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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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sollte. Nicht belastet von den Banalitäten des Alltags. Nur ein wechselseitiger Austausch von Zärtlichkeit, Liebe und guten Gesprächen. Wenn es gerade passte.
    Als es an der Tür klopfte, stellte Viola die Gießkanne ab und trocknete sich mit dem Blusenärmel die Tränen. Sie atmete tief durch, warf einen letzten Blick auf ihre Pelargonien, um ein wenig Kraft zu tanken, und machte die Tür auf.

Fjällbacka 1943
    B eruhige dich, Britta … Was ist denn passiert? Ist er wieder betrunken?« Elsy strich der Freundin, die neben ihr auf dem Bett saß, sanft über den Rücken. Britta nickte. Sie wollte etwas sagen, bekam aber nur ein Schluchzen heraus. Elsy zog sie an sich und streichelte sie.
    »Ganz ruhig, bald kannst du ausziehen. Such dir irgendwo eine Stelle. Dann hast du das Elend hinter dir.«
    »Und dann gehe ich … nie wieder nach Hause«, heulte Britta an Elsys Brust.
    Elsys Bluse wurde vorn ganz nass, aber das machte ihr nichts aus.
    »War er wieder so gemein zu deiner Mutter?«
    Britta nickte. »Er hat sie ins Gesicht geschlagen. Mehr habe ich nicht gesehen, weil ich weggelaufen bin. Wenn ich doch nur ein Junge wäre! Ich würde ihn verdreschen, bis ihm Hören und Sehen vergeht.«
    »Es wäre doch zu schade um dein schönes Gesicht, wenn du ein Junge wärst«, lachte Elsy. Sie kannte ihre Freundin gut genug, um zu wissen, dass eine kleine Schmeichelei sie aufmuntern würde.
    »Hm …« Das Schluchzen wurde leiser. »Aber meine kleinen Geschwister tun mir leid.«
    »Du kannst nicht viel tun.« Elsy sah die drei jüngeren Geschwister von Britta vor sich. Die Wut über all das, was Brittas Vater Tord seiner Familie angetan hatte, schnürte ihr den Halszu. Er war ein berüchtigter Trinker und verprügelte – wie jeder in Fjällbacka wusste – mehrmals in der Woche seine Frau Rut, ein verschüchtertes Wesen, das seine blauen Flecke unter einem Kopftuch verbarg. Hin und wieder bekamen auch die Kinder etwas ab, doch die meisten Schläge bezogen Brittas Brüder. Sie und ihre kleine Schwester kamen glimpflicher davon.
    »Ich wünschte, er würde sterben. Im Suff ins Wasser fallen und ertrinken«, wisperte Britta.
    Elsy drückte sie noch fester an sich. »So etwas darfst du nicht sagen, Britta. Nicht einmal denken. Mit Gottes Hilfe wird sich auch so eine Lösung finden. Irgendwie. Ohne dass du dafür die Sünde auf dich nehmen musst, ihm den Tod an den Hals zu wünschen.«
    »Gott?«, erwiderte Britta verbittert. »Der hat den Weg zu uns noch nicht gefunden. Obwohl Mutter und ich jeden Sonntag beten. Viel hat ihr das nicht genützt. Du kannst leicht über Gott reden. Deine Eltern sind so nett, und du hast keine lästigen Geschwister, um die du dich kümmern musst.« Brittas Stimme konnte ihre abgrundtiefe Unzufriedenheit nicht verhehlen.
    Elsy lockerte ihren Griff und sagte freundlich, aber nicht ohne eine gewisse Schärfe: »Wir haben es auch nicht immer leicht. Meine Mutter macht sich große Sorgen, weil Vater von Tag zu Tag dünner wird. Seit die Öckerö torpediert wurde, glaubt sie, jede Reise könnte seine letzte sein. Manchmal ertappe ich sie, wie sie am Fenster steht und aufs Wasser starrt, als wollte sie es beschwören, Vater nach Hause zu bringen.«
    »Es ist trotzdem nicht das Gleiche«, schluchzte Britta jämmerlich.
    »Natürlich ist es das nicht, ich meinte doch nur … ach, vergiss es.« Elsy wusste, dass dieses Gespräch sinnlos war. Sie kannte Britta von klein auf und mochte sie wegen der guten Seiten, die sie ganz bestimmt hatte, die aber manchmal schwer zu erkennen waren. Britta neigte dazu, nur um sich zu kreisen, und vergaß leicht, dass andere Leute auch Probleme hatten.
    Sie hörten Schritte auf der Treppe. Britta setzte sich hastig auf und wischte sich die Tränen ab.
    »Du hast Besuch«, sagte Hilma reserviert. Hinter ihr tauchten Frans und Erik auf.
    »Hallo!«
    Elsy sah ihrer Mutter an, dass ihr dieser Besuch nicht gefiel. »Vergiss nicht, dass du bald mit der Wäsche zu Östermans musst. So in zehn Minuten. Du weißt, dass Vater jeden Augenblick nach Hause kommen kann!«
    Sie ging die Treppe hinunter, und Frans und Erik ließen sich in Ermangelung anderer Sitzgelegenheiten auf dem Fußboden nieder.
    »Sie scheint etwas dagegen zu haben, dass wir dich hier besuchen«, sagte Frans.
    »Meine Mutter ist der Meinung, dass die Leute sich nicht mischen sollen«, erwiderte Elsy. »Ihr seid ja angeblich feine Leute, wie auch immer sie zu dieser Ansicht kommt.« Sie grinste frech, und Frans

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