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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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büßen lassen würde, was er mir angetan hatte,
fragte ich mich, ob ich den Preis bezahlen konnte, den er wahrscheinlich verlangen würde.
    »Was für ein Preis ist das, Mr. Grout?«
    Er zog die Lippen nach oben, und seine lüsternen Augen sahen mich herausfordernd an.
    »Ich werde Sie vertreten«, sagte er, »wenn Sie meine Nikki in die Junior League aufnehmen.«

6
    Ich hatte von Überraschungen die Nase voll.
    Ich sollte Nikki in die Junior League aufnehmen?
    Es war schwierig genug, in eine Junior League in den Südstaaten aufgenommen zu werden, aber Howard Grout hatte eindeutig gesagt, dass sie in die Junior League von Willow Creek aufgenommen werden sollte. Ein total verrückter Gedanke.
    Diese Überraschung war noch ziemlich harmlos im Vergleich zu der, die mir beschert wurde, als Nikki einige Sekunden später in die Küche geplatzt kam.
    »Liebster Schatz, ich bin da!«
    Als sie mich anstatt ihres liebsten Schatzes, der wahrscheinlich ihr Mann war, erblickte, blieb sie, vor Schreck wie erstarrt, auf ihren hohen Absätzen stehen. Wenn ich in diesem Moment einen Schritt nach vorn gemacht hätte, wäre ich ebenfalls erstarrt stehen geblieben. So wie sie aussah, hätte sie auf sämtlichen Hauptstraßen in Texas den Verkehr zum Stillstand gebracht.
    Nikki Grout war eine winzige Frau und wirkte durch ihre Zehn-Zentimeter-Stiletto-Absätze größer – und wir wissen, was die Mitglieder der League von Stilettos halten (inakzepabel), ganz zu schweigen von tagsüber getragenen Stilettos (völlig inakzeptabel). Ich warf einen Blick auf die Wanduhr, was jedoch völlig unnötig war. Es war halb zwölf vormittags.
    Als würden Stilettos nicht ausreichen, eine Welle der
Entrüstung durch das konservative Willow Creek zu schicken, trug sie darüber hinaus heiße rosa Strümpfe mit Leopardenmuster und ein sexy rosa Top. Der Ausschnitt und die Ärmel waren mit rosa Straußenfedern gesäumt, die um ihre Schultern und Handgelenke wehten wie Zuckerwatte. Sie sah aus, als gehörte sie in einen Stripclub oder in ein Mötley-Crue-Video. Egal, ihre Kleidung schrie geradezu: Ich rechne pro Stunde ab, weil ich verzweifelt und bedürftig bin , und nicht: Lasst uns unsere Männer um Geld anbetteln und es den Bedürftigen geben .
    Diese Ironie entging mir nicht.
    Aber ich sollte noch mehr Überraschungen erleben.
    »Frede!«, quiekte Nikki hocherfreut.
    Trotz ihrer hohen Hacken lief sie mit überraschender Schnelligkeit über den gefliesten Terracottaboden und hüllte mich in eine Wolke von Federn, die an meinem geschmackvollen hellrosa Lippenstift hängen blieben, und hätte beinahe auch noch meinen Hut, den ich in der Hand hielt, zerquetscht.
    »Ich wusste, du würdest kommen!«
    Aus dem Augenwinkel sah ich Howard, während ich eine Feder aus meinem Mund entfernte. Auch er war schockiert.
    »Ihr kennt euch?«, fragte er ungläubig.
    Nun, das war es ja, ich kannte Nikki schon seit der ersten Klasse. Erinnern Sie sich an die kleine Gruppe, von der ich bereits erzählte und die ich mit Pilar gegründet habe? Nikki war auch dabei.
    »Frede war meine allererste Freundin«, erklärte Nikki.
    Sie trat einen Schritt zurück und strahlte mich an. Ihr Haar war hoch aufgetürmt (akzeptabel) und wild (inakzeptabel), und mit ihren schmuckbehangenen Ohren, Fingern
und Hals sah sie aus wie ein blinkendes Neonschild auf dem Las Vegas Strip.
    »Warum hast du mir das nicht gesagt?«, fragte ihr Mann.
    Ein Funkeln trat in ihre Augen, und sie fing an zu lachen, ganz und gar unbeeindruckt von dem Geschimpfe ihres Mannes. »Ich wollte dich überraschen, wenn sie endlich zu uns kommt und uns begrüßt. Ich wusste, dass sie es tun würde.«
    Man sollte annehmen, dass sich Howard jetzt wahnsinnig darüber freuen würde. Stattdessen warf er mir über den Kopf seiner Frau hinweg einen missmutigen Blick zu. Als hätte ich etwas falsch gemacht. NC Howard Grout wollte mich zurechtweisen, mich, Frede Ware? Mir war ein wenig merkwürdig zumute, und die Sache gefiel mir gar nicht.
    »Oh!«, sagte Nikki plötzlich und schien erstmals Howards Kleidung oder besser gesagt seinen Mangel an Kleidung zu bemerken. »Wo ist dein Hemd, Süßer?« Sie blickte wieder zu mir. »Und Tee! Lass uns einen Tee trinken.«
    Sie machte zwei Dinge richtig:
    1. Sie wusste, dass die Kleidung ihres Mannes eine Rolle spielte.
    2. Sie bot mir das einzig akzeptable Getränk für Besucher an: Tee. Vorzugsweise gesüßt und eisgekühlt, aber heiß war auch akzeptabel.
    Leider wurden die oben

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