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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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man es überschauen konnte – lief das
Tal in einen großen Kessel aus, rechts aber setzte es sich bis in
eine dunstige Ferne fort. Auf Mons Skizze standen die Worte
„See“ und „Fluß“, offenbar Begriffe aus Zeiten günstigerer
Klimaeinflüsse.
Einige buschähnliche Pflanzen – vor allem auf der Talsohle –
überragten überwiegend kniehohes Gestrüpp.
„Ein Wadi also“, bemerkte Josephin, „aber viel freundlicher
als ein afrikanisches. Ach, ist das schööön, Gernot!“ Sie stellte
sich auf die Zehen, gab ihm mit gespitzten Lippen einen
kleinen Kuß, ergriff den Tragesack und rannte, ihn halb hinter
sich herschleifend, den Hang hinab.
Sie gingen im Tal nordostwärts, kamen nur langsam voran;
denn immer wieder entdeckten sie Neues, nie Gesehenes. Sie
streiften wie Kinder durch hüfthohes Gestrüpp, riefen sich
gegenseitig heran, wenn sie glaubten, etwas ganz Besonderes
oder Merkwürdiges aufgespürt zu haben. Sie bewunderten
Blüten und Gewächse und – beobachteten Tiere, verharrten
dabei minutenlang still.
Selten genug verirrte sich ein Hautflügler oder Käfer in die
Stadt. Aber hier herrschte vielfältiges Leben. Manche Arten
wirkten furchterregend, weil sie so gar nicht in irdische
Anschauungen von harmlosen Tieren paßten. Aber bekannt
war, daß gefährliche Arten auf Centaur nicht mehr heimisch
waren.
Ab und an huschten spinnenähnliche oder an Eidechsen
erinnernde Wesen vorbei, auch eine Art Hörnchen…
„Das verstehe ich nicht“, bemerkte Josephin,
„wenn sie
Säugetiere haben, daß sie da selbst so weit von einem natürlichen Fortpflanzungsgebaren abgerückt sind.“
„Das ist eben ihre höhere Form der Evolution, das, was sie
vom Tier unterscheidet“, entgegnete Gernot.
„Da wäre ich aber nicht darauf erpicht…“
Gegen Mittag erreichten sie eine Stelle, an der sich das Tal
verengte, die Flanken steiler und felsig wurden, bis sie wie bei
einem Cañon mitunter fast senkrecht aufragten. Die Entfernung
zwischen den Ufern blieb jedoch so groß, daß genügend Licht
die Talsohle erreichte und daß nicht der Eindruck einer
Beengung entstand. Der Boden wurde feuchter, die Vegetation
üppiger. Fleischige Hohlstengel, dicke, große Blätter herrschten vor. Einjährige Pflanzen erreichten Übermannshöhe. Wie
Baldachine überschatteten sie große Flächen. Auch neue
Vertreter der Fauna ließen sich blicken. Schleimabsondernde
Bälle und Würste, ähnlich irdischen Schnecken, fraßen an den
Gewächsen.
Obwohl der Boden offenbar viel Feuchtigkeit enthielt, trat,
von den beiden Wanderern schmerzlich vermißt, nirgends
offenes Wasser auf. Kein Rinnsal stürzte die steilen Wände
hinab, kein Tümpel spiegelte. Nicht einmal aus Felsritzen
sickerte Naß.
Aus seinen spärlichen planetologischen Kenntnissen schloß
Gernot, daß der Cañon in Sedimentgestein gefurcht war, die
Felsen zeigten eine horizontale Schichtung.
Einmal, als hoher Bewuchs zwang, dicht an einer Steilwand
entlangzugehen, blieb Gernot überrascht stehen. „Warte, Fini“,
rief er.
Josephin, die einige Meter vor ihm gegangen war, blieb
stehen und kam, als er aufmerksam mit einem spitzen Stein den
Fels bearbeitete, neugierig zurück.
Dann hielt er ihr triumphierend ein gelbliches rundliches
Etwas unter die Nase. „Na, was denkst du, was das ist?“ fragte
er. Sie verzog das Gesicht, nahm ihm das Klümpchen, nicht
größer als ein Spatzenei, aus der Hand. Es fiel zu Boden.
Josephin bückte sich überrascht, weil sie das Gewicht des
Kügelchens unterschätzt hatte. „Gold?“ fragte sie ungläubig.
„Sieht so aus. Ein Nugget…“ er hatte bereits drei weitere in
der Hand, wog sie, ließ sie in die Tasche gleiten. „Wenn man
bedenkt, wieviel Unheil dieses Metall über Menschen gebracht
hat – zu allen Zeiten. Selbst heute noch höchstbegehrtes
Material – um euch zu schmücken. Wieviel Leistungsbons
werden wohl ausschließlich dafür verdient?“
„Stiesel!“ Josephin hatte selbst eine besonders ebenmäßige
Kugel aus dem mürben Sandstein gepult, hielt sie sich an den
Ringfinger, ans Ohr, an die Nase. „Ihr würdet ja am liebsten
alles für eure elektrischen Kontakte vertun!“
„Und du gefällst mir ganz gut ohne.“
„Das verstehst du nicht“, sagte sie spitzbübisch. „Bevor’s
heimgeht, hole ich mir hier ein paar Kilo. Die Centauren legen
ja offenbar keinen Wert darauf.“
„Nein, sie nehmen Platin, von dem sie offenbar auch genügend haben. Aber wir könnten sogar heimwärts den

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