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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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Lasse Anrell bekommen. Hin und wieder soll man sie mit etwas Urin düngen, das hat vor allem auf die schüchternen Exemplare eine enorme Wirkung.«
    »Lasse Anrell?«, wiederholte Martin. »Der Sportkommentator aus dem Aftonbladet ? Und von TV 4? Was hat der mit Pelargonien am Hut?«
    Eine so dumme Frage würdigte Viola nicht einmal einer Antwort. Für sie war Lasse in erster Linie ein Pelargonienexperte. Dass er nebenher als Sportjournalist tätig war, ließ sie kalt.
    Patrik räusperte sich. »Wir haben gehört, dass Sie und Erik Frankel sich regelmäßig trafen.« Er zögerte. »Ich … ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen.«
    »Danke.« Viola blickte in ihre Kaffeetasse. »Ja, wir haben uns getroffen, Erik hat manchmal bei mir übernachtet, ungefähr zweimal im Monat.«
    »Wie haben Sie sich kennengelernt?«, fragte Paula. Wenn man die grundverschiedenen Wohnungen dieser beiden Menschen gesehen hatte, konnte man sich nur schwer vorstellen, wie sie aufeinandergestoßen waren.
    Viola lächelte. Paula fiel auf, dass sich zwei charmante Grübchen in ihrem Gesicht abzeichneten.
    »Vor einigen Jahren hielt Erik einen Vortrag in der Bibliothek. Wann mag das gewesen sein? Vor vier Jahren? Es ging um Bohuslän und den Zweiten Weltkrieg. Hinterher kamen wir ins Gespräch und … dann hat eins zum anderen geführt.« Sie lächelte, als sie daran zurückdachte.
    »Haben Sie sich nie bei ihm zu Hause getroffen?« Martin griff nach den Keksen.
    »Nein, Erik fand es hier ruhiger. Er bewohnte das Haus ja zusammen mit seinem Bruder, und auch wenn Axel oft verreist war … nein, er kam lieber hierher.«
    »Hat er jemals einen Drohbrief erwähnt?«, fragte Patrik.
    Viola schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nie. Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen … ich meine, warum sollte irgendjemand Erik drohen, einem pensionierten Geschichtslehrer? Der Gedanke ist völlig absurd.«
    »Tatsache ist jedoch, dass ihm gedroht wurde, wenn auch nur indirekt. Aufgrund seines Interesses am Zweiten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus. Manche Organisationen haben es nicht gerne, dass man ein Bild der Vergangenheit zeichnet, das nicht mit ihrem eigenen übereinstimmt.«
    »Erik hat kein Bild der Vergangenheit gezeichnet, wie Sie das so lässig ausdrücken.« In Violas Augen blitzte plötzlich Zorn auf. »Er war ein echter Historiker, der großen Wert auf Genauigkeit legte und penibel darauf achtete, die Wahrheit korrekt darzustellen und nicht so, wie sich das der eine oder andere vielleicht gewünscht hätte. Erik hat nicht gezeichnet, er hat ein Puzzle zusammengesetzt. Ganz langsam hat er Stück für Stück die Vergangenheit rekonstruiert. Ein Stück blauer Himmel hier und ein Teil von einer grünen Wiese dort, bis er seinen Mitmenschen das Ergebnis präsentieren konnte. Nicht, dass die Arbeit jemals beendet gewesen wäre«, nun lag wieder der sanfte Schimmer in ihren Augen, »denn ein Historiker ist nie fertig. Man kann immer noch mehr Einzelheiten und noch mehr Wahrheit finden.«
    »Warum interessierte er sich so brennend für den Zweiten Weltkrieg?«, fragte Paula.
    »Woher kommen Interessen überhaupt? Wieso sind es bei mir ausgerechnet Pelargonien und nicht Rosen?« Viola breitete die Arme aus, machte aber ein nachdenkliches Gesicht dabei. »Allerdings braucht man in Eriks Fall wahrscheinlich kein Einstein zu sein, um diese Frage zu beantworten. Die Erlebnisse seines Bruders während des Zweiten Weltkriegs haben ihn mehr geprägt als alles andere, glaube ich. Er hat nie mit mir darüber gesprochen, aber ich habe es zwischen den Zeilen herausgehört. Das Schicksal seines Bruders hat er nur ein einziges Mal erwähnt. Es war übrigens auch das einzige Mal, dass Erik in meinem Beisein zu viel getrunken hat. Bei unserer letzten Begegnung.« Ihre Stimme überschlug sich, und sie brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln. »Erik klingelte unangekündigt an meiner Tür, allein das war ungewöhnlich, und er war spürbar angetrunken, was noch weniger zu ihm passte. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Er ging sofort an meinen Spirituosenschrank und schenkte sich einen großen Whisky ein. Dann setzte er sich aufs Sofa und fing an zu reden. Dabei schüttete er sich den Whisky hinein. Ich habe nicht viel verstanden, es hörte sich an wie das typische Geschwätz eines Betrunkenen und schien keinen Zusammenhang zu haben. Aber ich begriff, dass es um Axel ging. Um seine Erlebnisse in der Gefangenschaft. Und die Auswirkungen auf die

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