Engel auf Abwegen
Fellkragen gekauft.
Dann kräuselten sich ihre Lippen, was durchaus gerechtfertigt war, denn wir beide wussten, dass kein JLWC-Mitglied, das etwas auf seinen Ruf hielt, etwas so Auffälliges tragen würde. Jedes Mal, wenn das passierte, konnte ich jedoch nichts dagegen tun.
»Edith, meine Liebe, du weißt doch, dass Gordon mich genauso liebt wie ich ihn.«
Dies beantwortete ihre Frage nicht wirklich, aber es war auch keine Lüge.
Edith verabschiedete sich, und sobald sich die Tür hinter ihr schloss, rannte ich in mein Büro. Ich riss das Telefon aus der Halterung und tippte die Nummer von Ned Reed von der Bank von Willow Creek ein. Aber anstatt mich sofort zu ihm durchzustellen, sagte seine Sekretärin Worte, die sie vorher noch nie zu mir gesagt hatte.
4
»Was heißt das, er ist nicht da?«, fragte ich mit eisköniginnenhafter Höflichkeit.
»Nun, er kann Ihren Anruf momentan nicht entgegennehmen, Mrs. Ware.«
Ich gab ihr zu verstehen, dass ich warten würde.
»Warten?«
»Ja. Sagen Sie Ned, ich werde nicht auflegen, ehe ich mit ihm gesprochen habe. Und wenn er nicht ans Telefon kommen will, werde ich ihm in der Bank einen persönlichen Besuch abstatten.«
Ich wurde in die Warteschleife geschaltet, und einige Minuten verstrichen, bevor Ned ans Telefon kam. »Frede. Wie geht es Ihnen?«
»Es geht mir gut, Ned.«
Wir tauschten höfliche Floskeln aus, gerade so, als sei tatsächlich alles in Ordnung. Als wir uns nichts mehr zu erzählen hatten, sagte er: »Was kann ich für Sie tun?«
»Ned, ich möchte, dass Gordon keinen Zugriff auf meine Konten mehr hat. Es ist natürlich nur vorübergehend und eine Vorsichtsmaßnahme. Aber diese Vorsichtsmaßnahme ist notwendig, weil er mal wieder auf Abenteuersuche in fremden Ländern unterwegs ist, und ich mache mir schreckliche Sorgen wegen … Identitätsdiebstahl und was es alles so gibt.« Ich hatte keine Ahnung, ob irgendetwas davon einen Sinn ergab, aber ich hoffte, es würde ihn auf eine andere Fährte führen, anstatt zu vermuten, wir hätten Eheprobleme.
Der Banker am anderen Ende der Leitung fand keine Worte. »Frede«, sagte er endlich in einem Tonfall, den ich gar nicht mochte, »ich weiß nicht, was ich sagen soll, außer dass Sie bei dieser Bank keine Konten mehr haben. Ich dachte, Sie wüssten das.«
»Was reden Sie da?«
»Gordon hat vor ungefähr einem Monat Ihr Geld abgehoben. Sie haben die Unterlagen doch selbst unterzeichnet.«
»Ich habe im Zusammenhang mit einer Abhebung meines Geldes gar nichts unterzeichnet!«
Das gedämpfte Geräusch seiner Hand über dem Mundstück übertönte nicht seine Stimme, als er rief: »Abigail, holen Sie bitte die Akte Ware.«
»Ned, was geht hier vor sich?«
»Das müssen Sie Gordon fragen. Sie haben ihm doch die Vollmacht …«
Zum Entsetzen meines Vaters. Und noch schockierender war, dass, wie ich mich jetzt erinnere, Gordon zu mir gekommen war, als ich an meinem hübschen Queen-Anne-Schreibtisch gesessen hatte, und einen Stapel Unterlagen vor mich hingelegt hatte. Er hatte mir kurz erklärt, was es mit jedem Stapel auf sich hatte, und ich hatte, ohne mir irgendetwas davon durchzulesen, meine Unterschrift daruntergesetzt. Es war leichter so. Ich war schließlich damit beschäftigt, Gutes zu tun.
Ich spürte, wie sich mein Magen umdrehte.
»Frede, ich weiß nur, dass Ihre Konten aufgelöst sind. Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll.«
Das Blut stieg mir ins Gesicht, denn tief im Innern wusste ich, dass Ned die Wahrheit sagte. Mein Geld war weg.
Ich legte den Hörer auf und wusste, dass mein Mann
ohne weiteres mein ganzes Geld hätte stehlen können, ohne dass ich etwas davon ahnte. Jetzt war ich mir sicher, dass es keinen Zweck hatte, meine Ehe retten zu wollen. Mit Lügen oder seinem Fremdgehen konnte ich umgehen. Aber kein Mann konnte mein Geld stehlen und auch noch ungestraft davonkommen.
Mein Puls raste, als ich unseren Anwalt Jim Wooten anrief.
»Oh, hi, Mrs. Ware«, sagte seine Sekretärin. »Ich stelle Sie sofort durch.«
Als das Telefon ein klickendes Geräusch machte, war es nicht der Anwalt, der ans Telefon kam.
»Tut mir leid«, sagte die Frau verlegen. »Ich habe nicht bemerkt, dass er soeben das Büro verlassen hat.«
Meine Handflächen waren schweißnass. Ich wollte mich nicht abschrecken lassen und rief immer wieder an.
»Oh, ah. Mrs. Ware, ich habe Ihnen bereits gesagt, dass Mr. Wooten nicht da ist.«
Erst als ihr klar wurde, dass ich sie nicht in Ruhe lassen würde,
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