischer Fehler!
Gernot erhob sich. „Ich danke dir, Mon. Ich fliege sofort
nach Wün. Vorher muß ich aber noch mit Mirell sprechen.“
Es wurde ein kurzes und unerfreuliches Gespräch.
Mirell, ein hochgewachsener, gutaussehender blasser Mann,
vielleicht fünf Jahre jünger als er selbst, empfing Gernot
ziemlich kühl. „Nimm Platz, Gernot“, sagte er – und dann
ziemlich unpassend: „Ich wußte gar nicht, wie ihr in der letzten
Zeit hier ins Zeug gegangen seid. Ich kann mir denken, daß dir
der Abbruch nicht leichtfällt.“
„Du denkst richtig“, erwiderte Gernot sarkastisch.
Als hätte der andere den Einwurf nicht gehört, sprach er
weiter: „Nichtsdestotrotz muß ich dich wohl nicht erst an das
erinnern, was uns allen oberstes Gebot ist, die Disziplin. Und
ich bitte dich, uns auch gegen deine Leute zu unterstützen. Sie
benehmen sich ein wenig – na, störrisch.“
Gernot ging auf seine Rede nicht ein. „Ich wollte dich informieren, daß ich jetzt nach Wün fliege, um mit Jercy über all
das zu sprechen.“
„Das gestatte ich nicht!“ brauste der andere auf.
Gernot runzelte die Stirn. Dann lächelte er. „Jercy ist eine
Art Verwandter von mir. Ich fürchte, so weit reichen deine
Kompetenzen nicht, um einen derartigen Besuch zu verbieten.
Und“, Gernot blickte zur Uhr, „es ist außerhalb der Dienstzeit.
Ich trete morgen wieder pünktlich an.“
„Aber das Flugzeug kannst du nicht benutzen!“
Gernot war eine solche Auseinandersetzung zuwider, aber er
beherrschte sich. „Es ist ein centaurisches, ganz frisch mit
einem neuen Akku versehen, von Centauren. Und ich empfehle
dir, Mirell…“, Gernot fiel ein, daß er den Vornamen seines
Gegenübers nicht kannte, „dich nicht lächerlich zu machen. Ich
bekomme übrigens jederzeit eine andere Maschine von der
centaurischen Gruppe. Nur wirft das auf die Menschen ein
schiefes Licht, nicht?“ Das letzte war sehr ironisch gesagt.
„Es wäre besser, wir vertrügen uns“, sagte Mirell.
„Gewiß, wenn ich zurück bin.“ Und damit ging Gernot.
Er fuhr mit einem Wagen zurück zum Strand. Dort traf er
einige aus seiner Gruppe, die untätig herumsaßen, Ball spielten
oder schwammen. Er rief ihnen zu, daß er jetzt nach Wün
fliege und morgen zurück sei. Dann lief er schnurstracks auf
den Rochen zu, überlegte, daß noch Zeit gewesen wäre, ein
paar Worte mit Josephin zu sprechen. Als er es dachte, kam sie
aus dem Haus, und sie trafen sich ein paar Meter vor dem
Flugzeug.
„Bevor du etwas sagst, Fini, solltest du wissen, daß Lim
meinen Stimmverlust technisch herbeigeführt hat. Es besteht
kein Zweifel!“
In ihrem Gesicht kämpften Bestürzung mit Scham, Freude
und – Zweifel! Dann umarmte sie ihn heftig, er hielt sie von
sich ab. „Nicht doch“, sagte er leise, als er Tränen ihre Wangen
herabstürzen sah. „Bis bald!“
„Bis bald“, sagte sie und winkte ihm nach.
    Das Gespräch mit Jercy, dem „Verwandten“, war ebenso kurz
wie unerquicklich. Jercy verschanzte sich hinter dem Leitungsbeschluß, sagte, daß Brads Tod nichts daran ändere. Und im
übrigen, wenn Gernot, der vernünftigen Argumenten immer
zugänglich gewesen sei, überlege, sei es am besten so. Ein
ehrenvoller Rückzug. Die Menschen seien es müde, jemandem
gegen seinen Willen helfen zu wollen. Und jedermann habe
Sehnsucht nach der Erde. Immerhin werde es noch sechs Jahre
dauern, bevor sie den Heimatplaneten wiederhätten. Und er
solle auch an sich und Fini denken. Was hätten sie denn vom
Leben schon gehabt bisher. Die besten Jahre vergingen…
    Jercy war fahrig, sah Gernot kaum an, ließ ihn auch wenig zu
Wort kommen, schien für alles Verständnis zu haben, nur der
Beschluß…
    „Ich verstehe dich nicht, Jercy, es ist dein Werk…“, hatte
Gernot einmal eingeworfen.
Da hatte Jercy müde aufgesehen, sein Redefluß war für einen
Augenblick versiegt.
„Ach Gott“, hatte er erwidert,
„mein
Werk. Wenn ich zurückkehre, bin ich ein alter Mann. Es war
ein Versuch, ein letzter, Gernot. Vielleicht verstehst du mich –
später einmal. Das ist alles so unbedeutend gegen ein paar
Jahre Leben, wenn du weißt, was ich meine…“
Gernot war niedergeschlagen und traurig gegangen. Fast
bemitleidete er Jercy. Aber war Mitleid

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