Engel auf Abwegen
es genauso wenig wie ich, über Geld zu reden.
»Ich habe mehrere Nachrichten für Mr. Ware auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen, jedoch nichts von ihm gehört. Die Schecks sind zurückgekommen. Auch die Schecks für die Lohnzahlungen.«
Ich verspürte einen Stoß in die Magengegend. Sie können mich jetzt mit allen möglichen Schimpfwörtern belegen, aber ich hatte keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, wie die Rechnungen bezahlt wurden, weder zu Hause noch in der Galerie. Gordon hatte sich schon so lange um diese Dinge gekümmert (und davor mein Vater), dass ich selten – wenn überhaupt – darüber nachdachte. Bei den meisten Geschäften hatte ich ein Kundenkreditkonto. Wenn ich etwas einkaufte, brauchte ich nur zu sagen: Das nehme ich, belasten Sie meine Kundenkarte, und schon war ich aus der Tür. Sogar bei den großen Läden in Austin, San Antonio und Dallas hatte ich Konten. Irgendwie fand ich es ordinär, meine American Express Platinkarte zücken zu müssen.
»Ich belaste Sie nur ungern damit, Mrs. Ware, und wenn
Mr. Ware da wäre, könnte ich die Sache direkt mit ihm besprechen.«
Vor drei Wochen hätte ich nicht weiter darüber nachgedacht, dass sie lieber mit meinem Mann über Geld sprechen wollte als mit mir. Jetzt, drei Wochen später, war ich zum Teil beleidigt. Aber nur zum Teil, denn der andere Teil von mir machte sich Sorgen. Wie sollte ich die Rechnungen zahlen, da mein Geld verschwunden war?
Dann kam mir ein Gedanke. Man könnte mich verklagen.
Ich sagte ihr, dass ich sie wieder anrufen würde. Als ich gerade aufhängen wollte, erinnerte sie mich an die Werbeaufnahmen, die ich für den Nachmittag arrangiert hatte.
Als ich die Vorbereitungen für die Werbefotos des Künstlers getroffen hatte, hatte ich es für eine gute Idee gehalten, die Aufnahmen in meinem Haus zu machen. Der Künstler am Pool oder auf der hübschen Steinmauer, die die terrassenförmig angelegten Gärten umschloss. Außerdem würde mir das eine gewisse Kontrolle geben, die ich nicht gehabt hätte, wenn die Fotos in seinem Haus oder Studio gemacht worden wären. Die Fotos in meiner Galerie aufzunehmen wäre zu langweilig gewesen.
Mein einziger Gedanke war jedoch: Wie würde ich den Fotografen bezahlen?
Der Künstler hatte darauf bestanden, einen Fotografen zu engagieren, den er kannte, was für mich in Ordnung gewesen war. Aber da ich nicht wusste, wer er war, hatte ich keine Ahnung, wie er bezahlt werden wollte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Künstler mitkriegte, wie ich wegen so etwas NC-haftem wie Geld die Nerven verlor.
Ich beendete das Gespräch und ging mit einem beklommenen
Gefühl in das Büro meines Mannes. Nina holte normalerweise die Post und brachte sie Gordon ins Büro, der sie daraufhin durchsah. Als ich mich durch die Tür quetschte, sah ich den Stapel Unterlagen auf seinem Schreibtisch. Ich brauchte eine halbe Stunde, um alles durchzusehen.
Der Schaden?
Ein Minus von 75 000 Dollar seit den letzten Kontoauszügen. Außerdem lag dort eine ganze Reihe von Einladungen, auf die er nicht geantwortet hatte.
Die meisten Einladungen waren für die besten Partys in der Stadt, und bei der Hälfte von ihnen war es schon zu spät, um darauf zu antworten.
Ich sortierte die cremefarbenen Einladungskarten nach Datum und überlegte mir, was ich den Gastgeberinnen erwidern konnte. Einige Einladungen waren nur für Paare und kamen daher nicht infrage, andere nur für Frauen. An einigen würde ich teilnehmen, um den Anschein zu wahren, dass alles in Ordnung war. Wieder andere würde ich ausschlagen, denn ich wäre sowieso nicht dort hingegangen.
Dann überlegte ich mir, was ich anziehen würde. Zweifellos würde ich, nachdem ich die Einladungen beantwortet hatte, shoppen gehen müssen. Was mir einen Schock versetzte.
Shoppen. Dazu brauchte ich Geld. Ich hatte kein Geld, um die Rechnungen zu bezahlen, ganz zu schweigen von Kleidung.
Ich stöhnte laut auf und ging nochmals die 75 000-Dollar-Rechnungen durch.
Da waren die üblichen Dinge wie Lebensmittel und Reinigung, aber das neue (und exquisite, wie ich zugeben muss) Sofa, das ich vor dem unglückseligen Geschehen für mein Ankleidezimmer gekauft hatte, hatte zehntausend
Dollar gekostet. Ich konnte es kaum fassen. Und ich hatte noch nicht einmal nach dem Preis gefragt, sondern dem Verkäufer lediglich gesagt, dass ich es unbedingt haben wollte.
Eine halbe Sekunde überlegte ich, ob ich das Sofa zurückbringen sollte. Aber der Laden war in der
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