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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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nächste Präsidentin, und ich habe schon immer davon geträumt, den Vorsitz über das Komitee für die Rechte von Tieren zu haben.«
    Sie lächelte mich an, und mir wurde klar, dass sogar die verrückte Winifred politisch ausgerichtet war.
    Als ich ins Auto stieg, war Nikki im Gegensatz zu mir in Hochstimmung.
    »Wird sie mich sponsern«, fragte sie mit einer Mischung aus Beklommenheit und nervöser Erregung. »Sie hat ja gesagt, nicht wahr?«
    »Eigentlich nicht.«

    Ihre Hochstimmung flog durch die Windschutzscheibe.
    »Nicht?«
    »Sie hat nicht gesagt, dass sie dich nicht sponsern will, aber sie hat auch nicht ja gesagt. Sie braucht noch ein wenig Bedenkzeit.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Ich wollte ihr nicht gestehen, dass Winifred allgemein ein Problem mit Nikki hatte, und stattdessen sagte ich so höflich, wie ich konnte: »Sie hat sich darüber beklagt, dass du Strümpfe mit Tiermuster trägst.«
    Nikki klappte zusammen wie ein Taschenmesser, während sie an ihren Beinen hinunterblickte. »Aber man kann sie kaum sehen. Außerdem, warum sollte irgendjemand sich Gedanken um meine Strümpfe machen?«
    Wie sollte ich ihr erklären, dass ihre Kleidung eine Menge darüber aussagte, wer sie war, woher sie kam und welche Entscheidungen sie in ihrem Leben traf? Selbst die Andeutung von einem Tiermuster ließ eindeutig erkennen, dass Nikki nicht gerade hervorragende Entscheidungen treffen würde und für die JLWC daher nicht infrage kam.
    Ich wollte Nikki nach Hause bringen, damit sie sich umziehen konnte. Wir hatten nur fünf Minuten Zeit, um zu Misti Bladewell zu fahren, und mehr als zehn Minuten zu spät zu kommen war völlig inakzeptabel. Also hatten wir insgesamt nur fünfzehn Minuten. Außerdem hatte ich Misti und Mandi vor einiger Zeit zusammen beim Mittagessen in San Antonio gesehen, und beide hatten Stilettos angehabt. Ich glaube, sie waren heimliche NCs, die sich aus der Stadt stahlen, damit sie sich geschmacklos anziehen konnten. Vielleicht wären Nikkis Strümpfe genau das Richtige, damit sie mitmachten. Andererseits, warum sollten wir ein Risiko eingehen?

    Ich fuhr Nikki nach Hause, wo sie pflichtbewusst Strümpfe ohne Muster anzog. Dann rasten wir an Juan vorbei aus der Wohnanlage, und Nikki sank tief in den Ledersitz, während wir zu unserer nächsten Verabredung fuhren.
    Mistis Haus war aus einem (hübschen) hellen Kalkstein erbaut und hatte eines dieser sündhaft teuren (aber ziemlich hässlichen) Zinndächer. Ihres war grün. Welche Leute mit einigermaßen gesundem Menschenverstand ruinierten perfekten Kalkstein mit einem grünen Dach? Aber egal, sollte sie doch mit ihrem hässlichen Dach glücklich werden, wenn sie Nikki nur unterstützte.
    Ein junges schwedisches Kindermädchen ließ uns herein. Sie war vermutlich nicht viel älter als achtzehn Jahre, aber da ihr Haar völlig zerzaust war und sie zwischen den Augenbrauen eine tiefe Falte hatte, sah sie wie hundertachtzehn aus. In der League war bekannt, dass Misti Bladewell fünf Söhne hatte, die alle furchtbar und weniger als sieben Jahre alt waren.
    Misti schien ihre Umwelt gar nicht wahrzunehmen, was nur bedeuten konnte, dass sie (a) beschränkt war oder (b) etwas eingenommen hatte, das nicht JLWC-tauglich war. Ich vermutete, dass Misti Drogen nahm, da sie trotz ihres unglückseligen Namens einmal eine ziemlich bekannte Kinderpsychologin gewesen war und deshalb ein wenig Verstand in ihrem Kopf haben musste. Was immer sie auch genommen hatte, ihr Kindermädchen sah aus, als hätte es eine Dosis oder zwei vertragen können.
    Misti trug weder Stilettos noch akzeptable flache Schuhe. Ihre Kleidung konnte man nur als undefinierbar bezeichnen. Sie hatte ein träumerisches Lächeln auf dem Gesicht, das Nikki unmittelbar beruhigte, obwohl es nicht
leicht war, diese Unbefangenheit angesichts des Geschreis und der Auseinandersetzungen in den niederen Regionen des Hauses aufrechtzuerhalten. (Winifred hätte Misti einiges in puncto Disziplin beibringen können. Ich hatte noch nie so brave Hunde gesehen.)
    »O, diese Kinder«, sagte Misti vergnügt und machte eine Handbewegung in die Richtung, aus der der Lärm kam, als könne sie ihn damit wegwischen.
    Diese undisziplinierte Umgebung heiterte Nikki noch mehr auf. Die offene Zurschaustellung der Probleme anderer Leute hatte zur Folge, dass man sich selbst gut fühlte (vielleicht sogar überlegen). Daher habe ich immer schon dafür plädiert, dass man niemals irgendjemandem etwas Persönliches erzählen

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