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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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Nichts tat so weh wie ein gebrochenes Teenagerherz. Sie hatten das auch durchgemacht und konnten gut verstehen, warum man unter diesen Umständen der Versuchung nachgab, seinen Kummer in viel zu viel Rotwein zu ertränken. Allerdings spendete der nur sehr vorübergehenden Trost. Morgen würde es Belinda wahrscheinlich noch schlechter gehen, auch das wussten sie aus bitterer Erfahrung. Aber jetzt blieb ihnen nichts anderes übrig, als sie ins Bett zu bringen. Um den Rest würden sie sich morgen kümmern.
    Mit der Hand an der Klinke wog Mellberg das Für und Wider ab. Er spürte deutlich, dass das Wider um Längen besser abschnitt, und trotzdem hatten ihn zwei Gründe hierher geführt. Erstens hatte er an einem Freitagabend nichts Besseres vor. Zweitens sah er nur noch Ritas dunkle Augen vor sich. Er fragte sich allerdings noch immer, ob diese zwei Argumente stark genug waren, um etwas so abartig Lächerliches wie einen Salsakurs zu besuchen. Dort gingen bestimmt nur verzweifelte Weiber hin, die sich Hoffnung machten, jemanden abschleppen zu können. Wie armselig. Er war kurz davor, auf dem Absatz kehrtzumachen, sich an der Tankstelle eine Tüte Chips zu holen und sich zu Hause gemütlich eine Folge seiner liebsten Comedy-Sendung Full fry s anzugucken. Schon beim Gedanken daran wieherte er vor Lachen. Stefan und Krister hatten wirklich Ahnung von Humor. Mellberg hatte sich gerade für Plan B entschieden, als die Tür aufgerissen wurde.
    »Bertil! Wie schön, dass du gekommen bist! Komm rein, es geht gleich los.« Bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte Rita ihnbei der Hand genommen und in den Gymnastiksaal gezogen. Lateinamerikanische Rhythmen dröhnten aus einer Anlage auf dem Fußboden, und vier Paare blickten ihn neugierig an. Ganz normale Paare, konstatierte Mellberg verwundert, und seine Angst, von einem Rudel gieriger und läufiger Hündinnen in Stücke gerissen zu werden, ebbte ab.
    »Wir tanzen zusammen und machen es den anderen vor.« Entschlossen zog ihn Rita in die Mitte des Raumes. Sie stellte sich ihm gegenüber, ergriff seine linke Hand und legte sich die rechte um die Taille. Mellberg musste sich beherrschen, um nicht lustvoll in ihren herrlichen Speck zu kneifen. Warum manche Männer lieber Knochen in der Hand hatten, konnte er überhaupt nicht nachvollziehen.
    »Konzentration, Bertil«, sagte Rita streng. Mellberg streckte sich. »Schaut genau hin, wie Bertil und ich es machen. Für die Damen: rechter Fuß nach vorn, das Gewicht auf den linken Fuß verlagern und rechter Fuß zurück. Die Herren machen es genau umgekehrt: den linken Fuß vor, Gewicht nach rechts und den linken Fuß wieder zurück. Wir machen den Schritt, bis er sitzt.«
    Mellberg bemühte sich, zumindest theoretisch nachzuvollziehen, was sie meinte, aber sein Gehirn schien sogar die grundlegende Information gelöscht zu haben, welches sein rechter Fuß war. Zum Glück war Rita eine gute Lehrerin. Mit energischen Bewegungen lenkte sie seine Schritte, und nach einer Weile hatte er den Dreh raus.
    »Und jetzt … nehmen wir die Hüften mit dazu.« Rita blickte ihre Schüler herausfordernd an. »Ihr Schweden seid so steif, aber bei Salsa geht es um Bewegung, der Körper muss weich und gefügig sein.«
    Sie demonstrierte, was sie meinte, indem sie ihre Mitte zur Musik wie eine Welle vor- und zurückfließen ließ. Mellberg war fasziniert. Es sah so leicht aus. Fest entschlossen, Eindruck bei ihr zu schinden, versuchte er, ihre Bewegungen nachzuahmen, während er sich gleichzeitig so vor- und zurückbewegte, wie er es vorhin gelernt hatte. Den Schritt beherrschte er schließlich aus dem Effeff! Doch plötzlich funktionierte gar nichts mehr. Seine Hüften fühlten sich an, als wären sie operativ versteift worden,und jeglicher Versuch, ihre Bewegungen mit den Schritten zu koordinieren, führte zum totalen Kurzschluss. Frustriert blieb er stehen. Zu allem Übel fiel ihm nun auch noch das Haar über das linke Ohr. Hastig strich er es zurück und betete, dass niemand das Malheur beobachtet hatte, doch ein kicherndes Pärchen machte seine Hoffnung zunichte.
    »Ich weiß, es ist schwer. Man braucht eben Übung, Bertil!« Rita sah ihn aufmunternd an und ermahnte ihn, nicht aufzugeben. »Hör auf die Musik, hör einfach zu. Und dann lässt du deinen Körper mitmachen. Achte nicht auf deine Füße, sieh mich an! Bei der Salsa muss man der Frau immer in die Augen gucken. Es ist der Tanz der Liebe und der Leidenschaft.«
    Sie hielt seinen Blick fest,

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