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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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ich ihm vorlegte. Wenn es jedoch um seine Familie ging, gab er die Geschenke, die ich gekauft hatte, persönlich ab. Seiner Mutter war immer noch nicht aufgefallen, dass er jedes Jahr ihren Geburtstag vergaß.
    »Ist Gordon da?«, fragte Edith ohne ein Wort der Begrüßung.
    »Auch dir guten Tag.« Ich lächelte meine Schwägerin mit einer Gelassenheit an, die ich nicht empfand. Edith suchte immer nach irgendeiner Entschuldigung, um mich schlecht dastehen zu lassen. Sie hatte sich nie so ganz mit der Tatsache abgefunden, dass ich ihr ihren kostbaren Bruder
weggenommen hatte. Aber damals wusste ich nicht, dass er kein guter Fang war.
    »Tut mir leid, Frede, das war ziemlich unhöflich von mir. Ist alles in Ordnung?«, fragte sie. »Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich habe erfahren, dass du am Mittwoch die Zentrale früher verlassen hast.«
    Es grenzte an ein Wunder, dass ich nicht erfahren hatte, dass mein Mann eine Affäre hatte, da den Bewohnern von Willow Creek für gewöhnlich nichts entging, das von Bedeutung war. Aber Gordon war ausgesprochen vorsichtig, und ich war mir sicher, dass niemand es wusste. Und trotzdem. Es bedurfte einer Gratwanderung, wenn ich nicht das Gesprächsthema Nummer eins werden wollte.
    »Ich hatte mich um einige Dinge zu kümmern, das ist alles«, sagte ich.
    Edith blickte sich im Vorraum um. »Wo ist Gordon? Ich habe ein paar Mal angerufen, aber Nina weicht mir aus und sagt andauernd, er sei gerade fortgegangen. Ich habe ihn auf dem Handy angerufen und alle möglichen Leute gefragt, aber niemand hat ihn gesehen.« Sie sah mich eindringlich an. »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«
    »Bist du nicht diejenige, die heute alles dramatisiert, Schwester Edith?«
    Sie hasste es, wenn ich sie so nannte. Und diese Bezeichnung traf auch nicht unbedingt auf sie zu, denn, obwohl Gordons Schwester wahrscheinlich das Sexualleben einer Nonne führte, sie war alles andere als barmherzig.
    »Nun, Edith«, fuhr ich fort und schraubte meinen Tonfall etwas höher, »du weißt genauso gut wie ich, dass Gordon eine Reise geplant hatte.« Das war eine Lüge, aber es war nicht das erste Mal, dass mein Mann unerwartet die Stadt verlassen hatte.

    »Davon weiß ich nichts.«
    »Ich bin sicher, er hat es dir gesagt. Außerdem, wie oft fährt er weg, ohne irgendwem etwas davon zu sagen?«
    Sie seufzte, denn sie wusste, dass das stimmte. »Wann kommt er zurück?«
    »Er wird erst in« – mein Kopf drehte sich – »drei oder vier Wochen zurückkommen.«
    Ihr Seufzen verwandelte sich in Stöhnen. »Nicht schon wieder so eine lange Reise.«
    »Warum bist du so besorgt?«, fragte ich. Das war sie ja noch nie gewesen.
    Sie überlegte einen Augenblick und sagte dann: »Es sind einige Rechnungen überfällig.«
    Ich muss äußerst verwirrt ausgesehen haben.
    »Er zahlt mit seinem Geld«, sagte sie defensiv.
    Nach sechs Ehejahren verstand ich endlich, warum Papa Ware nicht arbeiten brauchte. Gordon unterstützte ihn. Nicht, dass irgendetwas faul daran ist, wenn ein Mann seine Familie unterstützt. Aber ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht zu erwähnen, dass Gordon keinen müden Cent verdiente. Ich bezahlte nämlich die Rechnungen.
    Jedoch war dies weder der Moment noch der richtige Ort, etwas über meinen Mann in Erfahrung zu bringen, das ich nicht wusste. Alles, was ich im Moment tun musste, war, mein Leben so weiterzuführen, wie es immer gewesen war. Es wäre vielleicht ratsam, meinen Banker anzurufen und Gordon den Zugang zu meinen Konten zu verweigern, bis wir alles geklärt hatten.
    Zunächst musste ich jedoch seine Schwester loswerden.
    »Wenn ich mit ihm rede, sage ich ihm, dass du vorbeigekommen bist.«

    »Gordon war mit seinen Zahlungen immer pünktlich. Dies hier sieht ihm gar nicht ähnlich.« Sie sah mich an. »Er war in letzter Zeit nicht mehr derselbe.«
    Ich horchte auf. »Wieso?«
    »Nun, zunächst einmal ist er plötzlich ziemlich … nachlässig geworden. Sogar öfter mal wütend. Machst du ihn etwa unglücklich?«
    Mehr als einmal hatte Schwester Edith ihrem Bruder gesagt, dass er es bereuen würde, so ein verzogenes Papakind, wie sie mich gern nannte, zu heiraten. Ich habe wahrscheinlich auch nicht viel dazu beigetragen, es besser zu machen. Wenn sie sich darüber beklagte, dass sie jemanden in einem auffälligen rosa Pullover gesehen hatte, sagte ich normalerweise: Glaubst du, dass ich es war? Ich habe mir neulich erst ein fantastisches rosa Ensemble mit einem beeindruckenden

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