Engel aus Eis
fester, und dann ließ sie ihn los.
»Wollen wir diesen Tisch ein wenig in Ordnung bringen? Mama wird nicht erfreut sein, wenn sie sieht, was du hier angerichtet hast.«
Sie lachte, und er lächelte unwillkürlich zurück.
»Ich falte die Fächer, und du legst das Besteck hin. Das ist bestimmt besser so.« Sie zeigte auf die Serviettenfetzen, die wie Konfetti auf dem Tisch verteilt waren, und zwinkerte ihm zu.
»Es wird das Beste sein.« Er lächelte seine Tochter dankbar an.
»Wann wollten sie denn kommen?«, rief Patrik von oben aus dem Schlafzimmer, wo er sich auf Ericas Aufforderung etwas Passenderes als Jeans und T-Shirt anzog. Sein Einwand: »Es kommen doch nur deine Schwester und Dan!«, hatte keinerlei Wirkung gezeigt. Sie hatten Gäste zum Essen eingeladen, und es war Freitagabend, basta. Ein bisschen Stil musste schließlich sein.
Erica öffnete den Backofen und betrachtete das Schweinefilet im Teigmantel. Um ihr schlechtes Gewissen zu besänftigen, weil sie Patrik gestern so beschimpft hatte, bereitete sie zur Wiedergutmachung sein Lieblingsgericht zu: Schweinefilet in Blätterteig mit Portweinsauce und Kartoffelbrei. Dieses Essen hatte sie auch an dem Abend gekocht, als sie ihn zum ersten Mal zu sich nach Hause einlud. Es war der erste Abend, an dem sie … Kichernd schloss sie den Backofen wieder. Das war alles so weit weg, obwohl erst ein paar Jahre vergangen waren. Sie liebte Patrik heiß und innig, aber es war erstaunlich, wie schnell der Alltag und das Leben mit einem Kleinkind die Lust abtöteten, sich fünfmal hintereinander zu lieben, so wie in dieser ersten Nacht. Mittlerweile wurde sie allein beim Gedanken an so viel Aktivität im Bett müde. Einmal in der Woche war schon eine Leistung.
»Sie sind in einer halben Stunde hier«, rief sie nach oben und machte sich an die Zubereitung der Sauce. Sie selbst hatte sich bereits umgezogen und trug eine schwarze Hose und eine lila Bluse, ein Lieblingsstück, das noch aus ihrer Zeit in Stockholm stammte, wo sie eine wunderbare Auswahl zwischen lauter tollen Boutiquen gehabt hatte. Sicherheitshalber hatte sie sich eine Schürze umgebunden. Patrik stieß einen anerkennenden Pfiff aus, als er die Treppe herunterkam.
»Was sehen meine müden Augen da? Eine Offenbarung! Ein göttliches und glamouröses Wesen, das aber trotzdem einen hausbackenen Touch von Kulinarität ausstrahlt.«
»Das Wort Kulinarität gibt es nicht.« Erica lachte, als Patrik ihren Nacken küsste.
»Doch, seit eben.« Er zwinkerte. Dann trat er einen Schritt zurück und machte eine Pirouette.
»Kann ich damit vor dir bestehen, oder muss ich mich noch mal umziehen?«
»Das klingt ja, als wäre ich der reinste Hausdrache.« Erica machte absichtlich ein besonders strenges Gesicht, aber dann lachte sie. »Du bist eine Zierde für unser Haus. Wenn du jetzt noch den Tisch decken würdest, wüsste ich wieder, warum ich dich geheiratet habe.«
»Tisch decken. Betrachte den Auftrag als erledigt.«
Eine halbe Stunde später, als es um Punkt sieben klingelte, war das Essen fertig und der Tisch gedeckt. Anna und Dan standen mit Emma und Adrian vor der Tür, die sofort ins Haus rannten und dabei laut nach Maja riefen.
»Wer ist denn dieser gutaussehende Typ?«, fragte Anna. »Wie bist du Patrik losgeworden? Es war wirklich eine kluge Entscheidung, ihn gegen dieses Prachtexemplar einzutauschen.«
Patrik umarmte Anna. »Schön, dich zu sehen, liebe Schwägerin … Wie geht es denn unseren Turteltauben? Erica und ich betrachten es als Ehre, dass ihr euch für eine Weile vom Schlafzimmer loseisen konntet, um uns in unserer bescheidenen Hütte zu besuchen.«
»Pah!« Anna errötete und versetzte Patrik einen sanften Schlag auf die Brust, doch der Blick, den sie daraufhin Dan zuwarf, bewies Patrik, dass er voll ins Schwarze getroffen hatte.
Sie verlebten einen sehr netten Abend zusammen. Emma und Adrian beschäftigten sich fröhlich mit Maja, bis diese ins Bett musste, und fielen dann selbst in je einer Sofaecke in den Schlaf. Das Essen bekam das Lob, das es verdiente, der Wein war gut und floss in Strömen, und Erica genoss es, einfach mit ihrer Schwester und Dan bei einem ganz normalen Abendessen zusammenzusitzen. Ganz ohne dunkle Wolken am Horizont. Kein Gedanke an all das, was hinter ihnen lag. Nur harmloses Geplauder und liebevolle Kabbeleien.
Plötzlich wurde die entspannte Stimmung von Dans zornig klingelndem Handy unterbrochen.
»Entschuldigt bitte, ich sehe nur mal nach, wer um
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