Engel aus Eis
Ich bin bei einer Britta Johansson, und die ist tot. Ihr Mann behauptet, er habe sie umgebracht. Es sieht zwar nach einer natürlichen Todesursache aus, aber …«
»Okay, Martin, ich warte hier. Rufst du den Krankenwagen oder soll ich das machen?«
»In Ordnung.« Erica legte auf und hoffte, dass sie nichts Dummes getan hatte. Natürlich sah es so aus, als habe Margareta recht und Britta wäre einfach eingeschlafen. Aber warum behauptete Herman dann, er habe sie umgebracht? Außerdem war es ein merkwürdiger Zufall, dass nur zwei Monate nach dem Tod von Erik noch jemand aus dem Freundeskreis ihrer Mutter verstarb. Nein, sie hatte sich richtig verhalten.
Erica ging wieder nach oben.
»Bald kommt Hilfe«, sagte sie. »Kann ich noch etwas …«
»Es wäre nett, wenn Sie Kaffee machen würden, dann kann ich meinen Vater vielleicht dazu bewegen, nach unten zu gehen.«
Vorsichtig zog sie ihn in eine sitzende Stellung.
»Komm, Papa, wir gehen nach unten und warten auf den Krankenwagen.«
Erica ging in die Küche. Sie suchte alles zusammen, was sie brauchte, und setzte eine große Kanne Kaffee auf. Wenige Minuten später hörte sie Schritte auf der Treppe. Margareta führte Herman liebevoll bis zu einem Küchenstuhl, wo er wie ein Sack in sich zusammenfiel.
»Hoffentlich können sie ihm etwas geben«, sagte Margareta besorgt. »Er muss seit gestern so dagelegen haben. Ich verstehe nicht, warum er uns nicht angerufen hat …«
»Ich habe …«, Erica zögerte, doch dann nahm sie einen neuen Anlauf. »Die Polizei habe ich auch verständigt. Sie haben mit Sicherheit recht, aber ich musste … Ich konnte nicht …« Sie fand nicht die richtigen Worte. Margareta starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
»Sie haben die Polizei gerufen? Glauben Sie etwa, mein Vater meint das ernst? Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Er steht unter Schock, weil er seine Ehefrau tot aufgefunden hat, und nun soll er auch noch die Fragen der Polizei beantworten? Wie können Sie es wagen?« Margareta machte einen Schritt auf Erica zu, die sich schützend die Kaffeekanne vors Gesicht hielt, doch in diesem Moment klingelte es an der Tür.
»Das sind sie wahrscheinlich. Ich mache auf«, murmelte Erica mit gesenktem Blick und stellte die Kanne ab, bevor sie in den Hausflur eilte. Ganz richtig. Zuerst erblickte sie Martin.
Er nickte grimmig. »Hallo, Erica.«
»Hallo«, antwortete sie leise und trat zur Seite. Was, wenn sie sich irrte? Wenn sie einen gebrochenen Mann einer völlig unnötigen Qual aussetzte? Doch nun war es zu spät.
»Sie liegt oben im Schlafzimmer.« Sie deutete mit dem Kopf zur Küche. »Ihr Mann ist dort drinnen. Mit der Tochter. Sie hat die beiden gefunden. Offenbar ist sie schon eine Weile tot.«
»Gut, wir sehen sie uns an.« Martin winkte Paula und den Notarzt herein. Nachdem er Paula und Erica einander kurz vorgestellt hatte, ging er in die Küche, wo Margareta hinter ihrem Vater stand und ihm über die Schultern strich.
»Es ist so widersinnig.« Sie starrte Martin an. »Meine Mutter ist im Schlaf gestorben, und mein Vater steht unter Schock. Ist das hier denn wirklich notwendig?«
Martin hob begütigend die Hände. »Es ist bestimmt genau so, wie Sie sagen, aber da wir nun einmal hier sind, sehen wir uns kurz alles an, und dann haben Sie es überstanden. Mein herzliches Beileid.« Er sah ihr fest in die Augen, und schließlich nickte sie widerwillig.
»Sie liegt oben. Kann ich meine Schwestern und meinen Mann anrufen?«
»Selbstverständlich.« Martin ging die Treppe hinauf.
Nach kurzem Zögern folgte Erica ihm und dem Notarzt. Leise sagte sie zu Martin: »Ich bin gekommen, um mit ihr zu reden, unter anderem über Erik Frankel. Vielleicht ist es nur ein Zufall, aber findest du es nicht auch seltsam?«
Martin sah sie an und ließ dem verantwortlichen Arzt den Vortritt ins Schlafzimmer. »Du meinst, es gibt einen Zusammenhang?«
»Ich weiß es nicht.« Erica schüttelte den Kopf. »Aber ich stelle gerade Nachforschungen über meine Mutter an. In ihrer Kindheit war sie mit Erik Frankel und Britta befreundet. Ein Frans Ringholm gehörte auch zu der Clique.«
»Frans Ringholm?« Martin zuckte zusammen.
»Ja. Kennst du ihn?«
»Wir sind im Zusammenhang mit dem Mord an Erik Frankel auf ihn gestoßen«, sagte Martin nachdenklich. In seinem Kopf ratterte es.
»Ist es nicht ein bisschen merkwürdig, dass Britta zwei Monate nach Erik Frankel auch stirbt?«, bohrte Erica.
Martin wirkte noch
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