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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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deprimiert, weil sie sich von dem Orden viel mehr versprochen hatte. Sie wusste, dass Patrik nach dem misslungenen Versuch, etwas über die Überweisungen herauszufinden, ähnlich zumute war. Aber keiner von ihnen hatte aufgegeben. Patrik hoffte nach wie vor, dass Wilhem Fridén ein Anhaltspunkt sein könnte, und sie selbst war fest entschlossen, weiter nach der Herkunft des Ordens zu forschen.
    Sie hatte sich ins Arbeitszimmer gesetzt, um zu schreiben, konnte sich aber nicht auf das Buch konzentrieren. Zu viele Dinge rasten ihr durch den Kopf. Sie griff in die Dumlekola-Tüte und ließ die Schokolade genüsslich im Mund schmelzen. Bald würde sie damit aufhören müssen, aber in der letzten Zeit war so viel los gewesen, dass sie sich die Süßigkeiten einfach gönnen musste. Sie würde eins nach dem anderen angehen. Schließlich war es ihr im Frühjahr vor der Hochzeit gelungen, aus reiner Willenskraft abzunehmen. Sie würde es auch noch einmal schaffen. Aber nicht heute.
    »Erica!« Patriks Stimme von unten. Sie stand auf und stellte sich oben an die Treppe, um zu hören, was er wollte.
    »Karin hat angerufen. Maja und ich gehen eine Runde mit ihr und Ludde spazieren.«
    »Okay«, brummte Erica mit dem Schokobonbon im Mund. Dann setzte sie sich wieder an den Computer. Sie wusste noch immer nicht genau, was sie von der Sache halten sollte. Von diesenSpaziergängen. Karin hatte zwar einen sympathischen Eindruck gemacht, sie waren schon eine ganze Weile getrennt, und Erica war fest überzeugt, dass die Geschichte zumindest für Patrik restlos abgehakt war. Aber trotzdem. Es war ein seltsames Gefühl, ihn zu seiner Exfrau gehen zu lassen. Die hatte doch auch mit ihm geschlafen. Erica schüttelte sich, um die Bilder zu verscheuchen, die sich auf ihrer Netzhaut abzeichneten, und tröstete sich mit noch einem Dumle. Nun musste sie sich aber zusammenreißen. Sie war doch sonst nicht eifersüchtig.
    Um sich abzulenken, surfte sie eine Weile im Internet. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Erwartungsvoll gab sie Ignoto milite ein. Sofort erschienen einige Treffer. Sie klickte den obersten an und las interessiert, was dort stand. Nun wusste sie wieder, warum ihr der Begriff so bekannt vorgekommen war. Eine Klassenfahrt nach Paris hatte vor ewigen Zeiten sie und einige andere, mäßig begeisterte Französischschüler zum Triumphbogen geführt. Und zum Grab des unbekannten Soldaten. Ignoto milite bedeutete ganz einfach der unbekannte Soldat.
    Erica runzelte die Stirn. Die Gedanken liefen in ihrem Kopf wie wild durcheinander und wurden zu Fragen. War es Zufall, dass Erik Frankel die Worte auf seinen Block gekritzelt hatte? Oder hatte es eine Bedeutung, und wenn ja, welche? Sie las weiter, fand aber nichts Nützliches mehr und schloss die Suchmaschine. Beim dritten Schokobonbon legte sie die Füße auf den Schreibtisch und überlegte, wie sie nun vorgehen sollte. Kurz bevor sie das letzte bisschen Dumlekola heruntergeschluckt hatte, kam ihr eine Idee. Es gab jemand, der vielleicht etwas wusste. Es war etwas weit hergeholt, aber … Sie eilte ins Erdgeschoss, schnappte sich den Autoschlüssel von der Ablage im Flur und machte sich auf den Weg nach Uddevalla.
    Fünfundvierzig Minuten später blieb sie auf dem Parkplatz im Auto sitzen, weil ihr klar wurde, dass sie keinen guten Plan hatte. Es war relativ einfach gewesen, telefonisch herauszubekommen, in welcher Abteilung des Krankenhauses von Uddevalla Herman lag, aber sie hatte keine Ahnung, ob es schwierig war, zu ihm vorzudringen. Irgendeine Lösung würde sich schon finden. Sie musste eben improvisieren. Sicherheitshalber ging sie bei demLaden im Eingangsbereich vorbei und kaufte einen großen Blumenstrauß. Sie nahm den Fahrstuhl, stieg auf der richtigen Etage aus und marschierte wild entschlossen in die Abteilung. Niemand schien Notiz von ihr zu nehmen. Erica schielte zu den Zimmernummern. Fünfunddreißig. Da sollte er liegen. Nun brauchte sie nur noch zu hoffen, dass er allein war und nicht die Töchter zu Besuch hatte, denn sonst kam sie in Teufels Küche.
    Erica holte tief Luft und drückte vorsichtig die Tür auf. Erleichtert atmete sie wieder aus. Kein Besuch. Sie trat ein und machte die Tür leise wieder zu. Herman lag in einem Zweibettzimmer, aber der andere Mann schien tief zu schlafen. Herman dagegen hatte die Arme seitlich vom Körper ausgestreckt und starrte an die Decke.
    »Guten Tag, Herman«, sagte Erica sanft und zog sich einen Stuhl an sein Bett. »Vielleicht

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