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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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klingelte er. Keine Antwort.
    »Hallo?«
    Eine Stimme hinter ihm ließ ihn zusammenzucken. Johanna kam mühsam auf ihn zu. Sie schwankte leicht und hielt sich mit der einen Hand das Kreuz.
    »Warum ist das bloß so anstrengend, einen beschissenen kleinen Spaziergang zu machen«, ächzte sie frustriert und streckte den Rücken unter gequälten Grimassen. »Ich bekomme die Krise, wenn ich nur zu Hause sitze und warte, aber mein Körper will nicht so wie mein Kopf.« Seufzend strich sie sich über den dicken Bauch.
    »Ich nehme an, Sie suchen Rita?« Sie grinste.
    »Äh, ja …« Mellberg genierte sich plötzlich. »Wir, also Ernst und ich, haben gerade eine kleine Runde gedreht, und der Hund wollte wahrscheinlich Señorita besuchen und …«
    »Rita ist nicht zu Hause.« Johanna amüsierte sich offensichtlich köstlich über seine Verlegenheit. »Sie ist bei einer Freundin, aber wenn Sie sich vorstellen können, trotzdem auf einen Kaffee heraufzukommen, ich meine, falls Ernst Lust hat, mich zu besuchen, obwohl Señorita nicht da ist«, sie zwinkerte ihm zu, »dann dürfen Sie mir gerne Gesellschaft leisten. Mir fällt nämlich langsam die Decke auf den Kopf.«
    »Na klar.« Mellberg folgte ihr.
    Als sie in der Wohnung waren, ließ Johanna sich auf einen Küchenstuhl fallen.
    »Ich mache gleich Kaffee, aber vorher muss ich verschnaufen.«
    »Bleiben Sie sitzen«, sagte Mellberg. »Ich habe Rita beim letzten Mal zugesehen, ich schaffe das schon. Sie ruhen sich besser aus.«
    Johanna verfolgte verdutzt, aber dankbar, wie er sich im Küchenschrank zurechtfand.
    »Das muss ziemlich schwer sein.« Mellberg schielte auf ihren Bauch, während er Wasser in die Kaffeemaschine füllte.
    »Schwer ist gar kein Ausdruck. Meiner Meinung nach wird Schwangersein viel zu positiv dargestellt. Zuerst ist einem vier Monate kotzübel, dann kommen vier erträgliche Monate, die hin und wieder sogar gemütlich sind, und dann verwandelt man sich über Nacht in Barbapapa, oder besser gesagt in Barbamama.«
    »Tja, und dann …«
    »Seien Sie bloß still!« Johanna erhob streng den Zeigefinger. »Daran wage ich überhaupt nicht zu denken. Wenn ich mir überlege, dass es für dieses Kind nur einen Ausgang gibt, gerate ich in Panik. Und wenn Sie jetzt sagen: So schlimm kann es nicht sein, Frauen haben schließlich zu allen Zeiten Kinder geboren und nicht nur überlebt, sondern sich sogar noch mehr Nachwuchs angeschafft, dann muss ich leider handgreiflich werden.«
    Mellberg hob abwehrend die Hände. »Sie sprechen mit einem Mann, der nie auch nur in die Nähe eines Kreißsaals gekommen ist …«
    Er deckte den Kaffeetisch und setzte sich zu ihr.
    »Immerhin muss es schön sein, für zwei zu essen«, grinste er, als sie sich den dritten Keks in den Mund steckte.
    »Diesen Vorteil genieße ich in vollen Zügen«, lachte Johanna und streckte die Hand noch einmal nach dem Teller aus. »Sie halten sich offenbar an die gleiche Devise, obwohl Sie sich nicht mit einer Schwangerschaft rechtfertigen können.« Sie zeigte auf Mellbergs Wampe.
    »Das kleine Bäuchlein trainiere ich mir beim Salsatanzen in null Komma nix ab.« Er tätschelte zärtlich seine Mitte.
    »Ich komme mal zum Zugucken«, sagte Johanna freundlich.
    Mellberg fand es ebenso faszinierend wie ungewohnt, dass ganz offensichtlich jemand seine Gesellschaft schätzte, doch dann wurde ihm klar, dass er sich in Gegenwart von Ritas Schwiegertochter erstaunlicherweise ebenfalls wohl fühlte. Nachdem er tief Luft geholt hatte, fasste er sich ein Herz und stellte die Frage, die ihm seit dem Mittagessen, als bei ihm der Groschen fiel, keine Ruhe ließ.
    »Wie …? Der Vater …? Wer …?« Er merkte selbst, dass dies kein rhetorischer Höhepunkt in seinem Leben war, doch Johanna begriff trotzdem, was er meinte. Sie sah ihn einige Sekunden lang scharf an und schien zu überlegen, ob sie ihm überhaupt antworten sollte. Am Ende entspannten sich ihre Züge. Sie war offenbar zu dem Schluss gekommen, dass nichts als reine Neugier hinter seiner Frage steckte.
    »Eine Klinik. In Dänemark. Den Vater kennen wir nicht. Ich bin also nicht um die Häuser gezogen, falls Sie das meinen.«
    »Nein … das hatte ich auch nicht vermutet«, stammelte Mellberg, musste sich jedoch eingestehen, dass ihm diese Idee durchaus durch den Kopf gegangen war.
    Er warf einen Blick auf die Uhr. Nun musste er aber zurück in die Dienststelle. Es war bald Mittagspause, und die konnte er sich nicht entgehen lassen. Er stand auf, trug

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