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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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sich der zeitliche Ablauf.“
Gernot überlegte einen Augenblick. „In dreißig Tagen muß
ich es genau wissen. Davon ist die Dauer unserer Arbeit im
Orbit abhängig. Und die muß kurz sein, so kurz wie irgend
möglich.“ Dann seufzte Gernot. „Es ist alles so schrecklich
unvorbereitet, Mon. Entschuldige, wenn ich das so sage. Ich
fürchte mich förmlich vor der nächsten Etappe. Wenn wir dann
ohne Hilfe dastehen, irgendwo in der Wüste, nur auf uns
angewiesen…“
Wieder glitt Gernots Blick in die Weite. Links von ihnen
hatte sich eine Fahrzeugkolonne über den Horizont geschoben,
kroch langsam auf die Stadt zu. Die Leitstraße, auf der sie –
automatisch gesteuert – fuhr, lag unter der alles bedeckenden
Staubschicht. Es wird der Seilschlepper sein, dachte Gernot,
den sie da bringen, das Orbitflugzeug in Einzelteilen, das
ausgerechnet hier umkonstruiert werden muß. Wieder etwas
Unverständliches… Er zuckte unmerklich mit den Schultern.
Wieder lächelte Mon. „Weißt du, wir haben es so eilig nicht.
Ob die Maschine ein Jahr früher oder später läuft… Hauptsache, sie tut es eines Tages.“
Gernot begriff nicht. Wen haben sie mir da bloß beigegeben,
dachte er. Wenn jeder in der Centaurengruppe so ist! Außerdem spürte er den Widerspruch zu dem, was sie am Anfang des
Gesprächs von sich gegeben hatte. Aber auch wenn es ihr und
einigen anderen gleichgültig ist, wann sich dieser verdammte
Dynamo dreht – bisher konnte man annehmen, sie brauchen
seinen Strom dringend –, mir ist es das nicht! Mir nicht! Er
spürte zwar noch immer Optimismus, den Drang, Großes zu
leisten, aber zügig mußte das gehen, ohne Hemmnisse und
schon gar nicht mit einer wankelmütigen Haltung der Nutznießer dieser Sache.
„Ich spreche noch heute mit…“ Gernot
unterbrach sich und sah Mon an.
Sie hatte den Blick mit höchster Aufmerksamkeit, wie ihm
schien, weit in die Wüste unter ihnen gerichtet. Aber in Gernot
klang noch ihre lakonische Bemerkung nach, und er begann
sich zu ärgern. Unkonzentriert hatte er sagen wollen, daß er
Jercy sprechen würde. Er blickte nun aber ebenfalls in die
Wüste hinaus. Woher denn, dachte er höhnisch, es macht uns
überhaupt nichts aus, noch ein, zwei Jährchen länger in dieser
liebreizenden Umgebung…
Gernot wurde aus seinen Gedanken gerissen. Dort draußen
tat sich etwas, was er nicht einzuordnen vermochte. Er warf
einen schnellen Blick auf Mon. Wie ein Luchs vor dem Sprung
sieht sie aus, dachte er. Sie hatte sich aus dem Sitz um Zentimeter erhoben, den Kopf nach vorn gereckt. Keine Minute
würde ich es so aushalten… Von der Seite sah er, wie ihre Iris
flirrte.
Es war diese Haltung, ihre aufs äußerste gespannte Aufmerksamkeit, die Gernot sagten, daß etwas Außergewöhnliches
geschah. Noch fühlte er sich unbeteiligt, mehr wie in einem
Film.
Parallel zu dem im Braungrauen nur schwer auszumachenden Horizont lagerte scheinbar unbeweglich eine Staubbank in
der Atmosphäre, die beinahe den gesamten Gesichtskreis
einnahm. Aber sie bildete die Bezugslinie, die das, was sich
dort tat, überhaupt erst deutlich werden ließ: Auf einer schwer
abzuschätzenden, aber durchaus abgegrenzten Länge hatte sich
die Wüste gehoben, und diese Hochwölbung floß wie eine
Welle auf den Laborkomplex zu. Aber zwischen diesem und
der Erscheinung krochen die Fahrzeuge.
Weil Bezugsgrößen fehlten, war weder zu ermitteln, wie weit
entfernt sich das abspielte, noch, wie hoch diese Welle war. Sie
schien jedoch zu wachsen.
Gernot achtete nicht auf Mon, sondern verfolgte gespannt
das für ihn neue Schauspiel. Es wurde deutlich: Die Welle aus
Sand und Steinen rückte heran – und wie es schien, mit
beträchtlicher Geschwindigkeit. Um ihren Kamm hatte sich vor
dem helleren Horizont eine Aureole aus aufgewirbeltem Staub
gebildet, die in die Höhe stieg und die Konturen der Schmutzbänke verwischte.
Als, von ihnen aus gesehen, der rechte Ausläufer der Welle
die Verbindungsgerade zwischen den Fahrzeugen und der Stadt
erreichte, stoppte der Leitautomat des ersten Transporters die
Kolonne, völlig unnütz, wie sich sogleich zeigte.
Als die Bodenmassen die Fahrzeuge überrollten, drang aus
Mons Übersetzer ein eigenartiges Geräusch – wie ein Röcheln.
Und jetzt bekam Gernot eine Vorstellung vom Ausmaß des
Unheilvollen da draußen. Die Transportfahrzeuge wirkten wie
Krümel vor einem Laib Brot. Sie verschwanden lautlos im
Sand- und Staubgekräusel, das die Welle vor sich her

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