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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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Besitzerin des Salons, warteten. Eugenies eigentlicher Name war Euless Franks, aber da sie ihr Handwerk ausgezeichnet verstand, sagte ich niemandem ein Wort über ihr neues Image. Tief im Innern war ich von Leuten fasziniert, die den Mut hatten, sich völlig neu zu erfinden.
    »Was soll das heißen?«
    Nikkis Vorfreude auf den »neuen Look« stand auf ihrem Gesicht geschrieben, während sie ihr Spiegelbild anstarrte. Der ganze Friseursalon war mit rosa Spitzen oder Rüschen versehen, entweder Samt oder Satin. Ich wusste,
Nikki würde total begeistert sein, und ehrlich gesagt, sie konnte es kaum erwarten, endlich anzufangen.
    Das Problem begann, als Eugenie mit einer Schale Farbe aus einem Nebenraum auftauchte. Als Nikki die Schale sah, wurde sie plötzlich totenstill.
    »Bist du sicher, dass dies die richtige Farbe ist, Frede?«, fragte sie.
    »Natürlich. Blond ist eine Sache, gefärbtes Blond etwas ganz anderes.«
    »Aber das sieht gar nicht so aus, als wäre das Blond«, sagte sie und schielte auf die Farbe.
    Eugenie nahm Nikki das Glas mit der Limonade aus der Hand. »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte sie. »Ich weiß, was ich tue.«
    Nikki starrte auf ihr Spiegelbild wie ein Reh, das von Scheinwerfern geblendet wird. Meiner Meinung nach war das einzig Nette, was man tun konnte, sie von dem abzulenken, was gerade geschah. Außerdem war ich wirklich neugierig.
    »Du hattest mir gerade von dem Künstler erzählt.«
    »Was?«
    »Sawyer Jackson.«
    »O ja.« Ihr Blick traf im Spiegel auf meinen. »Magst du ihn?«
    Eugenies fleißige Hand hielt inne. In jedem Schönheitssalon wird mit Klatsch und Tratsch als auch mit richtiger Währung gezahlt, und die Nachricht, dass Frede Ware an einem anderen Mann interessiert war, würde Eugenie ein kleines Vermögen einbringen.
    Ich klärte die Situation. »Er ist sehr talentiert. Und trotz der Tatsache, dass er Männer bevorzugt …«
    Eugenie seufzte und machte sich wieder an die Arbeit.

    »… bin ich sicher, dass seine Ausstellung ein Riesenerfolg wird. Aber eigentlich weiß ich gar nichts über ihn.«
    »Er ist der netteste Mensch, den es gibt«, sagte Nikki und starrte immer noch auf ihr Spiegelbild. »Und seine Werke sind einfach göttlich. Er hat mehr Talent als sonst ein Künstler, den ich kenne. Aber er ist sehr wählerisch, wem er seine Kunstwerke zeigt. Es hat mich gar nicht überrascht, dass er nein zu dir gesagt hat.«
    »Habe ich dir nicht gesagt, dass er schließlich einverstanden war?«
    Sie verdrehte die Augen. »Nein!«
    »Doch.«
    Sie schüttelte vor Verwunderung den Kopf, und Eugenie murmelte etwas vor sich hin. »Das ist ja großartig«, sagte Nikki.
    »Was weißt du sonst noch …. natürlich nur im Hinblick auf die Publicity?«
    »Als ich in der fünften Klasse war, ist er mit seiner Familie nach Willow Creek gezogen. Er hatte damals gerade mit der Schule angefangen.«
    »Er wohnt schon so lange hier?« Wie war es möglich, dass ich noch nie von ihm gehört hatte. »Wo hat er gewohnt?«
    »Dort, wo er jetzt auch wohnt.«
    Ah, er war älter als ich und wohnte in South Willow Creek. Das reichte.
    Nikki lächelte. »Damals wusste jeder, dass er völlig anders ist. Er war groß und muskulös und scheute sich nicht vor einem Kampf.«
    Ich war verwirrt. »Fast alle Typen in South Willow Creek sind so.«
    »Vielleicht, aber Sawyer war an Kunst interessiert. Kein
Junge in der Nachbarschaft interessierte sich dafür – zumindest hätten sie das nie zugegeben. Aber Sawyer hat immer gemalt und über Künstler geredet. Meine Mutter und alle Leute redeten ständig über ihn und sein künstlerisches Talent. Seine Eltern waren alt und hätten seine Großeltern sein können. Sie waren, glaube ich, Professoren an der WCU, sehr intelligent, genau wie Sawyer. Er machte ziemlich früh das Abitur und verließ die Stadt. Erst letztes Jahr ist er zurückgekommen. Du hättest das Haus mal sehen sollen, als er zurückkam. Es war total heruntergekommen. Er hat es renoviert und scheint immer noch nicht fertig zu sein.«
    »Mit wem verkehrt er?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hat er Freunde?«
    »Keine Ahnung, Frede. Das musst du ihn selbst fragen.«
    Als wäre ich neugierig! Jedenfalls nicht auf so direkte Art.
    All meine Versuche, etwas über Sawyer in Erfahrung zu bringen, wurden jäh unterbrochen, als Eugenie Nikki entführte, um die Farbe auszuspülen. Nikkis Entsetzen wuchs in demselben Maß, in dem ihre neue Frisur Form annahm. Als Nikki zurückkam und sich im Spiegel

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