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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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Waschlappen anfeuchtete. Margaretas erfreutes Juchzen, als das warme Wasser sie umschloss. Ein Geräusch zwang sie jedoch weiter an die Oberfläche. Noch näher an den Nebel, dem sie um jeden Preis ausweichen wollte. Aufwachen bedeutete womöglich, sich der trüben Macht zu überlassen, die ihren Kopf und einen Großteil ihrer Zeit erobert hatte.
    Am Ende schlug sie widerwillig die Augen auf. Eine Gestalt beugte sich über sie. Britta lächelte. Vielleicht war sie doch nicht wach. Vielleicht hielt sie den Nebel noch immer mit dem Schlaf in Schach.
    »Bist du es?« Sie betrachtete die Person. Ihr Körper war kraftlos und schwer vom Schlaf, der noch nicht vollständig von ihr gewichen war, und sie konnte sich nicht bewegen. Etwa eine Minute lang sprach keiner von beiden ein Wort. Es gab nicht viel zu sagen. Dann drängte sich die Gewissheit in Brittas angegriffenes Gehirn. Erinnerungen stiegen an die Oberfläche. Gefühle, die in Vergessenheit geraten waren, aber nun überschäumend zum Leben erwachten. Sie spürte, wie die Angst sie packte, von der das allmähliche Vergessen sie befreit hatte. Nun sah sie den Tod an ihrem Bett stehen. Ihr ganzes Wesen wehrte sich dagegen, das Leben und alles, was ihr gehörte, jetzt hinter sich lassen zu müssen. Sie klammerte sich an das Bettlaken. Nur ein Gurgeln kam über ihre spröden Lippen. Entsetzen breitete sich in ihrem Körper aus. Heftig warf sie den Kopf hin und her. Verzweifelt versuchte sie, Herman im Geiste um Hilfe zu rufen. Als könnte er ihre Gedanken lesen. Sie wusste bereits, dass es vergeblich war. Der Tod war gekommen, um sie abzuholen, bald würde die Sense niedergehen, und es gab niemanden, der ihr helfen konnte. Sie würde einsam in ihrem Bett sterben. Ohne Herman. Ohne die Mädchen. Ohne Abschied. In diesem Augenblick war aller Nebel verschwunden, und ihre Gedanken waren so klar wie schon lange nicht mehr. Die Angst in ihrer Brust ging wie ein wildes Tier mit ihr durch, und schließlich gelang es ihr, tief einzuatmen und zu schreien. Der Tod rührte sich nicht. Sah sie nur an und lächelte. Es war kein unfreundliches Lächeln, doch genau deshalb war es umso erschreckender.
    Dann beugte sich der Tod zu ihr und nahm Hermans Kissen in die Hände. Entsetzt sah Britta, wie das Weiße näher kam. Der endgültige Nebel.
    Einen Augenblick lang rebellierte ihr Körper. Der Sauerstoffmangel löste Panik aus. Der Mund wollte Luft einatmen und die Lungen damit füllen. Die Hände ließen das Laken los und fuchtelten wild umher. Sie trafen auf Widerstand. Auf Haut. Sie zerrten und kratzten, um noch ein bisschen Zeit zu erringen.
    Dann wurde es schwarz.

Grini, in der Nähe von Oslo, 1944
    Z eit zum Aufstehen!« Die Stimme des Wächters tönte durch die Baracke. »In fünf Minuten zur Inspektion auf dem Hof aufstellen!«
    Mühsam öffnete Axel ein Auge. Im ersten Moment wusste er überhaupt nicht, wo er sich befand. Im Gebäude war es dunkel, und von draußen drang so früh fast noch kein Licht herein. Trotzdem war es, verglichen mit der Einzelzelle der ersten Monate, eine Verbesserung. Die Enge und den Gestank hier zog er den langen Tagen in der Einsamkeit entschieden vor. Es gab dreitausendfünfhundert Gefangene in Grini, hatte er gehört. Das erstaunte ihn nicht. Wohin er sich auch wandte, überall waren Menschen, und alle hatten den gleichen mutlosen Ausdruck im Gesicht wie er vermutlich auch.
    Axel setzte sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Der Befehl, sich im Hof aufzustellen, kam mehrmals am Tag, immer wenn es den Wächtern behagte, und wer zu spät kam, musste auf Gottes Gnade hoffen. Trotzdem hatte er heute Schwierigkeiten, aus dem Bett zu kommen. Er hatte von Fjällbacka geträumt, oben auf dem Veddeberget gesessen, auf das Wasser geblickt und die Fischerboote beobachtet, die voll beladen mit Hering in den Hafen einfuhren. Beinahe hätte er das Kreischen der Möwen gehört, die gierig um die Masten kreisten. Eigentlich ein ungemein hässliches Geräusch, doch irgendwie gehörte es zur Seele der Stadt. Im Traum hatte er den lauen Sommerwind auf seiner Haut gespürt und gierig den Duft des Seetangs eingesogen, der manchmal bis hier oben wehte.
    Die Wirklichkeit war jedoch so rau und kalt, dass er sich nicht länger an seinen Traum klammern konnte. Er schlug die kratzige Wolldecke zurück und stellte die Füße auf den Boden. Hunger plagte ihn. Es gab zwar Essen, aber viel zu wenig und viel zu selten.
    »Ihr müsst euch beeilen«, sagte der jüngere

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