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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Centauren…
Erst spät, sehr spät in seiner Kemenate wurde Gernot sich der
Tragweite voll bewußt. Und er hätte viel darum gegeben, wäre
Josephin bei ihm gewesen, hätte in ihrer ruhigen, abwägenden
Art mit ihm nach der richtigen Einstellung gesucht.
Das erste, was ihn wie eine Walze zu überrollen drohte, war,
daß er meinte, schändlich mißbraucht worden zu sein. Er,
Gernot Wach, hierhergekommen auf einen Ruf der Administration des Centaur, hilft die Gegner zu Stärken. Wie stehe ich,
wie die Menschheit da, wenn das ruchbar wird! Was zählt da
schon, daß ich ahnungslos war!
Ich kann es reparieren. Ich spreche morgen mit Bal, verlange,
daß sie das aufklären. Myn wird Rede und Antwort stehen. Das
wird sie gewiß! Sie müssen die Illegalen aufspüren, eingliedern. Die werden keinen aktiven Widerstand leisten; ihnen
wird wie den anderen nichts geschehen.
Das tust du nicht, Gernot. Nicht nur, weil sich diese Myn voll
in deine Hände gegeben hat, was schon Grund genug wäre. Sie
hatten Kinder dabei, centaurische Kinder! Das erstemal, daß
ich überhaupt Kinder gesehen habe. Man würde die Eltern, die
Mütter von ihnen trennen nach centaurischer Art. Die Centauren auf dem Mars leben seit Jahrzehnten auf menschliche Weise, weil sie ihnen mehr zusagt, mehr auch ihrer Natur
entspricht als das administrierende, mutationsgestützte
heimische System. Die Rückkehrer waren und sind dafür
bereit, illegal zu leben, offiziell ausgestoßen, weil unversorgt
mit dem Nötigsten…
Das darfst du nicht, Gernot, das kannst du gar nicht, Gernot
Wach! Also wirst du fürderhin – fürderhin, was für ein Wort!
Und als Gernot über dieses Wort nachdachte, wußte er, daß er
den steilen Berg, den sein Ich aus verletzter Eitelkeit, Gekränktsein und Ohnmacht aufgetürmt hatte, überstiegen hatte.
Ich werde also fürderhin mit dieser Schuld leben müssen und
vielleicht eines Tages stolz darauf sein, diese Gläubiger zu
haben…
Es waren mindestens dreißig Kinder aller Altersstufen, und
so zierlich, beinahe zerbrechlich…
Und ein zweiter Schreck durchfuhr Gernot: Was werden sie
tun, jetzt? Was schon kann das lächerliche Bündel enthalten,
das sie trugen, um sich gegen Hunger und Nachtkälte zu
schützen? Und ihm war, als müsse er aufspringen, seine Leute
alarmieren, die Illegalen zu suchen, um zu helfen…
Aber da war doch Lim! Zum erstenmal dachte Gernot nicht
mit einem gewissen ohnmächtigen Grimm an diesen Lim. Lim
hatte das Raumschiff angefunkt, denn nur er konnte wissen,
was die Landenden hier vorfinden würden, wie sie jene, die zu
ihm wollten, unbemerkt von den Ratsordnern in den Wald
bringen konnten. Und Lim hatte wohl die Menschen einbezogen in sein Kalkül. Das heißt aber auch, so schloß Gernot, daß
er hier ist, im Kosmodrom, daß er jeden Schritt der Menschen
kennt und daß Myn zu ihm gehört. Aber wie kann das sein,
wenn sie sich jahrzehntelang auf dem Mars befunden hat?
Ausgeschlossen, daß sie etwa noch eine interstellare illegale
Funkstrecke unterhalten. Aber was weiß ich, was ausgeschlossen ist!
Und wie war das mit diesem Nad? Mon hat die Illegalen
Nadisten genannt, also ist Myn eine von denen. Sie müßte
diesen Nad sogar persönlich gekannt haben. Also hatte man
schon damals Anhänger zurückgelassen, die fünfte Kolonne
unter Centauren und Menschen auf dem Mars!
Aber sehr bald merkte Gernot, daß ihm Fakten fehlten, daß er
so spekulierend nicht weiterkam. – Doch das nahm er sich vor:
Er würde sich qualifizieren, trotz des mehr als ausgefüllten
Arbeitstages. Das Material vom Mars kam ihm dabei zupaß.
    Der Holjektor surrte leise. Ein motorisches Hologramm
höchster Brillanz lief vor den Zuschauern ab, die im Halbkreis
unmittelbar vor dem Haus auf dem sandigen Boden saßen. Das
projizierte konservierte Geschehen trug sich beinahe live zu,
als wäre es zwischen ihnen. Eine Art Dokumentarbericht vom
Mars. Nun hatten die Menschen natürlich viel gesehen und
gelesen von den Ereignissen auf dem roten Planeten, aber
niemals dargestellt aus centaurischer Sicht.
    Und nun sahen sie wieder Jul Roth, den Ersten der Menschen, den die
„Marsmenschen“, als sie den anrückenden
Centauren durch Flucht auswichen, zum Statthalter auf dem
Mars bestimmten. Das war eine Notlösung, weil er mit seiner
Mannschaft, die den Auftrag hatte, das gerade mit Mühe
fertiggestellte Kosmodrom im Krater Bond unbrauchbar zu
machen, nicht mehr rechtzeitig starten konnte. Aber so hatten
es die

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