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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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Komitee, aber ohne dich war es nicht dasselbe. Ich hoffe, du bist nicht verärgert.«
    Ich winkte mit der Hand, als wollte ich ihre Worte wegwedeln. Dabei funkelte mein rosa Verlobungsring mit den Diamanten in der Sonne, die durch die Fenster strömte. »Pilar, meine Liebe, ich habe nicht mehr darüber nachgedacht.«
    Wir wussten beide, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Aber egal, ob wahr oder gelogen, mein überlegenes Lächeln gefror, als die Türglocke läutete.
    Ich blickte zur Wanduhr. Fünf vor zwölf. Ich hatte Nikki völlig vergessen.
    Nina war gewöhnlich nicht sehr schnell im Türöffnen, aber jetzt rannte sie wie ein geölter Blitz und riss die Haustür auf, als erwarte sie einen lang verloren geglaubten Freund.
    »Nina!«
    Ich hörte, wie Nikki von der Haustürtreppe aus den Namen meines Hausmädchens rief, und ihre aufgekratzte Stimme gab mir zu verstehen, dass ihr emotionaler Ausbruch von gestern überwunden war.
    »Sie sehen wirklich hübsch aus mit der Brosche«, sagte sie.

    »Ah, vielen Dank, Missy Grout. Ich sie liebe.«
    Ich konnte Nina sehen; wieder einmal benahm sie sich wie ein Schulmädchen. Und was war das für eine Brosche?
    Als ich näher hinsah, entdeckte ich auf Ninas schwarzweißer Uniform ein Gänseblümchen aus kitschigen Edelsteinen, das sie stolz zur Schau trug.
    »Es war wirklich sehr sehr nett von Ihnen, noch einen Korb mit Gebäck rüberzubringen. Sie sind die beste Bäckerin in ganz Willow Creek, das versichere ich Ihnen.«
    Nina warf mir einen Blick zu, und ich zog fragend die Augenbraue hoch. Mein Hausmädchen sah halb trotzig, halb nervös aus und hatte Angst, dass ich ihr die Brosche wegnehmen oder mit ihr schimpfen würde, dass sie die Leckereien selber rübergebracht hatte. Dann machte sie sich aus dem Staub und murmelte etwas davon, dass irgendjemand nett zu der armen Dame sein musste. Als ob ich das nicht gewesen wäre. Als ob ich nicht meinen Ruf aufs Spiel setzen würde. Das Einzige, was Nina tat, war, Muffins zu backen.
    Nikki trat ins Haus und erblickte meinen anderen Gast sofort.
    »O mein Gott«, hauchte Nikki, »bist du das, Pilar?« Die beiden Frauen standen sich im Flur gegenüber. Pilar trug wie immer düstere Kleidung und Nikki ihre üblichen Schockfarben. Sie trug eine mehrfarbige Zigarrenhose, die aussah wie aufgemalt, ein hellgelbes Oberteil aus Lycra mit einer Schleife in der Mitte des Ausschnitts, mehrere Perlenketten, rosa Stilettos und dazu passenden rosafarbenen Nagellack. Und von ihrer Schulter hing eine limettengrüne Einkaufstasche, die so groß war, dass sie aussah wie einer der kleinen quadratischen Staaten.

    Pilar war genauso schockiert wie Nikki, obwohl sie sich schnell wieder erholte. »Ja, ich bin es. Und wer bist du?«
    Wahrscheinlich war Pilar von Geburt an ein Snob.
    »O mein Gott. Ich bin es, Nikki Bishop! Jetzt Nikki Grout!«
    Pilar nahm die Nachricht, ganz zu schweigen von dem Nachnamen, mit dem gleichen Entsetzen auf, das ich gespürt hatte, als ich erfuhr, dass Nikki geheiratet hatte. Gott sei Dank hatte Pilar das Texanische in ihr in New York City nicht gänzlich aufgegeben.
    »Das ist wirklich eine Überraschung«, fügte Nikki hinzu, dann trottete sie über den Marmorboden und umarmte Pilar mit einer ausladenden Geste genauso wie mich am ersten Tag. Gott sei Dank trug sie diesmal keine Federboa.
    Pilar schaute von Nikki zu mir und wieder zurück. An die Stelle der aufgesetzten Freude trat jetzt eine Vermutung. »Ich wusste gar nicht, dass ihr beide noch befreundet seid.«
    »O doch!«
    Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, vom wem das kam.
    Eine von Pilars Brauen (ungezupft und scheußlich anzusehen) hob sich.
    »Wir machen bald eine Party!«, fuhr Nikki fort und unterstrich ihre Worte durch eine leichte Kniebeuge. »Genau wie in alten Zeiten. Frede wird mir ein paar Dinge zeigen, damit ich in die Junior Leage aufgenommen werde!«
    Eine eisige Stille machte sich im Raum breit, und Pilars ungeschminkter Mund zog sich nach unten.
    »Du machst Witze, oder?«, sagte Pilar zu mir.
    »Nein! Es stimmt!« Das kam nicht von mir.
    Pilar beäugte mich. »Ich habe erfahren, dass ihr für ein
künftiges neues Mitglied eine neue Gruppe zusammenstellt.«
    »Ja«, sagte ich unverbindlich.
    Nikkis blaue Augen weiteten sich wie Kornblumen. »O, Pilar! Es wäre noch mehr wie in alten Zeiten, wenn du mich sponsern würdest! Sag, dass du es tun wirst! Sag, dass du mich sponsern wirst!«
    Jetzt standen Pilar und ich unter Schock. Meiner dauerte

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