Engel aus Eis
Paula neugierig. Sie stand auf und folgte ihm in die Garage.
»Ich dachte, es könnte hilfreich sein, sich noch einmal mit ihm abzustimmen, er stand Erik schließlich am nächsten und kannte ihn am besten. Vor allem wollte ich eine Sache überprüfen«, er zögerte, »ich weiß, dass ich der Einzige bin, der das Gefühl hat, dass es da eine Verbindung zum Mord an Britta Johansson gibt, doch irgendjemand hat erst kürzlich von ihrem Haus aus bei Axel angerufen. Schon im Juni wurden Frankels von ihnen angerufen, aber da können wir ja nicht wissen, ob sie Erik oder Axel sprechen wollten. Ich habe diese Angaben gerade mit den Nummern verglichen, die von Frankels Telefonanschluss aus gewählt wurden. Im Juni wurde von ihrem Haus aus zweimal bei Britta und Herman angerufen. Noch vor deren Anruf bei Axel und Erik.«
»Wir sollten der Sache unbedingt nachgehen.« Paula schnallte sich an. »Mir ist es egal, wie abwegig die Ausrede ist, Hauptsache, ich kann mich von den Nazis erholen.«
Martin nickte und fuhr aus der Garage. Er konnte Paula voll und ganz verstehen. Und irgendetwas sagte ihm, dass seine Idee gar nicht so abwegig war.
Sie war die ganze Woche so schockiert, dass sie die Information erst am Freitag wirklich verarbeiten konnte. Dan hatte es viel lockerer aufgenommen. Seit sich der erste Schreck gelegt hatte, summte er ständig vor sich hin. All ihre Einwände wischte er fröhlich vom Tisch: »Das wird super! Ein Baby zusammen, das ist doch der Hammer!«
Anna konnte den Hammer noch nicht richtig fassen. Manchmal strich sie sich über den Bauch und versuchte, sich den winzigen Klumpen dort drinnen vorzustellen. Noch war es ein kaum zu erkennender Embryo, doch schon in wenigen Monaten würde es ein kleines Kind sein. Obwohl sie es schon zweimal erlebt hatte, erschien es ihr völlig unbegreiflich. Diesmal vielleicht sogar noch mehr, denn an die Schwangerschaften mit Emma und Adrian konnte sie sich kaum erinnern. Sie waren in einem Nebel verschwunden, in dem die Angst vor den Schlägen jede wache und nicht wache Minute dominierte. Damals konzentrierte sie sich nur darauf, ihren Bauch und das Leben darin vor Lucas zu schützen.
Diesmal brauchte sie das nicht zu tun. Absurderweise machte ihr das Angst. Diesmal konnte sie sich freuen. Musste sie sich freuen. Jedenfalls sollte sie es tun. Schließlich liebte sie Dan. Fühlte sich geborgen bei ihm. Wusste, dass er niemandem etwas zuleide tun würde. Was ängstigte sie so? Das war die Frage, die sie sich in den letzten Tagen unaufhörlich stellte.
»Was glaubst du? Junge oder Mädchen? Hast du schon eine Ahnung?« Dan schlich sich von hinten an, legte die Arme um sie und streichelte ihren noch flachen Bauch.
Lachend rührte Anna weiter im Topf.
»Mensch, ich bin ungefähr in der siebten Woche. Es ist noch ein bisschen zu früh für diese Frage. Wieso willst du das überhaupt wissen?« Anna drehte sich mit besorgtem Gesichtsausdruck um. »Mach dir bitte keine großen Hoffnungen, dass es diesmal ein Sohn wird, du weißt ja, dass das Geschlecht vom Vaterabhängt, und da du bereits drei Töchter hast, ist es statistisch gesehen am wahrscheinlichsten …«
»Pst.« Dan legte lachend den Zeigefinger auf Annas Lippen. »Ich freue mich, ganz egal, was es wird. Wenn es ein Junge wird, super, wenn es ein Mädchen wird, der Knüller. Und außerdem«, er wurde ernst, »habe ich das Gefühl, dass ich bereits einen Sohn habe. Adrian. Ich hoffe, du weißt das. Jedenfalls dachte ich, du wüsstest es. Als ich euch bat, bei mir einzuziehen, habe ich nicht nur das Haus gemeint, sondern auch das hier.« Er legte die Hand aufs Herz. Anna musste schwer schlucken, doch eine kleine Träne lief ihr trotzdem über die Wange. Ärgerlicherweise fing ihre Unterlippe an zu zittern. Dan wischte die Träne ab, nahm ihr Gesicht in seine Hände, sah ihr fest in die Augen und zwang sie, seinem Blick standzuhalten.
»Wenn es ein kleines Mädchen wird, dann werden Adrian und ich uns gegen euch Bräute verbünden. Aber du darfst nie daran zweifeln, dass ich dich, Emma und Adrian als Einheit betrachte. Und ich liebe euch alle drei. Und dich da drinnen liebe ich auch, hörst du«, rief er in Richtung Bauch.
Anna lachte. »Ich glaube, die Ohren entwickeln sich erst um die zwanzigste Woche.«
»Meine Kinder entwickeln sich sehr, sehr früh!« Dan zwinkerte.
»Das kann man wohl sagen«, seufzte Anna, aber dann musste sie trotzdem lachen.
Sie küssten sich eine Weile, zuckten jedoch zusammen, als die
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