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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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hätte ein so über alle Maßen
Fremder wie ein Mensch dabei wohl finden können? Doch erst
ihr Getue macht auf etwas Unbotmäßiges aufmerksam, schafft
Raum, einiges zu vermuten, in Zusammenhänge zu bringen.
Gernot kam schon zu dem Schluß, daß sie hier etwas gegen
die centaurischen Normen taten, aber eben gegen ihre Normen.
Es betrifft mich nicht, also bewahre ich Stillschweigen –
offiziell, versteht sich! Und er bedeutete ihnen, ihren Wunsch
respektieren zu wollen.
Darauf taten die beiden das, was sie schon lange hätten
machen sollen: Sie ergriffen ihre Kiste, nahmen sie zwischen
sich und schleppten sie ein wenig mühsam zu ihrem Flugzeug.
Gernot sah ihnen mit gemischten Gefühlen hinterher. Er
fühlte sich unwohl. Irgend etwas tat sich hier, etwas, was
vermutlich doch mit der Anwesenheit der Menschen auf
Centaur zu tun hatte. Und Gernot war auch deshalb unwohl,
weil er nicht die geringste Chance sah, das Geschehen in
irgendeiner Weise zu beeinflussen, selbst wenn er sich nicht an
sein Versprechen hielt.
Unten startete der Rochen, flog dicht über dem Boden rasch
in nordöstlicher Richtung davon.
Sehr nachdenklich trat Gernot den Rückweg an. Das Vorkommnis verdrängte sogar eine Zeitlang seine Gedanken an
Josephin, an den Abend, an dem sie vereint sein würden. Aber
als Gernot die Pyramide betrat, in der sich die Arbeitsräume
seiner Gruppe befanden, waren die beiden finsteren Centauren
und das Erlebnis mit ihnen nur noch Episode. Er hatte sich an
den Gedanken gewöhnt, daß so etwas die Menschen wirklich
nichts anging, daß sie ihre Aufgabe hatten und daß in einer
interkosmischen Zusammenarbeit die Nichteinmischung
ohnehin oberstes Prinzip sein mußte. Doch er fand seine
Vermutung bestätigt, daß die störenden Vorkommnisse
durchaus nicht alle natürlichen Ursprungs zu sein brauchten.
Was freilich unter die Haut ging, war, daß die Vernichtung des
Orbitalflugzeuges die Arbeit der Menschen negativ beeinfluß
te. Aber hier bereits wieder Zusammenhänge zu konstruieren
war sehr gewagt! Und wenn die am Objekt unmittelbar
beteiligten Centauren das verharmlosten? Jede Aktion der
Menschen in dieser Richtung konnte als Einmischung aufgefaßt werden. Also – noch mal: Je mehr von uns zu der Überzeugung kommen, daß Brads Haltung durchaus etwas für sich
hat, desto wohler mußte sich der einzelne doch unter solchen
Bedingungen fühlen; Oder? Oder mache ich mir etwas vor?
Bis zum Beginn des Dienstes verblieb noch immer eine halbe
Stunde. Als Gernot sein spartanisch eingerichtetes Arbeitszimmer betrat, fand er Mon, mit der er sich den Raum teilte,
bereits in Unterlagen vertieft. Manchmal könnte man den
Eindruck gewinnen, dachte er, als erholten sie sich überhaupt
nicht, als lebten sie ganz und gar nur der Aufgabe.
Und wieder empfand Gernot ihre Haltung auf dem centaurischen Sitzbock aus menschlicher Sicht als äußerst unbequem
und ein wenig – ulkig.
Mon erwiderte freundlich seinen Gruß. Er ließ sich ihr
gegenüber auf seinen Stuhl hinter dem Arbeitstisch fallen und
sah ihr eine kleine Weile zu. Was sind das für Wesen, dachte
er. Ob wir sie jemals wirklich kennenlernen? Werden sie nicht
stets Überraschungen für uns parat haben? Wenn sie das
Widersprüchliche empfindet in ihren Reihen, woher nimmt sie
den Elan und die Arbeitsfreude? Wenn die Administration die
Dinge verschleppt, träge reagiert, wenn andere vielleicht gar –
Gernot dachte das erstemal so hart – sabotieren, wird sie da
nicht betrogen, nicht nur sie, alle in der Gruppe, die mit
gleicher Intensität gemeinsam mit den Menschen arbeiten –
und unter welchen Bedingungen!
Gernot sah über Mon hinweg im Zimmer umher. Die kahlen
Wände, die übliche primitive Zweckeinrichtung…
Er wußte, daß Mon mit vier weiteren Centauren ihr persönliches Zimmer teilte, daß sie ausschließlich an einer Gemeinschaftsverpflegung teilnahmen, daß sie überhaupt keinen freien
Tag hatten wie die Menschen hier. Oder nahmen sie nur keinen
wahr? Was auch sollte man mit freien Tagen anfangen? Man
geriet ja doch ins Fachsimpeln. Freilich, an
„Sonntagen“
wurden Stunden für Persönliches in Anspruch genommen, für
die Wäsche – man hatte wieder gelernt, sie manuell zu pflegen
–, für Körpertraining, das die geringere Schwere gebot, seltener
auch zu einem Besuch untereinander in der doch weitverzweigten Stadt. Entschloß man sich aber zu einem solchen Besuch,
mußte man viel Zeit dafür einplanen. Es gab keine öffentlichen
Verkehrsmittel. Centaurische

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