Engel auf Abwegen
große Atemprobleme hatte.
Überraschend war, dass meine Ausstellung letzten Endes
ein Riesenerfolg war und sämtliche Gemälde, mit Ausnahme dem von mir, verkauft wurden. Ein Skandal war zwar nicht gut für mein Ansehen in der JLWC, aber sehr gut fürs Geschäft. Besonders wenn es sich um den schwer zu fassenden Multimillionär Sawyer Jackson von JackHill Technologies handelte.
Es war schon spät, als die letzten Gäste und Angestellten gingen. Seit der Enthüllung des Gemäldes hatte ich mich kaum von der Stelle bewegt. Während ich auf das Bild starrte, stellte sich Sawyer hinter mich.
»Verdammt, es tut mir leid«, knurrte er.
»Es ist doch nicht deine Schuld.«
»Ich hätte wissen müssen, dass etwas faul ist, als ich sie in meinem Studio entdeckte.«
»Wenn es nicht das Gemälde gewesen wäre, wäre es etwas anderes gewesen. Sie hat ihre Chance gekriegt, Willow Creek und, was noch wichtiger ist, der Junior League zu zeigen, dass die perfekte Frede Ware doch nicht so perfekt ist. Jetzt hat sie wenigstens keine Konkurrentin um die Präsidentschaft.«
»Verflucht.«
Ich versuchte ein strahlendes Lächeln aufzusetzen. »Hey, mach dir keine Gedanken deswegen. Und was noch viel wichtiger ist: Ich danke dir, dass du die Ausstellung gemacht hast.« Gute Manieren waren unabdingbar.
Er sah mich auf eine merkwürdige Art an. »Geht es dir gut?«
»Mir? Mir geht es gut. Besser als gut.« Niemand kann mich einer Lüge bezichtigen.
Sekundenlang herrschte Schweigen, während er mich ansah. Dann umfasste er mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. »Alles wird in Ordnung kommen.«
»Wie?« Das war ziemlich schwach, ich weiß, aber das Wort ist mir einfach so entschlüpft.
»Du wirst es überleben, wie wir alle.«
Während ich zurückwich, platzte es aus mir heraus. »Aber ich will nicht wie alle sein!«
»Aber das bist du bereits, du tust nur so, als wärest du das nicht. Alle Menschen haben Hindernisse zu überwinden, auch du.«
Ich gebe es zu, meine Laune war nicht die beste, aber hallo, ich hatte gerade ein größeres Trauma durchgemacht, und ich möchte ein großes Lob dafür, dass ich es mit einer großen Portion Frede-Ware-Charme überstanden hatte. Aber selbst ich habe meine Grenzen. »Meinst du wirklich, dass ich mich jetzt besser fühle?«
»Frede, bevor dies geschah, war dein Leben gar nicht so perfekt, du hast nur so getan. Scheiß drauf«, sagte er. »Das Leben ist zu kurz, um sich Gedanken um seinen verdammten Ruf zu machen.«
Dies entsprach wahrscheinlich der Wahrheit, aber es kam mir so fremd vor, dass ich ihn nur anstarren konnte. Auf seine nächsten Worte war ich nicht vorbereitet.
»Ich möchte dir helfen.«
Wie ich bereits ausgeführt habe, brauchte ich keine Hilfe. Und ich musste auch nicht gerettet werden.
Ich ignorierte die lachende Stimme in meinem Kopf.
»Ich stehe kurz davor, mich in dich zu verlieben, Frede. Ich möchte für dich da sein und dir helfen, dies alles zu überstehen.«
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er noch netter sein würde. Und auch nicht mit dem erschreckenden Gedanken, dass ich mich vielleicht auch in ihn verliebt hatte. Sex war schon kompliziert genug. Aber Liebe?
Das Letzte, was ich brauchte, waren noch mehr Komplikationen in meinem Leben. Sicherlich wäre es hilfreich gewesen, wenn ich daran vor unserem Sexabenteuer gedacht hätte. Aber langsam kam ich wieder zu Verstand (es geht nichts über einen Skandal, um den Kopf klar zu bekommen), und ich wollte einen gewissen Abstand zwischen uns, bis ich mein Leben wieder auf die Reihe bekommen hatte.
Er – der große, dunkle, sexy Mann, der sich unter Kontrolle hatte – nahm meine Hand, aber ich trat mit einem höflichen Lächeln zur Seite. »Du bist so nett und … nun … danke, dass ich meinen Kummer mit dir teilen darf.«
Was sollte ich sagen? Ganz bestimmt nicht das, was ich gesagt hatte, denn ich sah den Ausdruck auf seinem Gesicht.
»Ich sage, dass ich mich in dich verliebt habe, und du sagst nur, ›Danke, dass ich mit dir teilen darf‹?«
Dieser Mann aus dem nicht so sicheren Teil der Stadt, der mich zuerst auf so unangemessene Art interessiert hatte, erhob sich, und sein Kiefer begann zu zucken. Nicht, dass ich Angst gehabt hätte, im Gegenteil. Ich hätte ihn am liebsten ins Büro geschleppt, damit er mich dort hätte vernaschen können. Was très schlecht war und ganz bestimmt nicht passieren durfte.
Ich überlegte.
Nein, es durfte nicht geschehen.
»Tut mir leid, aber es ist schon
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