Engel aus Eis
Aufschrift »Reklame unerwünscht« und auf einem Schild stand der Name Svensson. Martin und Paula hatten die Adresse von den Kollegen in Uddevalla erhalten, die alle Aktivitäten der Organisation im Auge behielten.
Sie hatten ihr Kommen nicht telefonisch angekündigt, sondern waren davon ausgegangen, dass zu den Bürozeiten jemand da sein würde. Martin drückte auf den Klingelknopf. Hinter der Tür erklang ein schriller Ton, doch zunächst geschah gar nichts. Er wollte gerade die Hand heben, um noch einmal zu klingeln, als die Tür geöffnet wurde.
»Ja?« Ein Mann um die dreißig sah sie fragend an. Beim Anblick der Uniformen zog er die Stirn in Falten, die zu tiefen Falten wurden, als er Paula ins Gesicht sah. Einige Sekunden lang musterte er sie schweigend von oben bis unten. Am liebsten hätte sie ihm das Knie in den Schritt gerammt.
»Womit kann ich der Staatsmacht dienen?«, fragte er abfällig.
»Wir würden gerne ein paar Worte mit einem Mitglied von Schwedens Freunden wechseln. Sind wir hier richtig?«
»Klar. Kommen Sie rein.« Der Mann, der groß, blond und auf diese leicht übertrainierte Weise breit war, trat zurück und ließ sie herein.
»Martin Molin, und das ist Paula Morales. Wir sind von der Polizei Tanum.«
»Da haben Sie aber eine weite Reise hinter sich.« Der Mann ging voran in das kleine Büro. »Ich heiße Peter Lindgren.« Er setzte sich an den Schreibtisch und zeigte auf die beiden Besucherstühle.
Martin notierte sich in Gedanken den Namen und prägte sich ein, dass er ihn sofort in der Datenbank überprüfen wollte, wenn sie wieder in der Dienststelle waren. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass die Kartei irgendetwas Handfestes über den Kerl enthielt.
»Was wollen Sie überhaupt?« Peter lehnte sich zurück und legte die gefalteten Hände in den Schoß.
»Wir ermitteln im Mordfall Erik Frankel. Ist Ihnen der Name bekannt?« Paula zwang sich, ruhig zu klingen. Dieser Typ Mann machte sie vor Abscheu ganz kribblig, aber ironischerweise ging es Peter Lindgren wahrscheinlich genauso, wenn er Frauen wie sie sah.
»Sollte er?« Peter sah Martin und nicht Paula an.
»Ja, das sollte er«, erwiderte Martin. »Sie hatten … Kontakt zu ihm. Um genau zu sein, haben Sie ihm gedroht. Aber das wissen Sie vielleicht nicht?« Martins Ton war bissig.
Peter Lindgren schüttelte den Kopf. »Nein, davon habe ich keine Kenntnis. Haben Sie Beweise für diese … Drohung?« Er lächelte.
Martin hatte das Gefühl, durchsichtig zu sein. Nachdem er eine Weile gezögert hatte, sagte er: »Was wir momentan haben oder nicht haben, ist vollkommen irrelevant. Wir wissen, dass Sie Erik Frankel gedroht haben und dass ein Mann aus Ihrer Organisation, Frans Ringholm, das Opfer kannte und gewarnt hat.«
»Ich würde Frans nicht so ernst nehmen.« In Peters Augen blitzte etwas Gefährliches auf. »Er genießt hohes Ansehen in unserer … Organisation, aber er kommt langsam in die Jahre, und nun wollen wir, die neue Generation, die Führung übernehmen. Dies ist eine andere Zeit, und da gelten andere Bedingungen. Männer wie Frans verstehen manchmal die neuen Spielregeln nicht.«
»Aber Sie tun das?«, fragte Martin.
Wieder breitete Peter die Hände aus. »Man sollte wissen, wannman sich an die Regeln halten und wann man sie brechen muss. Es geht immer darum, das zu tun, was der guten Sache langfristig nützt.«
»Und die gute Sache ist in diesem Fall …?« Paula merkte selbst, wie hasserfüllt ihre Stimme klang. Ein warnender Blick von Martin bestätigte es.
»Eine bessere Gesellschaft«, antwortete Peter ruhig. »Diejenigen, die dieses Land regiert haben, haben es nicht gut verwaltet. Sie haben zugelassen, dass … fremde Kräfte zu viel Raum einnehmen. Sie haben tatenlos mit angesehen, wie das Schwedische und Reine verdrängt wurden.« Er sah Paula herausfordernd an. Sie schluckte immer wieder, um ruhig zu bleiben. Dies war weder der richtige Ort noch der geeignete Zeitpunkt. Außerdem war ihr vollkommen bewusst, dass er sie provozieren wollte.
»Wir merken, dass der Wind sich gedreht hat. Die Leute merken langsam, dass wir auf einen Abgrund zurasen, wenn wir so weitermachen und den Machthabern erlauben, alles einzureißen, was unsere Vorfahren aufgebaut haben. Wir bieten eine bessere Gesellschaft.«
»Und wie sollte … rein theoretisch … ein älterer Geschichtslehrer im Ruhestand diese bessere Gesellschaft gefährden?«
»Rein theoretisch …«, Peter faltete die Hände wieder, »… stellt er
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