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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Unfaßliche: Ganz allmählich, in einem
sehr spitzen Winkel wich das Monster, ohne seine Geschwindigkeit im geringsten zu verändern, von der Bahn, erreichte
deren Rand, überfuhr ihn, geriet auf den befestigten Randstreifen und näherte sich stur, wie auf einer neuen, unsichtbaren
Leitlinie, dem Hügel auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Und wieder war da das Bild jener im Gänsemarsch ziehenden
Raupen, die, lenkte man die vordere an die letzte, stoisch im
Kreis und ins Verderben laufen…
Gernot stand starr, unfähig, sich zu rühren, sich seiner lähmenden Ohnmacht bewußt. Mit geweiteten Augen verfolgte er,
wie das zweite Fahrzeug stur dem ersten folgte.
Dieses hatte den Fuß des Hügels erreicht, ging schräg dessen
Flanke an, neigte sich dabei mehr und mehr der Fahrbahn zu.
Gernot fieberte. Jetzt, jetzt! schrie es in ihm. Es war erstaunlich, wie lange, mit welch enormer Neigung der schwere
Transporter noch auf den Rädern blieb. Höher und höher schob
er sich den Hügel hinan. Unten hatte bereits das dritte Fahrzeug
die Leitlinie verlassen. Und auf der Straße folgten noch
mindestens zehn…
Da! Beinahe schon in Höhe der Hügelkuppe kippte die
Maschine, überschlug sich zeitlupenhaft. Entsetzliches
Knirschen und Rumpeln setzte ein. Die Beplankung barst. Das
Ladegut, komplizierte, vorgefertigte Metallträger, bog und
verdrillte sich. Wie Schüsse lösten sich Verspannungen. Das
Fahrzeug brach in mehrere Teile. Trümmer rutschten, rollten
auf die Fahrbahn. Ein abgesprungenes Rad sauste, flirrte,
sprang den Hügel hinab, überquerte die Bahn, erklomm, matter
schon, die gegenüberliegende Anhöhe, stürzte um und zuckte
wippend keine zehn Meter vor Gernot aus.
Auf der anderen Straßenseite herrschte Chaos. Eine Maschine nach der anderen folgte der ersten, zerbarst, vergrößerte den
Trümmerberg, in dem Lichtbogen aufsprangen, da und dort
Klirren und Kreischen ertönte, kleine Feuer züngelten, Rauch,
Staub und Dampf wallten. Krachen rollte zwischen den
Hügeln; die kräftigen, imposanten Fahrzeuge, die kostbare
Ladung – ein wirrer Haufen Schrott.
Schrott! Ein Gedanke klopfte in Gernot, vage, unartikuliert.
Man müßte…
Noch vereinzeltes Rollen, Scheppern, dann Stille, unheimliche, tödliche Stille…
Einen Augenblick gab sich Gernot dem Schauder hin. Dann
straffte er sich. Man muß…. ich muß etwas unternehmen. Ich
kann doch nicht so tatenlos herumstehen! Etwas Ungeheuerliches ist geschehen!
Gernot war selbst schon etliche Male im Wagen die Leitlinie
entlanggerollt, auf der Erde und hier auf Centaur. Er empfand
diese Art zu fahren als außerordentlich bequem, und er hatte
nie den Eindruck, daß sie etwa unsicher oder gar gefährlich sei.
Die zuverlässige Automatik schaltete prompt das System ab,
bremste, wenn der Kontakt zur Leitlinie unterbrochen oder der
Abstand zum vorderen Fahrzeug zu klein wurde oder wenn ein
Hindernis den Weg versperrte. Und Gernot sah sich nicht
veranlaßt, anzunehmen, daß die centaurische Technik der
irdischen nachstünde. Sie hatte ihr gegenüber sogar einen
Vorteil: Man fuhr auf Centaur bedeutend langsamer als auf der
Erde.
Und doch habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie die
Fahrzeuge von der Linie abwichen und weiterfuhren, fuhren
bis in den Untergang.
Plötzlich sah Gernot sich um. Öde, verlassen wie stets, das
Land. Nur ganz in der ferne, gegen die Sonne, tanzte ein
Staubwölkchen in der Wüste…
Ich bin der einzige, der es gesehen hat! Sie müssen wissen,
wie es passierte – nein, was ich gesehen habe.
Dann dachte er nach: Es müssen mehrere Defekte gleichzeitig eingetreten sein. Scheißelektronik. Was für eine Schluderei!
Wenn es nun ein Personentransporter gewesen wäre. So einer,
wie sie uns vom Landeplatz abgeholt haben… Gernots Blick
ging über den Schrottberg, ihn schauderte.
Er trat langsam, zunehmend schneller werdend, den Rückweg an. Schließlich rannte er in weiten Sätzen der Siedlung
zu…

2. Kapitel
    Zur fünfundzwanzigsten Stunde würde Josephin eintreffen!
Gernot war von Tag zu Tag aufgeregter, schlief schlecht, aß
wenig. Aber die freudige Erwartung ließ ihn alles überwinden.
Er fühlte sich ständig hochgestimmt, und nichts konnte ihn aus
dieser Höhe herabheben, weder zunehmender Ärger bei der
Arbeit noch wachsende Spannungen zwischen ihm und Jercy,
die natürlich auch der nicht wunschgemäß verlaufenden
Tätigkeit an der Maschine entsprangen. Es gab da Unbegreifbares, nicht zu durchschauen, zu beschreiben.

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