Engel aus Eis
fördern und um den er sich in vielerlei Hinsicht kümmern musste. Diese Erkenntnis ließ ihn nachts an die Zimmerdecke starren, während sich neben ihm Pias dicker Bauch gleichmäßig hob und senkte. Er sah Mobbing und Waffen, Drogen, sexuellen Missbrauch, Kummer und Unglücksfälle vor sich. Wenn man darüber nachdachte, konnte diesem Kind, das da unterwegs war, unendlich viel zustoßen. Zum ersten Mal fragte er sich, ob er fürdiese Aufgabe wirklich reif war. Allerdings war es etwas zu spät für diese Sorgen. Das Baby würde unweigerlich kommen.
»Mann, seid ihr munter.« Paula setzte sich hin, legte die Arme auf den Tisch und sah Martin und Gösta grinsend an.
»Es sollte verboten werden, an einem Montagmorgen so viel Energie zu versprühen.« Gösta holte sich einen Becher Kaffee. Da das Wasser noch nicht ganz durchgelaufen war, tropfte es auf die Platte, doch Gösta bemerkte das anscheinend gar nicht und stellte ungerührt die Kanne wieder in die Maschine.
»Mensch, Gösta!«, sagte Paula streng, als er der Schweinerei den Rücken zukehrte und sich wieder hinsetzte. »So kannst du das doch nicht hinterlassen. Du musst die Platte abwischen.«
Gösta warf einen Blick auf die Kaffeemaschine. Offenbar fiel ihm die Kaffeepfütze auf der Arbeitsplatte erst jetzt auf. »Ach so«, muffelte er und griff widerwillig nach einem Lappen.
Martin lachte. »Schön, dass zumindest eine es schafft, dir Manieren beizubringen.«
»Typisch Frau. Ihr seid immer so pingelig.«
Paula wollte gerade eine spitze Bemerkung von sich geben, als draußen im Flur etwas ertönte, das nicht zu den Standardgeräuschen in der Dienststelle gehörte: fröhliches Kindergeplapper.
Martin reckte hoffungsvoll den Hals. »Das muss …« Bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, stand Patrik in der Tür – mit Maja auf dem Arm.
»Hallo!«
»Hallo«, erwiderte Martin erfreut. »Du hast es also nicht mehr ohne uns ausgehalten.«
Patrik lächelte. »Nun ja, die Süße hier und ich haben uns gedacht, wir gucken mal nach, ob ihr wirklich arbeitet.« Maja gurgelte ausgelassen und ruderte mit den Armen. Dann warf sie sich zurück und signalisierte, dass sie hinunterwollte. Patrik ließ ihr ihren Willen, und sie raste auf ihren wackligen Beinchen direkt auf Martin zu.
»Hallo, Maja, meine Süße. Du hast Onkel Martin gleich wiedererkannt. Wir haben doch zusammen Blumen angeschaut. Weißt du was, Maja? Onkel Martin holt dir jetzt ein paar Spielsachen.« Er stand auf und holte die Kiste, die sie in der Dienststelle bereithielten, falls jemand ein Kind mitbrachte, das für eine Weile abgelenkt werden musste. Maja war außer sich vor Freude über die Schatzkiste voller lustiger und wunderbarer Dinge, die wenige Minuten später in der Küche auftauchte.
»Danke, Martin«, sagte Patrik. Er schenkte sich einen Kaffee ein und setzte sich. »Wie läuft es denn bei euch?« Beim ersten Schluck verzog er das Gesicht. Offenbar hatte er schon nach einer Woche vergessen, wie grässlich der Kaffee bei der Polizei schmeckte.
»Ein bisschen zäh«, antwortete Martin. »Aber wir haben einige Anhaltspunkte.« Er berichtete von ihren Gesprächen mit Frans Ringholm und Erik Frankel. Patrik nickte.
»Am Freitag hat Gösta die Finger- und Fußabdrücke von dem einen Jungen genommen. Jetzt müssen wir nur noch die Abdrücke von dem anderen Jungen nehmen, dann können wir ihre Spuren von den Ermittlungen ausschließen.«
»Hat er etwas Interessantes gesagt?«, fragte Patrik. »Warum sind sie überhaupt bei den Brüdern Frankel eingebrochen? Habt ihr etwas herausgefunden, womit wir weiterarbeiten können?«
»Ich habe nichts Hilfreiches aus ihm herausbekommen«, sagte Gösta mürrisch. Er hatte das Gefühl, Patrik würde seine Arbeitsweise in Frage stellen, und das schätzte er gar nicht. Andererseits setzten Patriks Fragen in seinem Gehirn etwas in Bewegung. Da oben rührte sich irgendetwas, aber noch war es nicht greifbar. Vielleicht bildete er es sich auch nur ein. Außerdem wäre es Wasser auf Patriks Mühlen gewesen, wenn er jetzt den Mund aufgemacht hätte.
»Summa summarum treten wir im Moment ein wenig auf der Stelle. Unsere einzige interessante Verbindung ist die zu Schwedens Freunden . Andere Feinde scheint Erik Frankel nicht gehabt zu haben. Wir haben bei niemand sonst ein mögliches Motiv gefunden, ihn umzubringen.«
»Habt ihr seine Konten überprüft? Vielleicht findet sich dort eine Spur.« Patrik dachte laut nach.
Martin schüttelte den Kopf. Wie
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