Engel beißt man nicht! (German Edition)
seinen Oberschenkel auf und ab, ganz dicht an seinen eng anliegenden, schwarzen Boxers vorbei. Sein Körper reagierte prompt mit einer Erektion. Elender Verräter.
„Nach diesem Scheißtag , meinst du? Naheliegend. Aber du kennst mich. Körperliche Nähe bedrückt mich. Ich bin ein unzugänglicher Mistkerl.“ Er grinste schief.
„Und was ist mit Sex? Auf das Nötigste beschränkter Körperkontakt?“
Sie brachte ihn zum L achen. „Es sieht zwar nicht danach aus, aber ich bin nicht in Stimmung.“
Alanas Blick wanderte von der Ausbeulung zwischen seinen Beinen zu seinen Augen zurück. „Wie du willst.“ Sie erhob sich. „Aber vergiss nicht wieder zu essen“, ermahnte sie ihn spielerisch, und schloss die Tür hinter sich.
Er spürte den albernen Impuls , ihr die Zunge herauszustrecken, riss sich aber zusammen. Milde lächelnd ging er unter die Dusche. Seine Gedanken sorgten schnell für andere Bilder in seinem Kopf als gemeinsames Lakenzerknüllen. Sienna ließ ihn nicht los. Diese Frau hatte ihm die größte Blamage seines Lebens beschert. Und das so kurz vor seiner Beförderung in den Rat. Heiß pulsierte Rage durch seinen Körper. Er drehte das Wasser kälter. Was immer er auch anstellen musste, er würde hinter ihr Geheimnis kommen. Und wenn er es aus ihr herausvögeln musste. Auf diesen Gedanken reagierten seine Lenden mit freudiger Erwartung. Vielleicht hätte er Alana doch nicht so voreilig wegschicken sollen.
Im nächsten Augenblick verebbte die Erregung und stattdessen wurde ihm übel. Gehörte er nun auch zu den Perversen, die mit ihrem Futter schliefen?
Nein, das konnte nicht sein. Sicher lag es daran, dass er davon überzeugt war, keinen Menschen vor sich gehabt zu haben. Aber was, wenn sie doch ein Mensch war? Einer mit speziellen Fähigkeiten? Dann gelüstete es ihn nach einer Menschenfrau. Er schüttelte sich unter dem Wasserstrahl. Abartig. Widerwärtig. Was war nur mit ihm los? Die ersten Anzeichen von Ewigkeitswahn?
Er beschloss , es herauszufinden, indem er sie so schnell wie möglich aufsuchte und sich der Wahrheit stellte. So peinlich diese auch sein mochte. Himmel und Hölle, wie tief war er gesunken ohne es bemerkt zu haben?
*
Sienna schaltete die Leselampe aus. Die Sonne war nach einem bewölkten warmen Tag noch einmal herausgekommen und hüllte die Bibliothek in orangefarbenes Licht. Bald würde sie untergehen, doch der Sommer hatte gerade erst angefangen und die Tage waren noch lang.
Wieder und wieder hatte Sienna den Text gelesen und war nicht schlauer als vorher. Außer der Vermutung, dass Mountbatten das Schwert zur Unterstützung eines dunklen Plans brauchte, hatte sie nichts. Und das war mehr als vage. Es gab fast nichts, das er nicht erreichen konnte, auch ohne das Schwert. Die Gedanken der Menschen zu kontrollieren war bereits die ultimative Waffe. Wozu benötigte er ein altertümliches Symbol der Macht?
Sie rieb sich die Stirn. Da war noch etwas anderes, das sie beunruhigte. Als Lichtarbeiter hatte sie die Gabe , Menschen zu erspüren. Zwar konnte sie keine Gedanken lesen, denn das bedeutete , in die Privatsphäre und den freien Willen einzugreifen, doch spürte sie Emotionen, sah Licht und Schatten der Seelen. Daraus konnte sie eventuell folgende Handlungen und Gemütszustände ableiten. Bei Mountbatten hatte sie nichts gespürt. Er war wie ein Fels, nichts drang ein, nichts heraus. Er hatte keine Aura, keine Ausstrahlung, keine Emotionen besessen. Es war wie bei dem Spruch: Das Licht ist an, aber niemand ist zu Hause. Wie ein Toter. Und doch war er lebendig. Sein Ärger donnerte wie eine Feuerwand über sie. Doch nur, weil er es sich gestattete. Für ein paar Sekunden öffnete er seinen Panzer und ließ sie hineinsehen. Danach verwandelte er sich wieder in eine Statue.
Noch nie war ihr jemand mit dieser Fähigkeit begegnet. Sie konnte seine Intentionen nicht im Mindesten einschätzen, was sie beunruhigte.
Ein plötzlicher Windstoß wirbelte die Papiere vor ihr auf. Sienna schoss hoch, bereit , in der nächsten Sekunde von ihrem Platz zu verschwinden, falls nötig.
Schon wieder ein Eindringling.
Sie spürte Hass und Ärger ihr entgegenstürmen, wie eine Vorhut, noch bevor der Mann vor dem Tisch erschien, sich aus dem Nichts materialisierte. Mit angespannten Muskeln starrte sie ihn an, irritiert, als sie erkannte, dass es sich nicht um Mountbatten handelte.
Dabei sah der Mann ihm erstaunlich ähnlich. Schmaler und kantiger war er, dünnlippiger und
Weitere Kostenlose Bücher