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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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wurde sie ärgerlich. »Bleiben Sie bitte dran, Mrs. Ware. Ich werde nachsehen, ob er jetzt da ist.«
    Viele Sekunden verstrichen, bevor ein Klicken ertönte und Jim Wooten an den Apparat kam. »Frede! Wie geht es Ihnen?« Er tat so, als wäre er mir in den letzten zwei Stunden nicht aus dem Weg gegangen.
    »Ich lasse mich von Gordon scheiden und möchte, dass Sie was auch immer notwendig ist für mich in die Wege leiten, damit es als Erstes … ich meine, schnell über die Bühne geht.«
    Ich hörte, wie sein Stuhl knarrte, während er einen Seufzer ausstieß und sich zurücklehnte. »Verdammt, ich wollte, es wäre nicht so weit gekommen.«

    Ein Schauder lief mir den Rücken hinunter, denn mir wurde klar, dass er nicht im Mindesten überrascht war, so als hätte er bereits mit meinem Mann über den Zustand unserer Ehe gesprochen.
    »Frede, ich wollte, ich könnte Ihnen helfen. Aber …« Der Stuhl knarrte erneut.
    »Aber was, Jim?« Meine »Eis-Königin«-Qualitäten liefen auf Hochtouren.
    Er seufzte vor Nervosität, dann sagte er: »Sehen Sie mal. Sie wissen, dass Gordon und ich zusammen zur Universität gegangen sind und danach auf die juristische Fakultät. Ich kann Sie leider nicht vertreten, Frede. Meine Firma vertritt Gordon bereits in allen geschäftlichen Dingen. Das wäre ein Interessenskonflikt. Sie verstehen.«
    Tatsächlich verstand ich das nicht, nicht wirklich. Obwohl ich natürlich verstand, was ein Interessenskonflikt war. In dieser Sekunde wurde mir klar, dass beinahe jeder Anwalt in der Stadt mit Gordon (ich hatte angenommen, in meinem Namen) oder mit irgendjemandem in seiner Familie irgendwelche Geschäfte tätigte. Hinzu kam noch, dass Papa Ware pensionierter Richter war.
    Mein Kopf schmerzte.
    »Frede, suchen Sie sich einen guten Anwalt.« Er zögerte. »Es tut mir wirklich leid.«
    Kaum hatte ich den Hörer aufgelegt, als das Telefon klingelte. Ich sprang auf und hob ab. »Gordon?«
    »Fredericka, hier ist deine Mutter.«
    Meine Mutter sagt nie Floskeln wie »Hi, Schatz« oder »Ich bin’s«. Derart ordinäre Wörter sind unter ihrer Würde.
    »Hallo, Mutter.«
    »An deiner Stimme höre ich, dass etwas nicht in Ordnung ist.«

    »Es ist alles in Ordnung.«
    »Warum hast du dann das Telefon an dich gerissen und ›Gordon‹ gebrüllt«, fragte sie, ohne auf meine Antwort zu warten. »Was hat er denn gemacht? Ich habe doch immer gesagt, dieser Mann bedeutet nichts Gutes.«
    Viele Male.
    »Thurmond«, rief sie, »deine Tochter ist in Schwierigkeiten geraten. Zweifellos hat das mit Gordon zu tun.«
    Blythe Hildebrand war eine kleine, nur 1,52 Meter große Frau und wog, selbst wenn sie völlig durchnässt war, wahrscheinlich nicht mehr als hundert Pfund, aber sie konnte einem doppelt so großen Mann eine Heidenangst einflößen. Gordon mied sie wie die Pest.
    »Schwierigkeiten?«, hörte ich meinen Vater im Hintergrund sagen. Dann nahm er den Hörer des zweiten Apparates auf. »Was hat dieser Scheißkerl meinem kleinen Mädchen angetan?«
    Im Gegensatz zu meiner Mutter war mein Vater ein Bär von einem Mann, und seine Stimme hätte beinahe mein Trommelfell platzen lassen.
    Texanische Männer sind sehr unterschiedlich. Die erfolgreichsten Typen waren diejenigen, die wie ungebildete Idioten daherredeten. Denken Sie an George W. Bush oder H. Ross Perot, die Zeug faselten wie: Man kann nicht einen Stiefel in den Ofen stellen und erwarten, dass daraus ein Stück Fleisch wird.
    Solange sie jedoch Geld hatten und einen berühmten Namen trugen, war die Devise: Je verrückter, desto besser … mit dem winzigen Vorbehalt, dass sie aus guten alten Familien stammen oder zumindest gute »alte« Familien gegründet haben.
    Mein Vater war einer der Besten und redete eine Menge
Schwachsinn, wegen dem er sich nicht schämte. Daher kam auch die wie aus der Pistole geschossene Bemerkung und Gordons Bedürfnis, sich vor seinem Schwiegervater in Acht zu nehmen. Obwohl ich mit Bedauern registrieren musste, dass die Besorgnis meines Mannes nicht tief genug gewesen war.
    »Ich werde den Scheißkerl umbringen, sollte er dir auch nur ein Haar gekrümmt haben.«
    Ich glaube, ich habe bereits erwähnt, dass ich Papas Mädchen war.
    »Thurmond, hör auf, einen solchen Zirkus zu machen. Fredericka soll uns selbst sagen, was sie getan hat.«
    Ich glaube, ich brauche wohl kaum hinzuzufügen, dass ich nicht Mamas Mädchen war.
    Es hat immer so eine Art Wettbewerb zwischen meiner Mutter und mir um die Aufmerksamkeit meines Vaters

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