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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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speiübel. Edith kam nur vorbei, wenn es ein Problem gab oder wenn Gordon sie einlud. Da ich wusste, dass mein Mann immer noch auf den Bahamas war (und hoffentlich bald festgenommen würde), vermutete ich, dass es ein Problem gab.
    Die Hintertür war unverschlossen, obwohl Edith das nicht daran gehindert hätte, das Haus zu betreten, denn Gordon hatte ihr einen Schlüssel gegeben. Als ich die Küche betrat, fand ich nur Nina dort vor.
    »Wo ist sie?«, flüsterte ich.

    Nina mochte Edith genauso wenig wie ich. Sie blickte zur Tür und wieder zurück. »In Mister Gordons Arbeitszimmer.«
    Ich gehöre nicht zu den Leuten, die das Unvermeidliche aufschieben. Ich ging in Gordons Büro und sah, wie Edith in seinen Sachen herumstöberte.
    »Edith, was für eine Überraschung!«
    Edith hätte sich beinahe die Hand eingeklemmt, als sie die Schublade schnell wieder zumachte. Sie heulte kurz auf, dann ignorierte sie den Schmerz, wie es sich für eine kultivierte Dame, die ihre Gefühle nicht zeigt, geziemt. Sie stand aufrecht da und sagte entschieden: »Ich bestehe darauf, dass du mir sagst, was mit meinem Bruder passiert ist.«
    Schwesterliche Liebe ist äußerst hilfreich, wenn es um unbezahlte Rechnungen geht. Vielleicht war ich auch ungerecht. Anscheinend machte sie sich echte Sorgen. Ihre Kleidung war schäbiger als sonst bei ihr üblich, und sie hatte dunkle Schatten unter den Augen.
    »Ich habe mir wahnsinnige Sorgen gemacht«, fügte sie hinzu.
    »Ich sagte dir doch, er ist auf Abenteuerreise im Ausland. Erinnerst du dich?«
    »Ja, das hast du mir gesagt. Aber ich glaube es einfach nicht. Gordon Ware ist ein verantwortungsvoller Mann, und … sein Verschwinden ist der Gipfel an Verantwortungslosigkeit.«
    Das stimmte. Aber was sollte ich sagen?
    »Wenn du mir nicht sagst, wo er ist und wie ich ihn ausfindig machen kann, werde ich zur Polizei gehen müssen.«
    Nun, das war nicht unbedingt das, was ich wollte.
    »Aber Edith, das ist doch lächerlich.«

    »Es ist mein Ernst, Frede. Jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, sind wieder irgendwelche Rechnungen nicht bezahlt worden.«
    Das war es also mit schwesterlicher Liebe.
    »Rechnungen? Wie viele zahlt er denn?«, fragte ich in einem Ton, der wahrscheinlich nicht gerade zuckersüß war und der eine gewisse Schärfe hatte, die Pilar stolz gemacht hätte.
    »Wie bereits erwähnt«, sagte sie, und ihre Brust weitete sich vor moralischer Entrüstung, »fühlt Gordon sich verpflichtet, seine Familie zu unterstützen.«
    Und dann passierte es. Wahrscheinlich sind die vielen Stunden, die ich mit Nikki verbracht hatte, daran schuld. Ich wurde unverzeihlich direkt.
    »Hast du dich jemals gefragt, Edith, woher dein großmütiger Bruder sein Geld kriegt, um deine Rechnungen zu bezahlen?« Ich konnte es kaum glauben, aber ich konnte einfach nicht anders. Die Worte strömten nur so aus mir heraus, als wäre ich in einer Scheune in Süd-Texas groß geworden.
    »Gordon ist ein erfolgreicher Anwalt«, sagte sie. »Und ein angesehener Geldverwalter.«
    »Wo hast du das gehört?«
    Sie sah ein wenig ratlos aus, aber so leicht ließ sie sich nicht aus der Fassung bringen. »Er hat es mir selbst gesagt.«
    »Ah. Und hat er dir auch von Fällen erzählt, die er in seiner Kanzlei bearbeitet hat? Oder wessen Geld er managt?«
    »Nein.«
    »Das ist mein Geld, und das ist, wie sich herausgestellt hat, weg.«

    »Was?«
    »Ja, liebe Schwägerin. Mein Geld, das Geld, mit dem er deinen Lebensunterhalt bezahlt hat, ist verschwunden – genau wie dein Bruder.«
    Sie plumpste so schwerfällig auf den Stuhl, dass das Kissen ein unanständiges Geräusch von sich gab.
    »Verschwunden?«
    Ich konnte nicht eindeutig feststellen, ob sie sich Sorgen über ihren Bruder machte oder um das Geld, mit dem er sie unterstützt hatte.
    »Ja, verschwunden.« Dann tat ich das Einzige, das ich tun konnte. Ich erzählte ihr alles, die ganze schmutzige Geschichte – ebenso wie ich sie Howard Grout erzählt hatte -, über Miss Mouse, die Vasektomie, das fehlende Geld und auch die letzte Nachricht mit den Fehlinvestitionen, Grand Cayman und den Bahamas.
    Sie starrte mich entsetzt an. Ihr Mund öffnete und schloss sich wieder, und sie gab unsinnige Laute von sich. Dann verhärtete sich ihr Gesichtsausdruck. »Ich kann nicht glauben, dass er Mama und Daddy so etwas antun würde.«
    Und was war mit mir?
    Ihr Lachen war scharf und bitter. »Obwohl mich das eigentlich nicht überrascht, denn er war immer sehr verwöhnt.«
    Eine

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