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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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Leute hierher. Jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, will jemand anderes meine Arbeiten sehen. Ist es zu spät, um abzusagen?«, fragte er an meinem Nacken.
    »Zu spät«, murmelte ich.
    »Mist.« Aber er lachte und hob mich in die Höhe.
    Er trug mich nicht ins Haus zu seinem Loft. Das dauerte ihm zu lange. Innerhalb weniger Sekunden lagen unsere Klamotten auf dem farbenbespritzten Zementboden verstreut, und dann machten wir auf dem Arbeitstisch meines Künstlers etwas, das mit Kunst nichts zu tun hatte. Ich erspare Ihnen die Einzelheiten, aber es reicht wohl, wenn ich sage, dass ich Nikki, die Ausstellung und sogar mein verschwundenes Geld völlig vergaß.

25
    Meine Ausstellung. Galerie Hildebrand präsentiert Impressionen von Sawyer Jackson. Es war eine herrliche Nacht mit einem klaren, sternenübersäten Himmel. Jeder, der etwas auf sich hielt, hatte mit oui geantwortet, und die Galerie war mit einer zufriedenstellenden Mischung aus glitzerndem Schmuck, weißen Wänden und den Gemälden meines Künstlers gefüllt.
    Ich trug einen atemberaubenden (wenn ich das so sagen darf) mitternachtsblauen Taftrock mit einem leichten Glanz und eine weiße Wickelbluse sowie für den Abend angemessenen (wenn auch unechten) Schmuck. Sawyer traf zehn Minuten vor der Enthüllung seiner Kunstwerke ein. Er sah umwerfend aus, während er zwischen den Gästen hindurchging, und wirkte in seinem schwarzen dreireihigen Anzug und dem blauen Hemd ohne Krawatte unglaublich sexy. Er eilte sofort auf mich zu, und in seinen Augen lag ein Blick, der für einen öffentlichen Ort wie diesen etwas zu freundlich war – besonders im Hinblick darauf, dass meine Eltern direkt neben mir standen. Zur Vorbeugung (warum sollte ich es auch darauf ankommen lassen?) streckte ich die Hand aus und schüttelte die seine wie die vornehme Geschäftsfrau, die zu sein ich vorgab.
    Sawyer zog eine Augenbraue hoch. Meine Mutter schaute mich mit einem merkwürdigen Blick an, und mein Vater taxierte den Mann von oben bis unten.
    »Sie sind also Sawyer Jackson«, sagte mein Vater.

    Ich stellte die beiden, die nur einen Meter auseinanderstanden, einander vor. Beide waren groß, gut gebaut und fürsorglich. Kurz gesagt, sie hassten sich sofort. Ich war erleichtert, als meine Mutter sich entschuldigte und meinen Vater mit sich zog, um mit einem Kongressabgeordneten, der soeben angekommen war, zu reden.
    Sawyers Mundwinkel zog sich nach oben. Die wütenden Blicke meines Vaters (oder mein Händeschütteln) ließen ihn total kalt, und er fuhr mit dem Finger über den Organzastoff meines Ärmels. »Du siehst großartig aus«, sagte er.
    Einerseits war ich von seinen liebevollen Komplimenten gefangen, wollte aber andererseits nicht zulassen, dass irgendetwas an die Öffentlichkeit … Ich machte einen Schritt zur Seite und stellte ein Lächeln zur Schau, das ein jeder, der es gesehen hätte, als nichts anderes als freundlich bewertet hätte.
    Sawyers Art zu kichern sandte einen Schauder über meinen Rücken. »Und dein Haar.«
    Vielleicht war das ziemlich verrückt gewesen, aber ich hatte es aufgedreht.
    »Es sieht verdammt sexy aus.«
    »Du hältst alles für sexy«, sagte ich und versuchte streng zu sein.
    Er lachte noch mehr. »Ich werde mich benehmen«, sagte er und blickte sich in der Galerie um. »Eine Freundin von dir hat mich heute im Studio besucht.«
    »Eine Freundin? Wer denn?«
    Er deutete mit dem Kopf in die entgegengesetzte Richtung. Ich folgte seinem Blick und war total verwirrt. »Pilar Bass?«
    »Ja, das ist sie.«

    Pilar stand mit einer Gruppe von Damen aus der League zusammen. Sie tranken Champagner aus kristallenen Sektkelchen.
    Er nickte zustimmend. »Sie wollte sich meine Arbeiten ansehen. Ich wusste noch nicht mal, dass sie da war, bis ich sie wartend in meinem Studio fand. Sie sagte, sie sei die Vorsitzende des Komitees für neue Projekte. Sie wollte mich zu ihrem nächsten Projekt machen.«
    Ich blinzelte. Versuchte Pilar etwa, hinter meinem Rücken das neue Projekt zum Abschluss zu bringen? Erst Nikki, dann das neue Projekt. Oder versuchte sie, auch noch Sawyer auf ihre Aktionsliste zu setzen?
    Mein Herz klopfte wie wild, und all die Sorgen, die Pilar mir bereitet hatte, verfestigten sich in meiner Brust zu einem harten Knoten. Das gefiel mir absolut nicht.
    Die Direktorin der Galerie unterbrach uns. »Carlos hat soeben das letzte Gemälde aufgehängt.« Sie war außer Atem, was gar nicht ihrem Naturell entsprach. »Dies ist völlig verrückt. Ich

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