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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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zu sehen. Sie konnte es noch immer nicht genau erkennen, aber ihr erster Eindruck war, dass Brittas Gesichtsausdruck auf Wut hindeutete. Ihre Mundwinkel zeigten nach unten. Die Kinnpartie wirkte hart und verkniffen. Und der Blick. Erica war sich fast sicher. Britta sah entweder einen von ihnen, Elsy oder Frans, oder alle beide an.
    Nun blieb noch einer. Er war ungefähr im gleichen Alter wie die anderen, ebenfalls blond, doch sein gelocktes Haar war kürzer als das von Frans. Groß, aber recht schmal gebaut, und nachdenklich. Weder fröhlich noch traurig, sondern nachdenklich. Besser konnte Erica es nicht beschreiben.
    Sie las den Artikel noch einmal. Hans Olavsen war ein Mann aus der norwegischen Widerstandsbewegung, der an Bord desFischkutters Elfrida aus Norwegen geflohen war. Das Schiff stammte aus Fjällbacka. Er hatte bei Elof Moström, dem Kapitän, eine Unterkunft gefunden und feierte nach Aussage des Reporters nun gemeinsam mit seinen Freunden das Ende des Krieges.
    In Gedanken versunken, legte Erica die Fotokopie zurück auf den Stapel. Irgendetwas an der Dynamik zwischen den Jugendlichen erschien ihr … Mist, sie kam nicht drauf. Wie auch immer man es nennen wollte, Intuition oder Bauchgefühl, sie spürte einfach, dass hier die Antwort auf all ihre Fragen verborgen war. Je mehr sie herausfand, desto mehr Fragen stellte sie sich. Sie wusste, dass sie mehr über dieses Bild, die Beziehungen der Freunde untereinander und den norwegischen Widerstandskämpfer Hans Olavsen in Erfahrung bringen musste. Und es gab nur noch zwei Menschen, die sie fragen konnte. Axel Frankel und Britta Johansson. Der Weg zu Britta war kürzer. Erica musste eine Erklärung für die Wut in ihrem Blick finden. Es widerstrebte ihr zwar, die verwirrte alte Dame noch einmal aufzusuchen, aber wenn sie ihrem Mann erklären durfte, warum sie mit Britta sprechen musste, würde er sie vielleicht verstehen. Hoffentlich konnte sie noch einmal in einem klaren Moment mit ihr reden. Morgen, beschloss Erica, würde sie den Stier bei den Hörnern packen.
    Irgendetwas sagte ihr, dass Britta über die Antworten verfügte, nach denen sie suchte.

Fjällbacka 1944
    D er Krieg hatte an ihm gezehrt. Die vielen Fahrten über das Wasser, das inzwischen nicht mehr sein Freund, sondern sein Feind war. Er hatte das Meer vor der Küste von Bohuslän immer geliebt. Die Bewegungen, den Geruch und das Geräusch, wenn es am Bug hochspritzte. Doch seit Beginn des Krieges bestand zwischen ihm und der See keine freundschaftliche Beziehung mehr. Sie war feindlich. Unter ihrer Oberfläche verbargen sich gefährliche Minen, die ihn und seine Besatzung jederzeit in die Luft sprengen konnten. Und die Deutschen, die auf dem Wasser patrouillierten, waren auch nicht viel besser. Man wusste nie, was sie vorhatten. Das Meer war auf eine vollkommen andere Weise unberechenbar geworden, als sie es kannten und erwarteten. Mit Stürmen und Untiefen konnten sie umgehen, da half ihnen die Erfahrung von vielen Generationen. Und wenn die Natur die Oberhand gewann, dann trugen sie es mit Fassung und Gleichmut.
    Diese neue Unberechenbarkeit war viel schlimmer. Und wenn sie die Fahrten überlebten, gab es in den Häfen, wo sie ihre Ladung löschen und das Schiff neu beladen wollten, wieder Gefahren. Nicht zuletzt der Vorfall, als sie Axel an die Deutschen verloren, hatte ihm das ins Gedächtnis gerufen. Er starrte den Horizont an und erlaubte sich, ein paar Minuten an den Jungen zu denken. So mutig und scheinbar so unverwundbar. Nun wusste niemand, wo er war. Gerüchteweise hatte er gehört, man habe ihn nach Grini überführt, doch er wusste weder, ob dasstimmte, noch, ob er sich in dem Fall noch immer dort befand. Es wurde behauptet, einige der Gefangenen wären von Norwegen nach Deutschland verschifft worden. Vielleicht war es dem Jungen auch so ergangen. Vielleicht war er gar nicht mehr am Leben. Es war schon ein ganzes Jahr vergangen, seit die Deutschen ihn gefasst hatten, und niemand hatte ein Lebenszeichen von ihm erhalten. Man musste also das Schlimmste befürchten. Elof holte tief Luft. Manchmal traf er zufällig die Eltern des Jungen, Herrn und Frau Doktor Frankel, aber er konnte ihnen nicht in die Augen sehen. Wenn möglich, eilte er auf die andere Straßenseite und ging mit gesenktem Kopf an ihnen vorüber. In gewisser Weise hatte er das Gefühl, mehr für sie tun zu müssen. Er wusste jedoch nicht, was. Vielleicht hätte er den Jungen gar nicht mitnehmen dürfen.
    Ihm wurde

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