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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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transportierten?“
Gernot nickte abermals. „Und an die Welle, die wir erlebten.“
„Na, na!“
Gernot blickte aufmerksam. Mehr als dieses „Na, na!“ setzte
sie aber seiner Spekulation nicht entgegen. Vor einigen Tagen
hatte sie einen solchen Gedanken heftig abgewiesen, erklärt,
daß es ein natürliches Phänomen wäre. „Kennst du solche
Leute?“ fragte er.
„Jeder kennt solche Leute.“
„Was schlägst du vor?“
Mon sah ihn groß an. „Nichts. Es ist ein Gedankenaustausch
zwischen uns, und er sollte es bleiben.“
Gernot wußte, daß dagegen nichts einzuwenden war. Selbst
wenn seine Vermutung zuträfe, wie könnte man konkret
reagieren? Er würde zum Beispiel die beiden Centauren nie
und nimmer wiedererkennen. Dazu fehlte den Menschen noch
der Blick für centaurische Gesichter. Und wenn ich ehrlich bin:
Hätten sie mir nicht den Mund verboten, ich wäre nicht auf die
Idee gekommen, daß dort etwas Unbotmäßiges geschah. „Du
hast recht“, sagte er, „wir behalten es für uns.“
„Ich werde hören, Gernot…“, sagte sie. Ihr Blick bedeutete
ihm, daß auch sie nachdenklich geworden war oder vielleicht
sogar mehr vermutete oder wußte, als sie ausgesprochen hatte,
„aber mit niemandem sprechen.“
Ein interkosmisches Komplott, dachte Gernot, und er empfand, daß es einer gewissen Komik nicht entbehrte.
Nach einer Pause fuhr Mon fort: „Aber nun sage, wie ist das
mit den Unseren auf dem Mars, mit dem – Nachwuchs und
dem Zusammenleben?“
Sie hat es nicht vergessen! Gernot wurde es warm. Aber
noch bevor er sich eine Antwort zurechtgelegt hatte, wurden
sie durch ein Klopfen gestört. Gernots Rat wurde von einigen
seiner Mitarbeiter benötigt. Und er begab sich in die Arbeitsräume.
Mons Blick aber sagte ihm, daß sie auf ihre Frage zurückkommen würde.
    Gernots Uhr flüsterte:
„Neunzehn Uhr siebenundsiebzig.“
Gleich Mitternacht, dachte er, irdische Mitternacht. Jetzt etwa
müßte die fünfundzwanzigste Stunde des centaurischen Tages
angebrochen sein. Gernot hatte sich nicht entschließen können,
seine sprechende Uhr, das Geschenk eines elektronikbesessenen Freundes, abzulegen.
    Wieder ging sein Blick in die Ferne. Ein fahler Schein lag
über der Wüste. Nur von dorther konnte man sich der Stadt
nähern. Einen anderen Weg durch die Einöde gab es nicht.
Weshalb sie über Land und nicht mit dem Flugzeug kommen
würden, hatte keiner zu sagen vermocht. Das war eben so.
Centaurisch.
    Gernot hatte es nicht mehr im Haus gehalten. Er hatte lange,
nachdem die anderen gegangen waren, versucht, sich durch
Arbeit abzulenken. Er hatte das Projekt zum maschinentechnischen und energetischen Teil des Gravitationsaufzugs für die
Schleifenseile zu kontrollieren, das eine Reihe von Berechnungen enthielt. Zweimal schon glaubte er einen Fehler entdeckt
zu haben, hatte beim nochmaligen Prüfen jedoch festgestellt,
daß er von ihm beim Nachrechnen verursacht worden war. Da
kapitulierte er. Er spürte selbst seine Zerfahrenheit, seine
Nervosität, und er gab sich von dieser Sekunde an voll seiner
kribbligen Sehnsucht, seiner flatternden Ungeduld hin. Und
lange vor der Zeit rannte er hinaus vor die Stadt, um Josephin
bereits dort empfangen, begrüßen zu können.
    Gernot ging auf und ab. Hundert Schritte in die Richtung, aus
der sie kommen mußte, hundert Schritte zurück auf die Stadt
zu. Der kleine Lichtschein dort war wie eine Verheißung. Er
wartete nicht allein… Er wußte, daß dieses Licht von den
Lampen vor der Brad-Pyramide herrührte. Dort sollten die
Neuankömmlinge offiziell begrüßt werden, siebenundzwanzig
Menschen, die, wie wir damals voller Hoffnung, zum erstenmal den Boden eines fremden Planeten betraten… Ich werde
Fini schon vorbereiten… Natürlich gehören Jercy und Nora die
ersten Stunden. Und Fini wird es geschehen lassen müssen.
Aber ich schlage ihnen ein Schnippchen. Die ersten Minuten
gehören mir, gehören uns!
    Gernots Uhr sagte die nächste halbe Stunde an. Da wußte er,
daß sie sich verspäten würden. Er unterbrach seinen Rhythmus,
lief weiter die Leitstraße in die Nacht, in die Wüste hinein,
spähte angestrengt nach entgegenkommenden Lichtern, ohne
sich bewußt zu werden, daß geleitete Fahrzeuge keine Scheinwerfer benötigten.
Als er kehrtgemacht und schon beinahe wieder seinen Ausgangspunkt erreicht hatte, durchfuhr ihn ein heißer Schreck.
Der Lichtschein an der Brad-Pyramide war verschwunden.
Was, was bedeutete das? Was wußten sie dort von

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