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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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nicht!“ Gernot
überbetonte das Wort „Metall“.
„Ich habe es verstanden.“ Jercy reagierte müde, beinahe
gleichgültig. „Zeichne den Fehlbetrag auf und deine Schlußfolgerungen. Übermorgen ist Leitungsberatung, da trage ich es
vor. Versprich dir nicht zuviel.“
Was für eine Haltung, dachte Gernot empört. Er ist der
wissenschaftliche Leiter, mehr noch, der Vater des gewaltigsten Projekts, das die Menschen je realisierten. Er müßte
erschrecken, toben. Statt dessen: Leitungssitzung mit Brad.
„Ohne die Seile geht es nicht!“ Diese Bemerkung war nicht nur
einfältig, Gernot sprach sie auch so aus.
Jercy lächelte schwach. „Das, Freund, ist mir bekannt. Hast du eine Lösung?“
Gernot zögerte nicht. „Nein“, sagte er, „noch nicht. Wir
brauchen den Druck von euch, von der Leitung.“
„Den bekommst du“, es klang fast unwillig. „Aber mit ihm
allein geht es auch nicht.“
„Uns wird etwas einfallen.“ Es klang vieldeutig.
Jercy blickte einen Augenblick erstaunt auf. Dann sagte er
obenhin: „Dafür sind wir hier.“
    Später stapfte Gernot durch das kahle Hügelland entlang der
Straße zum zerstörten Kosmodrom. Ein Ziel hatte er nicht,
glaubte, Luft und Weite haben zu müssen nach diesem
Gespräch, zum Abreagieren. Er ärgerte sich über Jercy, der
irdischen Bürokratismus mitgeschleppt zu haben schien, über
die Centauren, die das Unternehmen so schlampig vorbereitet
hatten, und schließlich über sich, weil er angenommen hatte,
daß alle anderen den Optimismus, zu dem er gerade gefunden
hatte, schon besaßen. Und auf einmal verspürte er wieder ein
wenig Angst, er könne zurücksinken an die Grenze der
Gleichgültigkeit.
    Fünfzig Meter rechts neben Gernot zog sich die Leitstraße
hin. Das Metallband in der Mitte der Fahrspuren reflektierte die
Strahlen Alphas, die vor Gernot nahe am Horizont flirrig über
die Hügel blendete. Und einen Augenblick konnte er sich
vorstellen, daß diese Gegend ihre landschaftlichen Reize haben
konnte, wenn sie Vegetation, hohe Bäume, Grasmatten,
Blumen hervorbrächte.
    Gernot drehte sich um. Voll im Licht lagen die Pyramidenstümpfe der Laborstadt Wün. Und auch sie nähme sich
zwischen hohen Bäumen ganz gut aus, dachte er. Aber fünf
Jahre günstiges Klima, das man in zwei Jahren erwartete – so
hatte Mon gesagt –, bringt keine großen Bäume hervor, kaum
nennenswerte, landschaftsgestaltende Sträucher. Nun, es hat
am längsten gedauert! Sie hatten Mon ausgefragt. Und je mehr
sie im Kollektiv der Menschen warm wurde, desto bereitwilliger erzählte sie vom Centaur. Und sie vermutete, daß die
Gruppe Wach nach Norg verlegt werden würde, nach einem,
wie sie behauptete, der lieblichsten Landstriche des Centaur.
Der einzige große See befände sich dort und immerrote
Vegetation.
    Ein Grund mehr, sagte sich Gernot, nicht in Trübsinn zu
verfallen… Aber er war sich schon im klaren darüber, daß die
Centauren das nicht aus lauter Gastfreundschaft taten, als
Entschädigung vielleicht gar, sondern weil sich in Norg der
Test-Gravitationskanal befand, die Pilotanlage des Kosmodroms, und weil man diese Anlage für den Transport der Seile,
für den Gernots Gruppe zuständig war, hergerichtet hatte oder
– entsprechend der centaurischen Denkweise
– herrichten wollte .
    Gernot wandte sich wieder gegen die Sonne. Wenn schon,
dachte er. Meinetwegen Gravitationskanal, Hauptsache nicht
diese verdammte Öde. Aber er war schon froh, daß nun schon
seit Tagen das Graue verschwunden und Alpha auferstanden
war.
    Rechter Hand, jenseits der Straße, auf der Kuppe eines die
anderen um ein weniges überragenden Hügels, sprang ein
Reflex auf. Und es war Gernot, als bewege sich dort etwas. Er
legte die Hand über die Augen. Aber außer einem dunklen
Fleck gewahrte er gegen das gleißende Licht nichts.
    Von hinten kam ein Vibrieren auf. Gernot blieb abermals
stehen, sah sich um.
Aus der Stadt nahten, geführt von der Leitlinie, schwere
Fahrzeuge, offenbar Materialtransporter, die zum Kosmodrom
fuhren.
Es war schon imposant, wie diese großrädrigen Kolosse
heranrollten. Eine Sekunde lang dachte Gernot an die Raupen
der Prozessionsspinner. Die Laster waren lang, dreigliedrig und
fuhren nicht übermäßig schnell, aber sehr dichtauf.
Das Vibrieren hatte sich kaum verstärkt, es schien jedoch, als
ergriffe es die gesamte Gegend, den Boden, die Luft, als bebe
es im Körper. Unten passierte das erste, das Leitfahrzeug,
Gernots Standort.
Und da geschah das

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