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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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Personen.
    Sie würde bald mit ihrem Tablett mit dem warmen Mittagessen, das es umsonst gab, zu uns kommen. Jetzt frage ich mich, ob sie so etwas wie Erniedrigung spürte, weil sie wusste, dass dies die einzige gute Mahlzeit war, die sie bekam. Was auch immer der Grund war, sie setzte sich auf den Platz gegenüber Pilar und neben mich. Die anderen Mädchen wussten, dass sie dort nicht sitzen durften.
    Es war Freitag, das weiß ich noch, als Rebecca Milbanks sich nach vorn beugte, bevor Nikki zu uns kam, und uns die Nachricht übermittelte.
    »Ihr werdet nicht glauben, wer versucht hat, bei uns zu Hause einen Job zu bekommen … als Hausmädchen!«
    Niemanden von uns hätte dieses Thema auch nur einen Deut interessiert, wenn es nicht der Klang von Beccas Stimme gewesen wäre.
    »Wer denn?«, wollten wir wissen.
    »Nikkis Mutter!«
    Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie schockiert wir waren. Unsere Mütter arbeiteten nicht, schon gar nicht als Hausmädchen. Das machte keinen Sinn.
    »Willst du damit sagen, sie hat sich als Hausmädchen beworben?«, fragte Pilar.

    Die Mädchen rückten enger zusammen, um die ganze Geschichte zu hören, und nahmen Nikkis Platz ein.
    Beccas braune Augen blitzten auf und versprachen einen Skandal. »Nikkis Mutter kam zu uns nach Hause, um sich um den Job als Hausmädchen zu bewerben! Könnt ihr das glauben! Ihre Mutter sollte sich schämen.«
    Erst dann bemerkten wir, dass Nikki mit dem Essenstablett hinter uns stand. Auf ihrem Gesicht stand das schiere Entsetzen. Mit einem Gefühl aus Schuld und Schadenfreude, das junge Mädchen oft haben, fuhren die Mädchen auseinander. Anstatt die anderen Mädchen dazu zu veranlassen, sich auf ihre Plätze zu setzen, saß Pilar eine Sekunde lang da. Dann deutete sie auf das Ende des Tisches und sagte: »Setz dich dort hin, Nikki.«
    Aber Nikki war nicht in der Lage, sich zu bewegen. Sie sah mich an. Moi . Als ob ich etwas ändern könnte. Natürlich hätte ich das tun können.
    Ich wusste nicht, was ich sagen oder denken sollte. Stattdessen beschäftigte ich mich mit der Diätcola, in die ich Zitronensaft gespritzt hatte. Ich dachte an das rosa Kleid, das sie auf dem Ball angehabt hatte. Konnte ich Nikki retten? Wollte ich das?
    Ich weiß nicht, was ich gesagt hätte, aber wie immer, wenn etwas Derartiges geschah, rannte Nikki weg.
    Als ich jetzt vor Misti Bladewells Haus in meinem Auto saß, fragte ich mich, warum Nikki wieder zu einer Clique gehören wollte, ohne zu überlegen, ob sie dort hineinpasste oder nicht.
    »Bist du fertig?«, fragte ich.
    »Ja.«
    Ich startete meinen Mercedes.

    Mandi Huff wohnte nicht weit von Misti entfernt in einem schönen Haus und in einer schönen Umgebung, in der hauptsächlich Ehepaare mit doppeltem Einkommen wohnten. Das Haus hatte zwei Stockwerke und war mit Mittelmeerstuck verziert. Es hatte ein Dach aus Terrakottaziegeln und einen hübschen Hof. In der kreisförmigen Einfahrt stand ein Suburban.
    Mandi selbst öffnete die Tür. Sie sah aus wie eine Puppe (meine Hoffnung, dass sie ebenfalls Strümpfe mit Leopardenmuster tragen würde, erfüllte sich leider nicht). Das braune Haar, das ihr bis zu den Schultern reichte, wurde von einem braunen Stirnband aus Samt zurückgehalten, und mit ihrem kurzen Pony (Achtzigerjahre-Stil) sah sie aus wie zwölf.
    »Frede Ware«, sagte unsere Gastgeberin. »Wie schön, dich zu sehen.«
    Ihr Lächeln war eine perfekte Mischung aus Freundlichkeit und Begrüßung, aber trotz ihrer guten Manieren sah sie Nikki von oben bis unten an, zog eine Augenbraue hoch und fügte hinzu: »Und wenn das nicht Nikki Grout ist.«
    Hmmm.
    »Kommt doch bitte rein«, sagte sie.
    Sie führte uns ins Wohnzimmer, wo schon ein Tablett mit Gläsern, die mit süßem Tee gefüllt waren, und ein Teller voller Kekse standen. Wahrscheinlich hatte sie kein Dienstmädchen, das uns bediente.
    Sie schwatzte ununterbrochen mit mir, über den letzten Wohltätigkeitsball der Boots and Belles, die letzte Sitzung, Wanda Masons Baby – alles Themen, zu denen Nikki nichts beisteuern konnte. Für eine gute Gastgeberin ist es selbstverständlich, dass alle Gäste in das Gespräch miteinbezogen werden.

    Zweimal hmmm.
    Ich lenkte das Gespräch auf das Wetter und andere Belanglosigkeiten. Nikki, die normalerweise sehr gesprächig war, brachte kein Wort heraus. Sie saß schweigend da, und das Lächeln auf ihrem Gesicht war eingefroren. Sie hatte die Köchel zusammengepresst und ihre Beine so nah wie möglich an das Sofa

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