Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
Vom Netzwerk:
die Nummer. Er griff nach dem Hörer und gab die Ziffern ein, musste aber noch einmal wählen, weil er beim ersten Mal die Vorwahl von Norwegen vergessen hatte. Dass er den Mann an einem Samstagvormittag störte, bekümmerte ihn wenig. Solche Skrupel konnte man sich als Journalist nicht leisten.
    Nachdem er einige Sekunden ungeduldig gewartet hatte, ging am anderen Ende der Leitung endlich jemand an den Apparat. Kjell brachte sein Anliegen zum Ausdruck und erklärte, dass er einen Mann mit Namen Hans Olavsen suchte, der während des Krieges im Widerstand gewesen und im letzten Kriegsjahr nach Schweden geflohen war.
    »Spontan sagt Ihnen der Name also nichts?« Enttäuscht kritzelte Kjell Kreise auf seinen Block. Ein Teil von ihm hatte gehofft, beim ersten Versuch einen Fang zu machen.
    »Ich weiß, dass wir hier von Tausenden reden, die aktiv gekämpft haben. Gibt es denn keine Möglichkeit …?«
    Er bekam einen langen Vortrag über die Organisation der Bewegung zu hören und machte sich fieberhaft Notizen. Das Thema war zweifellos interessant, vor allem, da neue rechtsradikale Gruppen sein Spezialgebiet waren, aber er durfte jetzt nicht aus dem Blick verlieren, wonach er eigentlich suchte.
    »Gibt es irgendwo ein Archiv mit den Namen der Mitglieder?«
    »Okay, gewisse Angaben wurden also festgehalten …«
    »Könnten Sie möglicherweise nachsehen, ob dort etwas über einen Hans Olavsen und seinen heutigen Aufenthaltsort steht?«
    »Vielen Dank! Er kam 1944 nach Schweden, genauer gesagt nach Fjällbacka, falls Ihnen das bei Ihren Nachforschungen nützt.«
    Zufrieden legte Kjell auf. Er hatte zwar nicht, wie erhofft, etwasKonkretes erfahren, aber wenn irgendjemand eine Information über Hans Olavsen ausgraben konnte, dann der Mann, mit dem er eben gesprochen hatte.
    Eine Sache konnte er in der Zwischenzeit selbst tun. Vielleicht würde er in der Bibliothek von Fjällbacka noch mehr über den Norweger erfahren. Er sah auf die Uhr. Wenn er gleich losfuhr, schaffte er es noch, bevor sie schlossen. Er schnappte sich seine Jacke, schaltete den Computer ab und verließ die Redaktion.
    Viele Kilometer entfernt hatte Eskil Halvorsen bereits begonnen, nach dem Widerstandskämpfer Hans Olavsen zu forschen.
    Im Auto hielt Maja krampfhaft die Puppe fest. Erica war immer noch ein wenig gerührt über die freundliche Geste der alten Dame und freute sich über die offensichtliche und unmittelbare Verliebtheit, die Maja beim Anblick der Puppe erfasst hatte.
    »Was für eine süße alte Frau«, sagte sie zu Patrik, doch der nickte nur, weil er sich verbissen durch den unübersichtlichen Verkehr von Göteborg kämpfte, der nur aus Einbahnstraßen und klingelnden Straßenbahnen zu bestehen schien, die dauernd aus dem Nichts auftauchten.
    »Wo sollen wir parken?« Er sah sich suchend um.
    »Dort ist eine Lücke«, sagte Erica, und Patrik folgte ihren Anweisungen.
    »Es ist wohl besser, wenn ihr beide nicht mit in den Laden kommt.« Sie hievte den Kinderwagen aus dem Kofferraum. »Eine Antiquitätenhandlung ist bestimmt nicht der richtige Ort für unsere kleine Patschhand.«
    »Da hast du recht.« Patrik setzte Maja in den Buggy. »Die Süße und ich gehen so lange spazieren. Aber nachher musst du mir alles erzählen.«
    »Versprochen.« Erica winkte Maja zum Abschied und suchte die Adresse, die ihr am Telefon genannt worden war. Sie fand den Laden im Stadtteil Guldheden auf Anhieb. An der Tür bimmelte ein Glöckchen, als sie eintrat, und ein schmächtiger kleiner Mann kam mit wippendem Bart hinter einem Vorhang hervor.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er höflich und erwartungsvoll.
    »Guten Tag, ich bin Erica Falck, wir haben telefoniert.« Sie ging auf ihn zu und reichte ihm die Hand.
    »Enchanté«, erwiderte er, nahm ihre Hand und hauchte zu ihrem großen Erstaunen einen Kuss darauf. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt einen Handkuss bekommen hatte. Falls es überhaupt schon einmal vorgekommen war.
    »Sie besitzen einen Orden, über den Sie etwas mehr erfahren möchten, nicht wahr? Kommen Sie herein, dann können wir uns setzen, solange ich ihn mir ansehe.« Er hielt ihr den Vorhang auf, und sie musste den Kopf einziehen, um durch den ungewöhnlich niedrigen Türrahmen zu gelangen. Dahinter blieb sie verblüfft stehen. Jeder Millimeter Wand in dem dunklen Verschlag war mit russischen Ikonen bedeckt. Ansonsten passten nur noch ein kleiner Tisch und zwei Stühle hinein.
    »Meine Leidenschaft«, sagte der Mann, der

Weitere Kostenlose Bücher