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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Leerraum
nutzen und einige Tonnen Gold mitnehmen, für die Kontakte…“
„Untersteh dich! Dann sind meine Kilo Konterbande und
nicht Souvenir. So kannst du mir nicht in den Rücken fallen.
Wir müssen doch noch ungeheure Vorräte haben, zum Teufel!
Was ist denn aus den… zig Tonnen geworden, die in allen
Banken der Welt lagerten? Ist doch noch keine zweihundertfünfzig Jahre her seit diesem Unsinn“, sagte sie hintergründig.
Er begann zu erläutern, daß davon kein Krümchen mehr
vorhanden, daß die Gewinnung immer komplizierter und teurer
geworden sei, bis er merkte, daß sie ihn zum besten hielt.
„Du“, knirschte er, „ich lade dir gleich den Rucksack voll, und
du schleppst ihn die zwei Tage.“ Sie zogen fröhlich weiter.
Der Cañon behielt im wesentlichen seine Ebenmäßigkeit:
zwei steile, vielleicht dreißig Meter hohe Wände, die das
ungefähr zweihundert Meter breite Tal eingrenzten, ein Tal,
das bis zu seiner Sohle dann sanft abfiel. Flora und Fauna
blieben ebenfalls fast gleich, aber immer wieder entdeckten sie
eine neue Art und wurden nicht müde, zu beobachten, zu
betrachten, zu bewundern.
Später wuchs von der linken Seite ein schwarzer Schatten in
den Grund. Alpha neigte sich dem Horizont zu.
Sie wechselten nun nicht mehr von einer Seite auf die andere, sondern hielten sich im Licht.
Es wurde schneller dämmrig, als sie angenommen hatten. Als
sie in eine in ihrer Ausdehnung nicht abzusehende Geröllzone
gerieten – riesige Brocken lagen im Weg, die Felsen schienen
um mehrere Meter gewachsen zu sein, zeigten Ausbrüche und
Höhlungen –, suchten sie einen Lagerplatz.
„Hier!“ rief Josephin wenig später. Sie stand zwischen
mehreren großen Blöcken auf einer kleinen, fast ebenen
Fläche, die mit einem moosartigen violetten Pflanzenteppich
bedeckt war. „Wie für uns geschaffen!“
Gernot musterte die nahe Felswand, sah keine bedenklichen
Überhänge und stimmte zu.
Als sie das kleine Zelt aufgebaut und das wenige Gepäck
verstaut hatten, war es fast völlig finster geworden.
Gernot setzte den Kocher in Gang, um einige Konserven
zuzubereiten.
Da sagte Josephin: „Gernot, ich will ein Feuer!“
„Ein Feuer!“ Er betonte die beiden Wörter so, daß es klang,
als hätte er „du bist verrückt“ gesagt. „Ein Feuerchen, Gernot“,
bettelte sie.
Er schwieg, sah zu ihr auf im Halbdunkel. Um ihren Kopf
herum gewahrte er die ersten Sterne. Über dem rechten
Uferrand lag ein blausilbriger Schein. Warum eigentlich kein
Feuer? dachte er. Noch nie hatte er auf Centaur ein offenes
Feuer gesehen, aber das war kein Grund, keins zu entfachen.
Wenig später sammelten sie – mit ihren Handleuchten bewaffnet – abgestorbene Pflanzenteile, die sie vor dem Zelt
zusammentrugen, zu kleinen Bündeln bogen und stauchten,
denn brechen ließen sie sich nicht.
Erst als Gernot einen beträchtlichen Teil des als Proviant
mitgenommenen Pflanzenfetts als Brennhilfe vertan hatte,
gelang es ihm, ein sich selbst erhaltendes, prächtig qualmendes
Feuerchen zu entfachen. Es fauchte und schoß mächtig. Selbst
die verwelkten Pflanzenstengel bargen noch viel Wasser, das
zu sieden begann, die Wandungen aufblähte, in kleinen
Explosionen auseinandertrieb.
Die beiden Menschen saßen eng umschlungen und schweigsam vor ihrem knisternden Feuer, sahen dem Geflacker, dem
Entstehen und Vergehen zu, hörten auf das Geflüster der
Urgewalten. Sie vergaßen den fremden Planeten, seine
Bewohner, die Mitmenschen und das, weswegen sie gekommen waren. Sie spürten nicht mehr die Kühle, die von den
Felsen strömte, spürten nur jeder die Nähe des anderen, und sie
wurden eins in der Umarmung…
Nur allmählich drang später die Umwelt wieder in ihr Bewußtsein. Vor ihnen schwelte ein Häufchen Glut, über das
grünliche Flämmchen huschten. Und ein Zirpen und Schnarren,
fremdartig, aber nicht furchterregend, war um sie her.
Josephin fröstelte. Gernot holte den Schlafsack aus dem Zelt.
Dann legte er einige Bündel Feuerung nach. An Stäben brieten
sie Würstchen, aßen gebrochenes Brot dazu.
Später saßen sie nebeneinandergekuschelt, wärmten sich
gegenseitig, ließen das Feuerchen niederbrennen. Die Stimmen
um sie her verebbten, das Prasseln der sich in der Glut
verzehrenden Substanz wurde seltener.
Es dauerte lange, bis es in Josephins Bewußtsein drang.
Gernot spürte, daß sie unruhig wurde. Sie rückte von ihm um
weniges ab, reckte den Kopf. Aber bevor er eine Frage stellen
konnte, hörte er es auch.

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