Engel auf Abwegen
betrachtete, wäre sie beinahe in Ohnmacht gefallen.
»Jesus, mein Gott!«
Und das klang nicht gerade freundlich.
»Mein Haar ist braun!«
»Nein, du albernes Ding, das stimmt nicht.« Das stimmte wirklich nicht. Wenn ihr Haar trocken war, würde es die Farbe haben, die für die Junior League angemessen war. Ein dunkles Blond, das Nikkis Erscheinung etwas dämpfte. »Eugenie wird es jetzt schneiden.«
Danach konnte ich aus Nikki keinen Pieps mehr über Sawyer oder sonst jemanden herauskriegen. Sie rutschte im Stuhl immer tiefer nach unten, während Eugenie die unteren Schichten von Nikkis Stufenschnitt kürzte. Sie hatte jetzt einen Bob, und Eugenie musste es nur noch trocken fönen.
Dies war ein weiterer Grund dafür, warum ich über Eugenie alias Euless kein Wort verlor. Salon Françoise war der einzige Salon in Willow Creek, der einen Föhn benutzte. In den anderen Salons wurden die Haare gelegt und getrocknet und mit Acqua Net besprüht. Als es den Salon Françoise noch nicht gegeben hatte, musste ich immer nach San Antonio fahren, um mein Haar föhnen zu lassen.
Endlich war Nikki fertig. Sie stand von ihrem Drehstuhl auf und sah genauso aus, wie ich es erhofft hatte. In zweieinhalb Stunden war aus einer stillosen, protzigen Frau eine stilvolle, kultivierte Dame geworden.
»Nikki! Du siehst fabelhaft aus!«
Sie sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren, und ich bezweifelte, dass ich jemals zu ihr durchdringen würde.
Wir fuhren zum Grout-Palast zurück, und Nikki sagte kein einziges Wort. Ich nehme an, sie war in einem Schockzustand angesichts dieser zurückhaltenden Kultiviertheit und hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte.
Als wir in der Einfahrt hielten, öffnete Howard die Haustür, als hätte er bereits auf das Resultat gewartet. Barsch klappte er sein Handy zu. »Ich rufe Sie zurück.«
Nikki wurde immer kleiner.
»Nun geh schon. Zeig Howard, wie fabelhaft du aussiehst!«
Ihre Unterlippe zitterte, aber wie ein tapferes kleines
Entlein stieg sie aus. Ich ging um das Auto herum zu ihr und bemerkte, dass Howard seine neue Frau genau betrachtete.
Es spricht für ihn, dass er das, was auf seinem Gesicht zu lesen stand, nicht in Worte fasste. Seine grünen Augen sahen Nikki an, gewöhnten sich an ihren Anblick. Dann nickte er. »Nun, Muffin, wenn es so sein soll, dann soll es eben so sein.«
Männer können so ahnungslos sein.
Nikki brach in Tränen aus. Dann rannte sie ins Haus und wäre auf ihren hübschen hochhackigen Schuhen beinahe gestolpert.
»Also dann«, sagte ich zum x-ten Mal an diesem Tag. »Ich fahre jetzt nach Hause.«
Endlich wandte Howard seinen Blick von der Haustür ab.
»Warten Sie noch einen Augenblick, Frede. Ich habe eine weitere Neuigkeit für Sie.«
Ich war auf alles gefasst.
»Ihr Mann ist jetzt auf den Bahamas.« Er runzelte die Stirn. »Er gibt Ihr Geld schneller aus, als ein Priester nach der Sonntagsmesse den restlichen Messwein trinkt.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Er wohnt nur in teuren Hotels und hat fünfundzwanzig Riesen pro Nacht für die Bridge Suite im Atlantis gezahlt. Und er veranstaltet Partys, verschwenderische Partys, als wolle er damit den Leuten imponieren. Ich weiß, Sie wollen nicht, dass ich zur Polizei gehe, aber …«
Ich wurde blass.
»Mein Gott, Frede, Sie haben kein Geld mehr, und Ihr Mann – der ebenfalls keinen Cent verdient – gibt das Geld aus, als gäbe es kein Morgen.«
Mir war gleichzeitig heiß und kalt. Ich war zwar reich, aber selbst mein Reichtum hatte Grenzen.
»Wir müssen irgendwo die Polizei einschalten, damit sie uns hilft. Ich habe bereits einige ausländische Agenturen, mit denen ich zuvor schon zusammengearbeitet habe, benachrichtigt, in der Hoffnung, ihn ausfindig zu machen.« Sein Gesichtsausdruck wurde noch härter. »Er reist mit Privatjets und Booten durch die Gegend, was uns die Sache nicht gerade erleichtert. Er ist ein gewiefter Bursche. Und ich weiß immer noch nicht, wo der Mistkerl Ihr Geld hingeschafft hat.«
»Woher wissen Sie dann, dass er es ausgibt?«
»Weil er seinen richtigen Namen benutzt. Wie gesagt, er versucht alles Mögliche, um Leute mit diesen Partys zu beeindrucken. Wahrscheinlich will er sich einen Namen machen.«
»Aber warum?«
»Das werde ich noch herausfinden.«
Auf dem Nachhauseweg war ich ziemlich wackelig auf den Beinen, und als ich den Wagen meiner Schwägerin Edith erblickte, der auf der Rückseite des Hauses in der Nähe der Küche parkte, wurde mir
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