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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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diese Regeln akzeptieren kannst, bist du bei uns willkommen. Patrik wird sich bestimmt freuen, wenn er in seinem Erziehungsurlaub ein wenig entlastet wird.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, lachte Kristina, und diesmal reichte ihr Lachen bis zu den Augen. »Wie macht er sich denn?«
    »In den letzten Tagen ging es etwas drunter und drüber.« Erica berichtete von Majas Aufenthalten in der Polizeidienststelle und am Tatort eines Verbrechens. »Aber jetzt haben wir uns geeinigt, wie es laufen soll.«
    »Männer«, schmunzelte Kristina. »Ich kann mich noch an das erste Mal erinnern, als Lars mit Lotta allein zu Hause war. Sie muss ungefähr ein Jahr alt gewesen sein, und ich wollte einkaufen gehen. Nach nur zwanzig Minuten teilte mir der Leiter des Kaufhauses mit, Lars habe angerufen und gesagt, zu Hause herrsche Krise und ich müsse sofort zurückkommen. Also ließ ich meine Einkäufe stehen und raste nach Hause, wo tatsächlich alles kopfstand.«
    »Was war denn los?«, fragte Erica mit großen Augen.
    »Pass auf! Er hatte die Windeln nicht gefunden und fälschlicherweise meine Binden für Lottas Windeln gehalten. Als ich ankam, versuchte er gerade, sie mit Klebeband zu befestigen.«
    »Nee!«, staunte Erica und stimmte in Kristinas Lachen ein.
    »Er hat es noch früh genug gelernt. Lars war ein guter Vater fürLotta und Patrik, anders kann ich es nicht sagen. Aber es waren andere Zeiten.«
    »Apropos andere Zeiten.« Erica ergriff die Gelegenheit, auf das Thema zu sprechen zu kommen, das sie hergeführt hatte. »Ich beschäftige mich gerade mit dem Leben meiner Mutter, vor allem mit ihrer Jugend und so, weil ich auf dem Dachboden einige alte Sachen gefunden habe, unter anderem Tagebücher, und da … bin ich ziemlich ins Grübeln gekommen.«
    »Tagebücher?« Kristina starrte Erica an. »Was stand in denen?« Der Ton war streng. Erica sah ihre Schwiegermutter erstaunt an.
    »Leider nichts besonders Interessantes. Die typischen Gedanken von jungen Mädchen. Das Lustige ist jedoch, dass einiges über ihre damaligen Freunde darin steht. Erik Frankel, Britta Johansson und Frans Ringholm. Und nun sind zwei von ihnen innerhalb von wenigen Monaten ermordet worden. Es könnte Zufall sein, aber ein bisschen merkwürdig ist es schon.«
    Kristina riss die Augen auf. »Ist Britta tot?« Offenbar fiel es ihr schwer, die Information zu verarbeiten.
    »Ja, hast du davon nichts gehört? Ist der Buschfunk noch nicht zu dir durchgedrungen? Ihre Tochter hat sie vor zwei Tagen tot aufgefunden, und es scheint, als wäre sie erstickt worden. Ihr Mann behauptet jedoch, er habe sie umgebracht.«
    »Erik und Britta sind also beide tot?« Hinter Kristinas Stirn schienen die Gedanken zu rasen.
    »Kanntest du sie?«, fragte Erica neugierig.
    »Nein.« Kristina schüttelte entschieden den Kopf. »Nur aus Elsys Erzählungen.«
    »Was hat sie denn erzählt?« Eifrig beugte sich Erica über den Tisch. »Genau deshalb bin ich hierhergekommen. Weil du so lange mit meiner Mutter befreundet warst. Ich dachte mir, wenn jemand etwas über sie weiß, dann du. Was hat sie über diese Jahre berichtet? Warum hat sie 1944 so plötzlich aufgehört, Tagebuch zu schreiben? Oder gibt es irgendwo noch mehr? Hat sie darüber gesprochen? Im letzten Tagebuch erwähnt sie, dass ein norwegischer Widerstandskämpfer zu ihnen gekommen ist, ein Hans Olavsen. Ich habe Zeitungsausschnitte gefunden, ausdenen hervorzugehen scheint, dass die vier eine ganze Menge mit ihm unternommen haben. Was ist aus ihm geworden?« Die Fragen sprudelten Erica so schnell aus dem Mund, dass sie selbst kaum mitkam.
    Kristina saß ihr schweigend gegenüber. Ihr Gesicht war verschlossen.
    »Ich kann deine Fragen nicht beantworten, Erica«, wisperte sie, »es geht einfach nicht. Ich kann dir nur sagen, wo Hans Olavsen abgeblieben ist. Elsy hat mir erzählt, dass er kurz nach Kriegsende zurück nach Norwegen gegangen ist. Sie hat ihn nie wiedergesehen.«
    »Waren sie …« Erica zögerte. Sie wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte. »Hat sie ihn geliebt?«
    Kristina blieb lange stumm. Sie nestelte an der Wachsdecke herum und überlegte sich ihre Antwort gut. Schließlich sah sie Erica ins Gesicht.
    »Ja«, sagte sie. »Sie hat ihn geliebt.«
    Es war ein herrlicher Tag. So etwas war ihm schon lange nicht mehr aufgefallen. Dass manche Tage schöner waren als andere. Aber dieser hier war es wirklich. Zwischen Sommer und Herbst. Ein warmer, milder Wind. Das Licht hatte die Schärfe des Sommers

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