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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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spät«, sagte ich, »und es wäre besser, wenn du jetzt gehst.«
    Unsere Blicke bohrten sich ineinander, und sein Kiefer war hart wie Beton.
    »Sawyer, bitte geh jetzt. Ich brauche Zeit, um nachzudenken und um einiges herauszufinden.«

    »Zum Beispiel?«
    »Wie bitte?«
    Grimmig und mit zusammengekniffenen Lippen nahm er seine Sachen. »Das habe ich nicht nötig.«
    Genauso wie ich?
    Er ging nach draußen, und seine Schritte hallten auf dem harten Boden.
    »Ich danke dir«, rief ich ihm hinterher.
    An der Tür blieb er stehen und wandte sich um. Er sah sehr verärgert und außerordentlich sexy aus. Ich musste mich stark beherrschen, um nicht hinter ihm herzulaufen und ihn zu bitten, mich nach Hause zu fahren und dort das mit mir zu machen, was er so gut konnte. Aber ich hielt mich zurück. »Das alles tut mir wirklich leid. Ich danke dir für eine großartige Ausstellung!«
    Ich glaube, er stieß einen Fluch aus.
    Mein Lächeln war strahlend, wenn auch ein wenig gequält. »Wenn ich eine Lösung gefunden habe, rufe ich dich an. Gib mir etwas Zeit. Danach reden wir, okay?«
    »Nicht nötig. Wir sind miteinander fertig.«
    Aua.
    Ich beobachtete, wie er fortging. Mein Herz schmerzte auf eine Art, die mir ganz und gar nicht gefiel. Ich nahm wieder die Haltung ein, für die ich bekannt war, riss mich zusammen und sagte mir, dass es so am besten war und dass die Dinge nicht noch schlimmer kommen könnten.

26
    Ich hatte unrecht.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte und in die Küche ging, klingelte das Telefon. Nina stand mit verschränkten Armen und hochgezogenen Augenbrauen da und klopfte mit dem Fuß auf den Boden wie ein Metronom, das zu stark aufgezogen ist. Mit dem Anrufer zu reden wäre wahrscheinlich besser, als eine Flut von spanischen Schimpfwörtern ertragen zu müssen. Ich nahm den Anruf entgegen.
    »Hallo?«
    »Hast du die Titelseite der Willow Creek Times gesehen?«
    Ich wäre besser bei Nina geblieben. »Mutter, hat dir nie irgendjemand gesagt, dass man Dinge wie ›Hallo‹ und ›Wie geht es dir‹ sagt, bevor man ein Gespräch anfängt?«
    »Dreh bloß nicht durch. Und beantworte mir die Frage. Hast du die Zeitung gesehen?«
    Das hatte ich nicht. Aber als ich Nina ansah, grinste sie und hielt die Titelseite hoch wie ein Kandidat in einer Spielshow ein Plakat. Wäre ich fünfundsechzig Jahre alt und herzkrank gewesen, hätte mich die Schlagzeile umgebracht.
     
    Der Teufel in der Junior League
     
    Und raten Sie mal, wer die Rolle des Teufels spielte? Moi .
    Ich habe absolut nichts gegen ein wenig Aufmerksamkeit
auf der Titelseite, aber nur wenn da geschrieben steht, wie fabelhaft ich bin. In diesem Artikel stand jedoch nichts davon. Er (sprich ich) war über Nacht zum Stadtgespräch geworden. Obwohl die gehobene Gesellschaft nicht über Sex spricht, hat sie kein Problem damit, über einen Skandal zu reden.
    In der Zeitung war auch ein Foto des berüchtigten Gemäldes von »Fredericka Mercedes Hildebrand Ware, Tochter von Thurmond und Blythe Hildebrand, Enkelin von Charles E. und Felicia Hildebrand«, als wäre es eine Anzeige für meinen Debütantinnenball.
    Die einzige erfreuliche Nachricht war, dass das Foto und der Artikel voneinander getrennt waren. Am Schluss des Artikels stand ein Hinweis: Fotos finden Sie auf Seite 6.
    Sie können sich vorstellen, dass, wenn halbnackte Kunst in Willow Creek für geschmackvolle Dekorationszwecke verpönt ist, halbnackte Fotos von angeblich anständigen Damen auf der Titelseite der Times keinesfalls erscheinen dürfen.
    »Mutter, es klingelt auf der anderen Leitung. Ich muss jetzt auflegen.« Natürlich hatte ich keine andere Leitung, aber das wusste sie nicht. »Wir reden später. Grüß Papa von mir!«
    Als ich aufgelegt hatte, wartete Nina schon auf mich.
    »Ich Ihnen sage, kein Sex!«
    »Nina, es ist doch nur Kunst«, spottete ich.
    »Diese keine Kunst.« Unterdessen hatte sie bis Seite 6 weitergeblättert und hielt sie mir vors Gesicht.
    »Nenn es, wie du willst«, sagte ich, »aber ich habe nicht gewollt, dass irgendjemand das sieht.«
    »Dann wie dieses passieren?«
    Mein Hausmädchen war wie ein Pitbull, und wenn sie
einmal etwas zwischen den Zähnen hatte, ließ sie es nicht mehr los. Schließlich presste sie sämtliche Einzelheiten dieser »erfolgreichen« Kunstausstellung, die aus mir einen Teufel gemacht hatte, aus mir heraus und wollte wissen, wieso Pilar das Gemälde überhaupt ausgewählt hatte.
    »Nikki?«, keuchte sie. »Missy Grout machen

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