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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Weile schauten sie unbeweglich, bis die
Blendung unerträglich wurde. Es lag auf einmal ein Dunst über
der Wüste, in dem die Strahlen wie helle Balken wirkten.
Josephin löste sich und schob die Sonnenschutzscheibe über
die Augen. „Ich habe Hunger“, sagte sie dann.
„Schon?“ Gernot lachte. „Da werden wir nicht weit kommen!“ Sie setzten sich auf den Böschungsrand und begannen
zu frühstücken.
Dann fragte Josephin mit vollem Mund:
„Warum, zum
Teufel, bauen sie, bauen wir eigentlich diesen Dynamo, wenn
sie doch ihre Sonnenenergie so verdammt wenig nutzen?
Warum errichten sie nicht wie wir ein Kosmoskraftwerk?“
„Das, Fini, ist zehnmal aufwendiger. Und sie haben dieses
mächtige Magnetfeld.“
„Na, wenn schon!“ Sie beharrte auf ihrem Gedanken. „Dafür
hätten wir aber die Erfahrung, ein fertiges Projekt…“
„Na, na, du wirst doch nicht an Jercy zweifeln?“ Eine Weile
sagte sie nichts. „Nein, an Jercy zweifle ich nicht, an seiner
Kraft, das durchzusetzen, schon eher…“ Sie sagte es weich, in
Gedanken. „Weißt du, Gernot, manchmal habe ich ihm
gegenüber ein schlechtes Gewissen. Du weißt, daß ich ihm und
Nora viel zu verdanken habe. Als meine Eltern umkamen
damals, ich war so groß…“, sie machte eine unbestimmte
Angabe, indem sie den Arm in die Höhe reckte, „da war es für
mich wie ein kurzer böser Traum. Als ich aufwachte

sozusagen –, waren die Eltern wieder da, mit anderen Gesichtern freilich, aber sonst hatte sich für mich kaum etwas
verändert. Manchmal glaube ich, ich mache etwas falsch, bin
undankbar oder bringe meine Zuneigung nicht richtig zum
Ausdruck. Andererseits aber fühle ich, wie sich Kontakte
lösen, wie wir oft keine gemeinsame Sprache haben…“
Gernot hatte Josephin die Hand auf den Arm gelegt. „Fini,
das ist, glaube ich, normal. Einen Dankbarkeitskomplex solltest
du dir nicht aufbauen. Es hätten sich tausend solcher Elternpaare für dich gefunden!“
„Es sind aber nicht tausend, es sind Jercy und Nora!“
„Ich denke, im Grunde geht es jedem so wie dir. Wann
komme ich schon zu meinen Eltern. Mir scheint fast, das Alter
findet sich mit einem solchen natürlichen Verlauf eher ab. Wir
machen uns vielleicht mehr Gedanken, als sie unter unserem
Flüggewerden leiden. Vielleicht erinnert sich mein Vater, wenn
er seine Waldbestände durchschreitet, mit Stolz an seinen
Sohn, der für die ferne Welt ausgewählt wurde.“ Josephin
schmiegte den Kopf an seine Schulter. Nach einer Weile löste
sie sich und rief: „Nun komm, du Wanderer!“ Sie sprang auf,
daß er aus dem Gleichgewicht geriet. „Es wird sonst Nacht,
und wir sitzen noch hier.“
Sie schritten jetzt neben der Straße in den Hügeln; denn
Mons Skizze verlangte, daß sie sich an Merkzeichen der Stadt
zu orientieren hatten: Wenn sich die vorderste Pyramide und
der breit angelegte Sendeturm im Zentrum Wüns in einer
Flucht befanden, sollten sie die Straße nach rechts verlassen.
Das war nach etwa einem Kilometer der Fall. Der Weg
führte nun direkt in die Wüste hinein.
Sie schritten forsch, sprachen kaum. Das Gelände – harter,
ausgetrockneter Boden mit spärlichem grasartigem organgefarbenem Bewuchs – gestattete, daß sie nebeneinander, Hand in
Hand, marschieren konnten. Obwohl der Tag grell blieb, war es
kühl. Der schnelle Lauf hielt warm.
Sie vergewisserten sich ab und an, ob sie nach der von Mon
angegebenen Marschzahl gingen. Von der Straße entfernten sie
sich beinahe rechtwinklig.
„Toll, wie die Nadel steht!“ Gernot hielt Josephin den Kompaß hin. „Bei uns tanzt sie eine Weile, bevor sie sich auf Nord
einpendelt.“
Und später: „Da vorn müßte es sein…“ Über die Hügel ragte
ein gezackter dunkler Streifen.
Sie überquerten eine Bodenwelle und standen nach einer
Viertelstunde vor dem Tal des Trockenen Wassers, zu dem
Mons Skizze wies.
„O ja!“ rief Josephin. Sie breitete die Arme aus und warf
wenig später den Tragesack ab.
Unter ihnen lag ein breites Tal, zu dessen Sohle hin ein
Leuchten bunter Tupfen zunahm, als hätten Giganten vom
Rand des Felsens her Farbtöpfe ausgeschüttet, deren Inhalt,
ohne sich gründlich zu mischen, nach unten zu immer weiter
zusammengeflossen war. Alle Schattierungen des Rot herrschten vor, aber es gab violette und gelbe Inseln und wenig Grün.
„Jetzt kann ich mir vorstellen“, schwärmte Gernot, „wie es
aussehen könnte, wenn hier überall gute Bedingungen herrschten….“
Zur Linken – soweit

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