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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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hatte, ins Haus marschiert war und verkündet hatte, dass sie mich sprechen wollte. Nina versuchte, sie dazu zu bewegen, wieder zu gehen. Sie sagte, ich schliefe noch, woraufhin Winifred etwas nach oben rief.
    Nina brachte sie zum Schweigen und ließ sie im Wohnzimmer Platz nehmen, während sie auf Zeit spielte. Oben, wo sie mich »angeblich aufwecken sollte«, sah Nina, wie mein Mercedes auf die Garage zurollte, wie ein Engel, der vom Himmel geschickt wird. Nina rannte die Hintertreppe hinunter, zur Küchentür hinaus und scheuchte mich ins Haus. Dabei wies sie mich an, so zu tun, als sei ich gerade aufgewacht.
    Da mir dieser ganze emotionale Kram zuwider ist, unterdrückte ich den Drang, sie zu umarmen und ihr zu sagen, dass ich sie bis in alle Ewigkeit lieben würde.
    Ich nahm die Hintertreppe zu meinem Schlafzimmer und riss mich zusammen.

    »Frede«, sagte Winnie, als ich das Wohnzimmer betrat.
    »Winifred, was für eine Überraschung.«
    »Ich habe meine Meinung geändert.«
    »Worüber?«
    »Ich bin bereit, Nikki Grout für die Aufnahme in die Junior League von Willow Creek zu sponsern.«
    Eigentlich hätte ich darüber heilfroh sein sollen, da der härteste Teil meiner Arbeit vorüber wäre. Ich hatte alle sechs Sponsoren zusammen, und wenn nicht eine Katastrophe geschah, würde Nikki zugelassen werden. Aber irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, etwas erreicht zu haben.
    »Das ist ja großartig!«, sagte ich mit gespielter Begeisterung. »Nikki wird sich wahnsinnig darüber freuen.«
    »Ja, das wird sie bestimmt. Sie ist genau das, was wir in der Junior League brauchen. Sie möchte etwas Gutes für die Gemeinschaft tun. Und jetzt, da sie keine Strümpfe mit Tiermuster mehr trägt …«
    Ah, sieh mal einer an, all diese Entschuldigungen, die wir erfinden, damit wir unsere Meinung ändern können, ohne uns schwach zu fühlen. Nichts geht über plötzlichen Erfolg, damit alle möglichen Leute auf den Zug aufspringen, um ihre Unterstützung anzubieten.
     
    Nachdem Winifred gegangen war, lief ich nach oben und nahm ein langes Bad. Danach zog ich ein hübsches Seidenkleid an, legte eine Perlenkette an und wollte zu den Grouts gehen. Aber Nikki gegenüberzutreten, das wäre im Augenblick noch zu viel für mich gewesen. Also rief ich an.
    »Sie ist nicht hier, Frede«, sagte Howard. »Sie ist wieder zu Pilar gegangen.«
    Er schien ebenso unglücklich über diese Situation mit
seiner Frau zu sein wie damals, als er in seinen Bootsschuhen vor meiner Haustür gestanden hatte.
    »Wenn sie zurückkommt, sagen Sie ihr bitte, dass Winifred Opal mitmacht. Wir haben alle sechs Sponsoren zusammen.«
    Howard seufzte. »Großartig.« Dann schnaubte er. »Ich meine, das ist großartig.«
    Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass das Wort »großartig« verschiedene Dinge bedeuten konnte, je nachdem, wie man es betonte.
    »Sie haben Ihren Teil der Abmachung erfüllt.« Er zögerte. »Merkwürdig, aber ich hätte nicht gedacht, dass Sie das wirklich tun würden.«
    Wie bitte? »Aber das ist eine andere Geschichte. Jetzt muss ich mich um Ihren Mann kümmern. Ich konnte seinen Anruf zurückverfolgen. Er hält sich in Mexiko auf. Soviel weiß ich. So oder so, wir werden ihn erwischen, das verspreche ich Ihnen.«
    Er hängte auf, und ich starrte das Telefon an. Die Dinge spitzten sich zu, ich konnte es spüren.
    In den nächsten Tagen wollte ich mich von Sawyer Jackson und der falschen Seite der Stadt fernhalten. Als er anrief, ließ ich Nina ihm ausrichten, ich sei nicht da. Wenn ich Nikki anrief, war sie nie da, und ich wusste, dass etwas faul war, hatte aber keine Idee, was es war.
    Ich konzentrierte mich darauf, meiner Ausstellung den letzten Schliff zu geben, und redete mir ein, dass ich mir um nichts Sorgen machen müsste und alles in Ordnung sein würde. Warum auch nicht? Schließlich ging es um mich und mein Leben.
    Der Tag der Ausstellung rückte immer näher, als ich schließlich doch noch schwach wurde und nach South Willow
Creek fuhr. Als ich Nikkis Auto im Hof stehen sah, hätte ich überraschter nicht sein können.
    Meine Finger klammerten sich um das Steuer, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich, Frede Ware, die jede Situation meisterte (außer wenn ich Sex mit meinem Künstler hatte), hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Bevor ich eine Entscheidung treffen konnte, kam Nikki aus dem Haus.
    »Frede!«, rief sie begeistert auf diese überhöfliche und unaufrichtige Art und Weise, die ich praktisch erfunden

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